Ratgeber

Neu- und Gebrauchtwagenkauf im europäischen Ausland

17. September 2014
Redaktion
Wer ein Auto sucht und mit der örtlichen Auswahl oder der Preislage für ein bestimmtes Modell nicht zufrieden ist, wird in aller Regel erst einmal im Internet nachsehen, welche Angebote dort aufgeführt werden.

Wer ein Auto sucht und mit der örtlichen Auswahl oder der Preislage für ein bestimmtes Modell nicht zufrieden ist, wird in aller Regel erst einmal im Internet nachsehen, welche Angebote dort aufgeführt werden. Kaum eine Suchanfrage über Google oder sogar verschiedene Autoverkaufsportale beinhält nicht mindestens einen Hinweis auf die Möglichkeit, Neufahrzeuge im Ausland kaufen. Denn von Land zu Land können die Preisvorstellungen und die jeweilige Preisentwicklung einzelner Marken und Modelle sehr stark voneinander abweichen. In diesem Ratgeber geht es daher darum, wie günstige Angebote im Internet auf ihre Seriosität geprüft, was alles zu beachten ist und wie sowohl der Kauf als auch die Fahrzeugüberführung aus dem Ausland abgewickelt werden.

Der EU-Neuwagenkauf
Als 2007 die Mehrwertsteuer in Deutschland von 16 auf 19% angehoben wurde, hat sich dies natürlich bei teureren Investitionen wie Autos oder Immobilien am meisten niedergeschlagen. Wer schon mal mit einem Händler um drei Prozent Rabatt gefeilscht hat, der weiß, dass es sich hierbei gut und gerne mal um ein paar Tausend Euro handeln kann. Während die Nettokosten hierzulande zu den höchsten in der EU zählen, sind sie in Dänemark, Griechenland und anderen Ländern deutlich preisgünstiger. Selbst nach der Zahlung der deutschen Mehrwertsteuer – im Ausland erworbene Autos werden nämlich anschließend immer hier besteuert – kann von den bis zu 40 Prozent Ersparnis einiges übrig bleiben. Hierfür kommen zwei Optionen in Frage: Die Beschaffung über einen spezialisierten Händler in Deutschland, der sich jedoch selbstredend diesen Service bezahlen lässt oder den eigenständigen Kauf vor Ort.

Den Kauf im Ausland vorbereiten
Für den Kauf innerhalb der EU gibt es einiges zu berücksichtigen: Am Anfang steht natürlich die Suche nach Angeboten und der anschließende Vergleich an. Hierfür können unter anderem die Webseiten der Hersteller bzw. Importeure durchgesehen werden. Ein Tipp an dieser Stelle: Für den Autokauf im Ausland ist es nicht unbedingt notwendig die jeweilige Landessprache zu beherrschen, doch von einem Kauf und der Abwicklung ohne passable Englischkenntnisse ist dann dringend abzuraten. Da heutzutage jedoch viele Menschen dieser Weltsprache zumindest einigermaßen mächtig sind, kommt oft ein Verwandter, Freund oder Bekannter in Frage, der dabei bestimmt gerne behilflich ist.
Vorsicht bei der Fahrzeugsuche ist gleich mehrfach geboten: Die Ausstattungsmerkmale der Fahrzeuge können innerhalb der EU von Land zu Land zum Teil stark abweichend sein. Da es außerdem deutsche Normen wie unter anderem die Pflicht zu ABS, Wegfahrsperren und Airbags gibt, kann sich der nachträgliche Einbau als zusätzlicher Kostenpunkt niederschlagen oder aber das Risiko besteht, dass Versicherungen im Schadensfall von der Haftung zurücktreten. In Luxemburg ist die Basisausstattung beispielsweise in der Regel deutlich höher als bei den gleichen Basismodellen in Deutschland. So können in dem einen Land elektrische Fensterheber nur gegen Aufpreis erhältlich sein, während in anderen selbst die Sitzbeheizung serienmäßig ist. Tageszulassungen gibt es im Ausland natürlich ebenfalls und ebenso wie in Deutschland begünstigen diese zwar den Kaufpreis, lässt jedoch die Gewährleistungs- und Garantie-Laufzeit ab dem Tag der Erstzulassung beginnen – deren Dauer innerhalb der gesamten EU gleich lange dauert wie hierzulande.
Ist die Wahl gefallen, steht die Überprüfung des Angebots und – zumindest soweit möglich – des Händlers aus der Entfernung an. Eine Rückfrage beim Händler bringt hierbei gleich zwei Vorteile: Zum einen ist es möglich, die genauen Inhalte und Ausstattungen des Fahrzeugs sowie Details zum Ablauf zu erfahren. Zum anderen gibt dies die Gelegenheit, zumindest die Vertrauenswürdigkeit und Kompetenz des Gesprächspartners ein wenig besser abzuschätzen. Auch Suchmaschinen können nicht selten Aufschluss über dessen Ruf geben. Im Zweifelsfall sollte jedoch von einem Kauf abgesehen werden, da unseriöse Angebote meist ein auffällig geringes Preisniveau haben und durchaus verlockend sein können – Vergleiche mit den dortigen Listenpreisen sind daher definitiv sinnvoll.

Ablauf: Vom Kauf bis zur Abholung
Sind die oben genannten Vorbereitungen alle abgeschlossen, steht der Abschluss des Kaufvertrags an. Der Händler wird im Normalfall auf die telefonische oder schriftliche Zusage hin einen Kaufvertrag vorbereiten, der am besten bei der Abholung vor Ort unterschrieben wird. Die Zahlung sollte auf keinen Fall aus der Distanz oder generell in Vorkasse erfolgen, sondern auch bei Finanzierungen erst als Anzahlung bei der Fahrzeugübergabe – Bargeld ist zwar eine beliebte Methode, bietet jedoch auch das Risiko des Verlustes/Diebstahls sowie möglicher Problematiken am Zoll. Ein Nachweis über den geplanten Kauf wie beispielsweise die Auftragsbestätigung des Händlers kann hierbei ebenso helfen, wie dessen Kontaktdaten während der Anfahrt für eventuelle Schwierigkeiten parat zu haben.
Es gibt gleich mehrere Möglichkeiten, um zum Fahrzeug bzw. Händler zu kommen und es abzuholen: Zum einen kann die Fahrt mit einem PKW und einem zweiten Fahrer unternommen werden – Dies hat den Vorteil, dass sich die Überführung vergleichsweise einfach gestaltet, bedeutet jedoch deutlich höhere Kraftstoffkosten. Des Weiteren kann es in Einzelfällen auch vorkommen, dass das Auto mit dem die Anfahrt vorgenommen wird, bei dem Händler als Inzahlungnahme aufgekauft wird. Wer keine der beiden Möglichkeiten hat, kann natürlich auch mit Fernbussen, der Bahn oder – je nach Entfernung zum Zielland – mit dem Flugzeug anreisen. Dabei sollten natürlich die Kosten in Relation zur Ersparnis beim Autokauf im Ausland stehen. Eine weitere Option ist das Mieten eines Fahrzeugs bei Mietwagenportalen wie europcar.de, bei denen in Deutschland der Mietwagen in Anspruch übernommen und bei einem Standort in der Nähe des Händlers zurückgegeben wird. Die Rückführung dieses Fahrzeugs bedeutet zwar eine zusätzliche Gebühr, diese kann jedoch zuvor schon für die jeweilige Fahrt angefragt und dadurch miteinkalkuliert werden.
Für die Abholung vor Ort ist ein sogenanntes Kurzzeitkennzeichen notwendig, für welches wiederum eine Versicherungsnummer (die EVB-Nummer) notwendig ist, die mithilfe des Kfz-Briefs bzw. der Fahrzeugdaten beantragt werden können. Außerdem müssen für das Beantragen des Kurzzeitkennzeichens der Personalausweis vorgelegt und für deren Ausstellung weitere, geringfügige Kosten eingeplant werden.
Bei der Abwicklung des Geschäfts ist auf mehrere Dinge zu achten:

  1. Der Kaufvertrag (nicht Vermittlungsvertrag) muss an den Käufer ausgehändigt werden. Auf Wunsch bieten einige Händler auch eine deutsche Sprachfassung an.
  2. Das sogenannte CoC-Papier (Certificate of Conformity oder auch Übereinstimmungsbescheinigung) muss ebenfalls, wie alle restlichen Fahrzeugdokumente zwingend ausgehändigt werden.
  3. Bereits im Vornherein sollte vereinbart werden, dass das Bordbuch des Fahrzeugs auf Deutsch ausgeliefert wird.
  4. Ebenso sollte vorab geklärt werden, wie die Zahlung vonstattengeht. Eine bestätigte Überweisung oder natürlich Bargeld sind in der Regel am einfachsten.

Mehr Informationen zur anschließenden Zulassung in Deutschland gibt es übrigens unter diesem Link: http://www.eu-info.de/auto-fuehrerschein-eu-europa/5892/6952/. Dort werden unter anderem die Hintergründe zur Notwendigkeit des örtlichen Zulassungsverfahrens und der Überwachung des technischen Zustands (deutsche Prüfplakette) aufgeführt.

Der Artikel "Neu- und Gebrauchtwagenkauf im europäischen Ausland" wurde am 17.09.2014 in der Kategorie Ratgeber von Redaktion mit den Stichwörtern Neu- und Gebrauchtwagenkauf im europäischen Ausland, Tipp & Infos, veröffentlicht.

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