Auto

Der Handschalter stirbt aus

21. November 2018, 11:39 Uhr
Rudolf Huber
Selber schalten oder lieber schalten lassen? Diese Frage wird sich wohl in absehbarer Zeit erledigen. Der damit verbundene lustvolle Streit am Stammtisch oder Kollegenkreis gehört damit der Vergangenheit an. Denn: Der Handschalter stirbt aus.


Selber schalten oder lieber schalten lassen? Diese Frage wird sich wohl in absehbarer Zeit erledigen. Der damit verbundene lustvolle Streit am Stammtisch oder Kollegenkreis gehört damit der Vergangenheit an. Denn: Der Handschalter stirbt aus.

Der Grund ist schnell erklärt: Autonome Fahrzeuge und solche mit Elektroantrieb harmonieren einfach besser mit Automatikgetrieben. Und auch wenn der Abschied vom lieb gewonnenen Schaltknüppel manchem sogenannten sportlichen Fahrer vielleicht schwerfallen wird - ernsthafte Vorteile hat der alte "Schalter" gegenüber einem modernen Automatikauto ja sowieso nicht mehr.

Spätestens im innerstädtischen Stop-and-go-Verkehr während der Rushhour oder im Stau spielt die Automatik ihren Komforttrumpf voll aus - im Gegensatz zu den vielen Kuppel- und Schaltvorgängen, die beim ständigen Anfahren und Abbremsen nötig sind. In solchen Situationen können selbst eingefleischte Schaltfans ins Grübeln geraten. Zumal ihnen inzwischen auch das Argument des sportlicheren Fahrens im Auto mit Schaltgetriebe weitgehend abhandengekommen ist. Nicht umsonst werden einige Sportwagen fast nur noch mit automatisierten Schaltungen angeboten.

Das liegt laut Goslar Institut nicht zuletzt auch daran, dass die modernen Automatikgetriebe weitgehend frei sind von den Nachteilen ihrer Vorfahren. Die Verbrauchswerte von Autos mit manuellen Getrieben und denen mit Automatik liegen nahezu gleichauf. Einige automatische Getriebe schalten inzwischen auch schneller als es die meisten Autofahrer vermögen. So vollziehen etwa moderne Getriebe mit Doppelkupplung Schaltvorgänge besonders zügig. Dadurch erweisen sie sich beim Beschleunigen für sportliche Piloten ebenfalls als vorteilhaft. Und auch eine zeitgemäße Wandler-Automatik erledigt die Schaltvorgänge erheblich schneller als früher und inzwischen auch ohne auffällige Schaltpausen.

Dennoch sind Automatikfahrer europaweit gesehen immer noch in der Minderzahl - obwohl der Marktanteil dieser Getriebe in den zurückliegenden Jahren stetig zugenommen hat. Jüngsten Erhebungen zufolge sollen in der EU noch 68 Prozent der Autofahrer mit einer Handschaltung unterwegs sein. In den USA und Asien hingegen ziehen die Kunden schon länger die Bequemlichkeit einer Automatik dem Schaltknüppel vor. So sind knapp drei Viertel aller US-Pkw mit automatischen Getrieben ausgestattet.

Doch auch hierzulande und in den europäischen Nachbarstaaten dürfte der technische Fortschritt die Fahrzeuge mit Schaltgetriebe zunehmend in die Defensive drängen. "Bei Hybrid-, Elektro- und autonom fahrenden Autos macht ein Schaltgetriebe keinen Sinn mehr", argumentieren Experten. Sie verweisen hierbei darauf, dass schon jetzt viele Fahrassistenten - wie etwa Abstandtempomat oder Stauassistent - ihre Vorteile erst in Kombination mit einem Automatikgetriebe voll ausspielen können. Und ein Elektromotor braucht erst gar keine Schaltung, weil er linear von null auf Höchstleistung hochdreht.

Der Artikel "Der Handschalter stirbt aus" wurde am 21.11.2018 in der Kategorie News von Rudolf Huber mit den Stichwörtern Auto, Autonomes Fahren, Getriebe, Automatik, News, veröffentlicht.

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