Mobilität

mid-Kommentar: Wenn Greenpeace rechnet

24. November 2023, 13:12 Uhr
Lars Wallerang 2
2mid-Kommentar: Wenn Greenpeace rechnet
mid Groß-Gerau - Umweltschutz ist wichtig, doch manches Konzept von Greenpeace ist noch grün hinter den Ohren. geralt / pixabay.com
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Nach Berechnungen der Umweltschutz-Organisation Greenpeace müsste der Öl-Verbrauch im Verkehr zehnmal schneller sinken als bisher. Mit derzeitigem Tempo werde der Öl-Ausstieg im Straßenverkehr erst in 100 Jahren erreicht. Doch diese Rechnung geht im Sinne des Klimaschutzes nicht ganz auf. Der Motor-Informations-Dienst (mid) kommentiert.


Nach Berechnungen der Umweltschutz-Organisation Greenpeace müsste der Öl-Verbrauch im Verkehr zehnmal schneller sinken als bisher. Mit derzeitigem Tempo werde der Öl-Ausstieg im Straßenverkehr erst in 100 Jahren erreicht. Doch diese Rechnung geht im Sinne des Klimaschutzes nicht ganz auf. Der Motor-Informations-Dienst (mid) kommentiert.

Das Problem bei dieser Berechnung ist ihre Monokausalität: Zwar haben die Analysten in arithmetischer Hinsicht richtig gerechnet, doch Umweltschutz besteht nun einmal aus einem großen Set an Maßnahmen. Und deren Erfolg resultiert aus einer Gleichung, in der noch immer mehrere Unbekannte vorkommen. Zunächst einmal ist der Umstieg auf Elektromobilität kein Garant für eine Minimierung des CO2-Ausstoßes, da sich die Batterieherstellung noch immer nicht klimaneutral bewerkstelligen lässt. Insofern haben Elektroautos weiterhin einen "CO2-Rucksack" auf dem Buckel, der sich erst nach vielen Kilometern mit "grünem" Strom leeren wird.

Und damit gelangen wir zur zweiten Unbekannten: Wann fährt Deutschland ausschließlich mit klimaneutral gewonnenem Strom? Die meisten Energieexperten äußern sich zu dieser Frage skeptisch. Denn die Voraussetzungen für die Bereitstellung grünen Stroms in einem Umfang, der grundlastfähig ist, sind vielfältig. Außerdem gibt es dabei technologische Schwierigkeiten etwa durch den schlechten Wirkungsgrad, den die Energiespeicherung mit sich bringt - sei es nun in Form von Akkus oder Wasserstoff. Es muss ja ein Vielfaches von Wind- und Sonnenenergie erzeugt werden von dem, was später Batterien oder Wasserstoff zurückgeben. Bei fossilen Kraftstoffen ist dieser Wirkungsgrad besser.

Nun ist die Verbrenner-Diskussion ohnehin abgeschlossen. Bleibt noch die Frage nach den Alternativen zum Individualverkehr. Die hinlänglich bekannten Statistiken zum Personen- und Güterverkehr zeigen ein klares Bild: Die Straße besitzt gegenüber der Schiene eine vielfache Kapazität, was nicht nur am Größenverhältnis zwischen Schienen- und Straßennetz liegt, sondern auch an den Effizienz-Unterschieden. Jeder Kilometer Straße schafft deutlich mehr Mobilität als jeder Kilometer Schiene. Insofern werden die hoch gesteckten Umwelt-Ziele ohne Einschränkung der Mobilität insgesamt gar nicht zu erreichen sein.

Und ein ganz altes Problem bleibt ebenfalls bestehen: Ein deutscher, selbst EU-weiter Alleingang würde beim Schutz des Weltklimas keinen messbaren Beitrag leisten. Wenn die EU weniger Öl nachfragt, sinkt der Preis, und der Rest der Welt greift umso beherzter zu - ein Nullsummenspiel, das in die Berechnungen von Greenpeace nicht eingeflossen ist und sie damit im Reich fragwürdiger Hypothesen verharren lässt.

Lars Wallerang / mid

Der Artikel "mid-Kommentar: Wenn Greenpeace rechnet" wurde am 24.11.2023 in der Kategorie New Mobility von Lars Wallerang mit den Stichwörtern Mobilität, Verkehrswende, Kraftstoff, Elektromobilität, Schienenverkehr, Meinung, Kommentar, New Mobility, veröffentlicht.

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