Reportage

Schwedische Neuheiten zweier Epochen

1. Juli 2021, 16:04 Uhr
Lars Wallerang 6
6Schwedische Neuheiten zweier Epochen
mid Münster - Urahn und Enkel: 75 Jahre trennen die Volvo-Modelle PV444 und XC40 Recharge Pure Electric. Thorsten Weigl / Volvo
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Technologisch weit fortgeschritten war er seinerzeit, der Volvo PV444. Bekannt ist der alte Schwede auch als 'Buckel-Volvo'. Jetzt hat das 75 Jahre alte Modell im Münsterland ein Rendezvous mit einer Neuheit des Jahres 2021: dem elektrischen Volvo XC40.


Technologisch weit fortgeschritten war er seinerzeit, der Volvo PV444. Bekannt ist der alte Schwede auch als "Buckel-Volvo". Jetzt hat das 75 Jahre alte Modell im Münsterland ein Rendezvous mit einer Neuheit des Jahres 2021: dem elektrischen Volvo XC40. Gemeinsam haben beide Fahrzeuge die skandinavische Herkunft und den Ruf, technologisch die Nase ziemlich weit vorn zu haben - jeder in seiner Epoche.

Der geräumige PV444 fällt in den 1940er Jahren auf mit einem stromlinienförmigen Design im Stile amerikanischer Fastback-Limousinen und entwickelt sich mit seinen Sicherheitsinnovationen schnell zum Bestseller der Marke. Ein Dreivierteljahrhundert später macht es ihm der Volvo XC40 Recharge Pure Electric auf andere Weise nach: Als Vorreiter im Modellportfolio kombiniert das Kompakt-SUV ähnlich erfolgreich ein skandinavisch geprägtes Design und die markentypisch hohen Sicherheitsstandards mit dem ersten vollelektrischen Antrieb.

Dass zwischen Buckel-Volvo und dem elektrischen XC40 immerhin 75 Jahre technologischer Entwicklung liegen, fällt während Spritztouren mit beiden Autos noch deutlicher auf als bei der nur statischen Betrachtung von Urahn und Enkel. Der junge Stromer flutscht nur so von jeder Ampel weg. Die markante Rekuperation bremst nach Loslassen des Energiezufuhrpedals so zupackend ab, dass im regulären Stadt- und Landverkehr die herkömmliche Bremse arbeitslos wird. Das Handling ist so einfach, dass man versucht ist, lässig mit einer Hand zu lenken - was der Sicherheitsassistent wiederum mit einer Rüge quittiert. Denn in Sicherheitsfragen versteht Volvo keinen Spaß.

Solche Kommunikation zwischen Auto und Fahrer findet im historischen Volvo PV444 freilich nicht statt. Das aus dem Volvo-Museum in Göteborg stammende Exponat ist in einem Zustand, als käme es gerade erst aus einem Autosalon der 50er Jahre mit neuen Fahrzeugpapieren. Für damalige Verhältnisse ist der PV444 ein Fahrzeug der gehobenen Klasse. Heute wirkt das Auto recht klein. Dafür machen alle silbernen Knöpfe und Schalter einen sehr edlen Eindruck.

Das Fahrzeug hat nur drei Gänge für die Vorwärtsfahrt und einen Rückwärtsgang, der sich dort befindet, wo bei heutigen Schaltwagen der 1. Gang positioniert ist. Dies ist das erste, was man wissen muss. Das Zurückschalten in den 1. Gang erfordert unterdessen Behutsamkeit, sonst krächzt das Getriebe verärgert.

Bremsen und lenken muss der Pilot mit eigener Muskelkraft, woran man sich schnell gewöhnt, auch im Stadtverkehr. So richtig wohl fühlt sich der Buckel-Volvo auf den schönen Landstraßen rund um Münster. Im Münsterland stehen unter anderem neue Windräder zur klimafreundlichen Stromerzeugung. Die Firma Volvo, die ja bald nur noch Elektroautos bauen will und dafür bereits technologische Weichen stellt, kann sich über die Zunahme erneuerbarer Energien nur freuen, denn nur unter Verwendung von grünem Strom schont die Elektromobilität die Umwelt.

Im Volvo PV444 träumt es sich indessen nostalgisch von der guten alten Zeit, als der Straßenverkehr noch etwas behäbiger floss. Noch heute ist nachvollziehbar, warum der Schwede Mitte des 20. Jahrhunderts so beliebt ist: Vor 65 Jahren, am 24. Januar 1956, rollt beispielsweise schon der 100.000ste Buckel vom Band, am Ende sind es weltweit fast 200.000 Einheiten der für ihre Langlebigkeit gerühmten Limousinen.

Ursächlich ist nicht allein das vom amerikanischen Fastback-Trend inspirierte Hochdach-Design, das dem Volvo PV444 liebevoll den Kosenamen "Buckel" einbringt. Neben der namensgebenden "Vier" - vier Sitze, vier Zylinder und zunächst 40, dann 44 PS - begründen zahlreiche Innovationen den Erfolg. Immerhin fährt das Auto als erster Volvo mit Verbund-Sicherheitsverglasung und einer selbsttragenden Karosserie vor - zur damaligen Zeit eine Sensation.

Die Konstruktion senkt nicht nur das Gewicht, sondern bietet auch einen höheren Aufprallschutz. In Verbindung mit der ausgezeichneten Raumausnutzung und 2,60 Metern Radstand ist der PV444 der perfekte Begleiter für die ganze Familie. Der Volvo XC40 Recharge Pure Electric überträgt dieses erfolgreiche Konzept rund 75 Jahre später in die Neuzeit: Obwohl mit knapp 4,43 Metern Länge sogar etwas kürzer, bietet das aktuelle Volvo Einstiegsmodell nochmals zehn Zentimeter mehr Radstand. Bis zu fünf Insassen profitieren von großzügigen Platzverhältnissen. Und so romantisch ein alter Volvo auch ist, die Zukunft gehört den leisen Stromern mit alltagstauglichen Reichweiten. Trotzdem schön, dass die automobilen Veteranen noch nicht ganz ausgedient haben.

Der Artikel "Schwedische Neuheiten zweier Epochen" wurde am 01.07.2021 in der Kategorie Fahrbericht von Lars Wallerang mit den Stichwörtern Reportage, Elektroauto, SUV, Kompakter, Historie, Fahrbericht, Test-Bericht, Pressevorstellung, Test, Bericht, Kurztest, Vorstellung veröffentlicht.

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