News

Selbstfahrender Serien-Lastwagen - Speditionen würden autonome Lkw kaufen

2. Oktober 2015, 15:22 Uhr
Hanne Lübbehüsen/SP-X
Ein wichtiger Schritt hin zur Markreife autonomer Lkw ist getan. Aber würden die selbstfahrenden Brummis auch in der Branche angenommen?

Der erste teilautonom fahrende Serien-Lkw hat am Freitag seine Jungfernfahrt auf der Autobahn 8 zwischen Denkendorf und Stuttgart zurückgelegt. Die Behörden in Baden-Württemberg hatten Hersteller Daimler eine Ausnahmegenehmigung erteilt, danach ist der Truck als Versuchsfahrzeug zugelassen und darf im öffentlichen Straßenverkehr getestet werden. Die Gütertransport-Branche begrüßt die neue Technik.

Bei dem Premieren-Lkw handelt es sich um einen serienmäßigen Mercedes-Benz Actros, der mit dem so genannten Highway Pilot ausgestattet ist. Das System beinhaltet Frontradar und Stereokamera sowie bewährte Assistenzsysteme wie den Abstandstempomat. Der Highway Pilot fährt teilautonom, das heißt, er kann den Lkw auf Autobahnen selbst steuern, der Fahrer bleibt aber voll verantwortlich, muss den Verkehr jederzeit überwachen und auch eingreifen können - ähnlich wie beim Autopiloten im Flugzeug.

Das System wird nie müde oder unaufmerksam, sondern ist immer aktiv. ,,Wir versprechen uns einen Sicherheitsgewinn", nennt Karlheinz Schmidt, Geschäftsführendes Präsidialmitglied des Bundesverbands Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) e.V. einen der wichtigsten Vorteile des autonomen Fahrens für Lkw. Ab diesem Jahr schreibt die EU bereits eine Vorstufe der neuen Systeme vor: Spurverlassenswarner und Notbremssysteme sind bei neuen Nutzfahrzeugen Pflicht. In einem Feldversuch mit 2.000 Fahrzeugen konnten allein dadurch ein Drittel der schweren Unfälle vermieden werden, so Schmidt.

Deshalb plädiert der Verbands-Geschäftsführer dafür, dass essentielle Sicherheitssysteme in Vorschriften umgesetzt werden, sobald sie serienreif sind. Mit einer deutlichen Verteuerung künftiger (teil-)autonomer Lkw rechnet er nicht, sei es doch auch bei Serieneinführung von Spurverlassenswarner und Notbremssystemen nicht zu deutlichen Preiserhöhungen bei den Fahrzeugen gekommen. Schließlich werde die Technik durch die großen Stückzahlen automatisch günstiger, sobald sie der Gesetzgeber zur Ausrüstungsvorschrift erkläre, so Schmidt.

Die Bereitschaft bei den Speditionen autonom fahrende Lkw zu nutzen, hält er für hoch. ,,Ich gehe davon aus, wenn die Technik verfügbar und bezahlbar ist, wird sie auch gekauft." Schließlich haben die Speditionen auch finanzielle Vorteile zu erwarten. So wirken sich beispielsweise weniger Schäden durch weniger Unfälle automatisch positiv auf die Versicherungsprämie aus.

Auf ein sehr wichtiges Assistenzsystem wartet die Branche laut Schmidt ,,händeringend", aber bisher noch vergeblich: den Abbiegeassistenten, der lebende Objekte auf Fahrzeughöhe erkennt und den Lkw-Fahrer warnt, wenn beispielsweise in der Stadt ein Radfahrer im Toten Winkel fährt.

Der Artikel "Selbstfahrender Serien-Lastwagen - Speditionen würden autonome Lkw kaufen" wurde am 02.10.2015 in der Kategorie News von Hanne Lübbehüsen/SP-X mit den Stichwörtern Selbstfahrender Serien-Lastwagen, News, veröffentlicht.

Weitere Meldungen