Auto

Der etwas andere Franzose

27. Juni 2018, 10:32 Uhr
Marcus Efler
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Peugeot legt sein Top-Modell 508 neu auf - kürzer und knackiger: Aus der klassischen Limousine wird ein viertüriges Coupé. Eine erste Probefahrt.


Es geschieht nicht oft, dass Automodelle von einer Generation zur nächsten schrumpfen. Der Peugeot 508 ist so ein Fall. Gleich um acht Zentimeter ist die zweite Auflage kürzer als der bis 2015 gebaute Vorgänger, ein klassisches, großes Stufenheck-Automobil. "Die normale Limousine hat keine Zukunft", glaubt man bei der Marke des französischen PSA-Konzerns, "eine radikale Kompakt-Limousine aber schon."

Ergebnis dieser Überlegungen ist ein viertüriges, 4,75 Meter langes Coupé mit rahmenlosen Scheiben und damit ein Konkurrent zum VW Arteon. Breiter und flacher als bislang gerieten die Proportionen außerdem, womit das neue Topmodell der Franzosen nun deutlich präsenter und dynamischer auf der Straße steht als 508 der Erste.

Der Eindruck, hier sollte eigentlich ein langer Sportwagen entstehen, festigt sich im Innenraum: Eine breite Mittelkonsole dominiert den vorderen Bereich, sodass Fahrer und Beifahrer sich regelrecht vom Auto umschlossen fühlen, dazu ist die Bedieneinheit mit Touchscreen ein paar Grad dem Fahrer zugewandt. Hinten bleibt trotz der Verkürzung komfortabler Knieraum, Passagiere über 1,85 Meter Körpergröße berühren allerdings mit dem Kopf schon das abfallende Dach. Der fünfte Platz, also jener hinten in der Mitte, ist eher als Notkissen ausgeführt. Ein Transportvehikel für die größere Familie ist der 508 also nicht, will er nicht sein - vielleicht passt dieses Attribut eher auf den Kombi, der im Herbst 2018 auf dem Pariser Autosalon vorgestellt wird.

Peugeot orientiert sich klar am angeblich wichtigsten Kunden, dem Dienstwagen-Nutzer, und verspricht "besonders niedrige Betriebskosten". Das gilt besonders für die Diesel, die vorerst, aller Diskussionen zum Trotz, 70 Prozent der Verkäufe stellen sollen. Erst wenn die geplanten Hybrid-Varianten lieferbar sind, sollen Benziner auf- und den Diesel sogar überholen.

Fahrspaß gehört allerdings auch beim Selbstzünder zum Konzept. Der Fahrer umfasst ein kleines, an Rennwagen erinnerndes Lenkrad, das oben und unten abgeflacht ist - und unterhalb der Instrumente sitzt. Das ist zunächst einmal gewöhnungsbedürftig, hat dann aber durchaus seinen Reiz. Man hat so stets freien Blick auf das recht flache, voll virtuelle Cockpit und seine netten animierten Spielereien mit verschiedenen wählbaren Designs.

Der kompakte Lenkkranz lässt tatsächlich etwas Sport-Feeling aufkommen, wenn man das Groß-Coupé um die Kurven zirkelt. Das adaptive Fahrwerk erlaubt die Einstellungen mit den Bezeichnungen Eco, normal und Sport, was die straffe Charakteristik durchaus rechtfertigt. Einen Komfort-Modus gibt es nicht: So setzt sich Peugeot von anderen Konzernmarken wie DS ab, die auf eine "typisch französische", also eher soften Abstimmung setzen.

Der große Dieselmotor mit 180 PS mit Achtgang-Automatik passt hervorragend zu dieser sportlichen Attitüde. Mit kräftigem Drehmoment treibt er den Wagen auch über bergige Landstraßen und schnelle Autobahn-Etappen. Dass er dabei durchaus auch kernig wirken kann, stört bei diesem Gesamtkonzept nicht weiter.

Für die alltägliche Fahrt tut's natürlich auch der Basis-Diesel mit 130 PS, aber stimmiger zum Wagen und seinem sportlichen Anspruch passt eben die größere Lösung. Der Top-Benziner mit 225 PS übrigens auch - sicher wird er ebenfalls seine Kunden finden.

An Bord sind die zeitgemäßen Assistenzsysteme wie Spurhaltung und Radar-Tempomat. Dazu gibt's ein modernes Bediensystem, bei dem Peugeot gegenüber früheren Voll-Touch-Lösungen wieder einen Schritt zurückgeht. Das ist durchaus überzeugend und übersichtlich gelungen: Echte und damit auch leichter zu findende Tasten rufen das jeweilige Menü auf, das sich dann im berührungsempfindlichen Schirm steuern lässt. Eine klare, verständliche Aufgabenteilung zwischen realer und virtueller Welt.

Das Smartphone lädt kabellos in der optionalen, etwas versteckten Schale; für die Anbindung per Apple CarPlay und Android Auto braucht's aber noch die Strippe. Die Musik, die von der Playlist dann durchs Auto perlt, klingt dafür besonders natürlich: Mit Focal übernimmt, in dieser Fahrzeugklasse einmalig, optional eine echte High-End-Klangschmiede die Audio-Ausstattung.

So ist der Peugeot 508 nicht nur eine etwas andere Limousine für alle, die eine Alternative zu VW oder Volvo suchen - er ist auch ein etwas anderer Franzose. Ob das reicht, Kunden von Audi und Mercedes wegzulocken, wie man bei Peugeot mal wieder hofft, bleibt abzuwarten.

Marcus Efler / mid

Technische Daten, Peugeot 508 BlueHDI 180
Viertürige Coupé-Limousine, Länge 4.750 mm, Breite mit Spiegeln 2.098 mm, ohne 1.847 mm, Höhe 1.404 mm, Radstand 2.793 mm, Tankinhalt 55 l, Kofferraumvolumen 487 l, Gewicht 1.535 kg

Motor: 4-Zylinder-Turbodiesel, 1.997 ccm, Frontantrieb, Achtgang-Automatik, 130 kW/180 PS, 0 - 100 km/h 8,3 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit 235 km/h, Verbrauch 4,7 l/100 km, Emissionen 124g/km, Schadstoffklasse Euro 6d-Temp, Preis: 46.450 Euro (BlueHDI 130 ab 31.250 Euro).

Der Artikel "Der etwas andere Franzose" wurde am 27.06.2018 in der Kategorie Fahrbericht von Marcus Efler mit den Stichwörtern Auto, Coupé, Fahrbericht, Neuheit, Präsentation, Test-Bericht, Pressevorstellung, Test, Bericht, Kurztest, Vorstellung veröffentlicht.

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