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Neue Mercedes V-Klasse: Die jungen Konturen des Riesen (Korrektur)

31. Januar 2014, 16:33 Uhr
Harald Farner (vm)
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Und die Größe ist doch wichtig: Mit einer Neuauflage seines in Spanien gebauten Raumriesen Viano will Mercedes in der Königsklasse der ausgewachsenen Vans wieder Maßstäbe setzen.

Und die Größe ist doch wichtig: Mit einer Neuauflage seines in Spanien gebauten Raumriesen Viano will Mercedes in der Königsklasse der ausgewachsenen Vans wieder Maßstäbe setzen. Die nur noch entfernt in der Silhouette zu erkennende Basis der neuen V-Klasse bildet in Verbindung mit einer Fülle von Neuheiten und intelligenten Lösungen die Mercedes Baureihe W 639. Sie startete vor zehn Jahren für zwei unterschiedliche Zielgruppen: in ziviler Ausführung als Viano für Familien- und Freizeiteinsätze sowie als gewerblich orientierter Vito. Für Daimler-Boss und Mercedes-Chef Dieter Zetsche ist die neue V-Klasse die Premium-Limousine für bis zu acht Passagiere.

Der bisher ziemlich baugleiche Vito wird vorerst in der alten Form weiter gebaut. Aber in etwa zwei Jahren wird er unter Berücksichtigung der Nutzfahrzeug-Eigenschaften die Grundzüge der neuen Generation übernehmen. Zu seiner Modellfamilie soll dann wieder eine zwar einfacher gestrickte, aber deutlich erschwinglichere Version für den günstigeren Familientransport gehören.

Die jetzt präsentierte neue V-Klasse ist eine in vielen Konzeptteilen völlige Neukonstruktion, von der eigens entworfenen Plattform über den hochwertig gestalteten und möblierten Innenraum bis zur Scheunentür-Heckklappe, die erstmals einen separat zu öffnenden oberen Teil mit Heckfenster aufweist. Der Mercedes-Raumtransporter setzt sich mit Design, Ausstattung und Fahrkomfort stärker vom brüderlichen Nutzfahrzeug ab. Er orientiert sich vor allem im Innenraum an der jüngsten Bedien-Architektur und der Wohlfühl-Möblierung der neuen, in wenigen Wochen antretenden C-Klasse und kommt Ende Mai 2014 zu Preisen ab etwa 42 900 Euro auf den Markt. Zunächst gibt es nur die drei dieselgetriebenen Modelle V 200 CDI, V 220 CDI und den V 250 BlueTec.

Dem Karosserie-Design darf man zugute halten, dass es sich nicht um Ausflüchte bemüht, die große Figur zu kaschieren. Dennoch fehlt es dem großen Körper mit der klaren Fensterlinie und einer einzigen, aus zwei Linien gebildeten, markanten seitlichen Sicke, nicht an Eleganz. Diese entsteht durch eine besonders in der Frontpartie zu entdeckende puristische Formensprache, die von dem senkrecht stehenden Grill mit dem sehr prominenten Markenzeichen initiiert wird. Im Heck sorgen die Fugen der bis weit in den Stoßfänger hineinreichenden Heckklappe für einen kalkuliert nüchternen Auftritt ohne bombastische Formen. Hier geht es um Ein- und Ausladen, um die pure Funktion. Eine feine Idee ist die Querteilung der Heckklappe. Im oberen Abschnitt lässt sich die fast wagenbreite Heckscheibe nach oben klappen und Koffer oder Einkäufe werden auf dem Zwischenboden gelagert. Ist die Heckscheibe geschlossen, wandert auf Knopfdruck die gesamte Klappe nach oben. Das ist ein Vorgang, für den in Parkgaragen und -buchten nicht immer genügend Platz zu finden ist. Deshalb erleichtert die nach oben geklappe Heckscheibe das Beladen entscheidend.

Die größten Fortschritte allerdings bietet die V-Klasse in seiner Fahrwerkskonstruktion und -abstimmung sowie in der Gestaltung, der Klimatisierung und in der Ausstattung des Innenraums. Fahreindrücke gibt es erst nach ersten Testfahrten im April, aber die keineswegs unkritischen Entwicklungsingenieure zeigen bei Gesprächen über Fahrstabilität, Fahrsicherheit und Federungskomfort durchaus Zeichen von Begeisterung. Sehr weit entfernt vom einstigen Nutzfahrzeug-Ambiente sind der Kommandostand für den Fahrer und die gesamte, qualitativ hochwertige Gestaltung des Armaturenträgers. Dieser durfte mit analog und digital anzeigenden Instrumenten, dem großen Infotainment- und Kontrollbildschirm sowie einer wertvoll wirkenden Anmutung und einer raffinierten Steuerung der Klimatisierung tief reichende Anleihen bei S- und E-Klasse nehmen. Das gilt auch für die mit LED-Technik arbeitenden Lichtsysteme. Um Sicherheit und Komfort bemühen sich insgesamt elf Fahrerassistenz-Systeme, die mit Radar-, Kamera- und Ultraschallsensoren den Begriff des markeneigenen Intelligent-Drive mit Leben erfüllen. Neu ist der optional erhältliche Einpark-Assistent, der die Großraum-Limousine in jede Parallel-Lücke gleiten lässt, die insgesamt mindestens nur einen Meter länger ist.

Der Mercedes unter den Großraum-Limousinen demonstriert die große Vielfalt: mit zwei unterschiedlichen Radständen von 3,20 Meter oder 3,43 Meter und in drei Außenlängen von 4,90 Meter, 5,14 Meter und 5,37 Meter, wobei der kürzere Radstand mit einer im Überhang verlängerten Karosserie verbunden ist. Bei einer Gesamthöhe von 1,88 Metern gleitet das neue Modell ohne Dachprobleme in die handelsüblichen Parkgaragen, fordert allerdings wegen seiner Breite von rund zwei Metern eine gewisse Aufmerksamkeit vom Fahrer. Breite und Länge führen logischerweise zu hohen Freiheitsgraden im Innenraum. Bis zu acht Insassen sind komfortabel unterzubringen und die Menge der Varianten und Versionen von Sitzkonfigurationen aus Einzelsesseln und Bänken ist kaum zu errechnen. Allerdings sind die in Bodenschienen verschiebbaren Sitze nicht zum Drehen geeignet. Man muss sie umständlich aus ihrer Verankerung lösen und wieder einsetzen. Mercedes habe aus Gewichtsgründen auf die Drehbarkeit verzichtet, heißt es.

Wie bisher wird die V-Klasse über die Hinterräder angetrieben. Einstweilen gibt es noch keine allradgetriebene 4Matic-Version, aber technisch kann sie rasch umgesetzt werden. Erstmals wird der Viano ausschließlich von Vierzylinder-Dieselmotoren angetrieben. Die drei Triebwerke kommen mit identischem Hubraum von 2 143 Kubikzentimetern, aber in den drei Leistungsstufen 100 kW/136 PS, 120 kW/163 PS oder 140 kW/190 PS. Wichtiger sind die Werte für die maximale Durchzugskraft bei niedrigen Motordrehzahlen. Das Nenndrehmoment der per zweistufig arbeitendem Turbolader aufgeladenen Vierventil-Motoren liegt bereits bei 1 200/min oder 1 400/min mit 330 Newtonmeter, 380 Nm oder 440 Nm auf Abruf bereit. Um die Bemessung der Kraft machen sich das Sechsgang-Schaltgetriebe mit kurz übersetztem ersten und drehzahlsenkend übersetztem sechsten Gang verdient.

Im Spitzenmodell V 250 BlueTec kommt serienmäßig das Automatikgetriebe "7G-Tronic Plus" zum Einsatz. Dieses ermöglicht die Wahl zwischen vier Fahrprogrammen für sportlicheres oder sparsameres Fahren. Die Normverbräuche liegen zwischen 5,7 Liter und 6,1 Liter Diesel, was 149 g/km bis 159 g/km Kohlendioxid entspricht. Aus dem Stand erreichen die neue V-Klasse die 100 km/h-Marke nach Mercedes-Messungen in 9,1 Sekunden bis 13,8 Sekunden und keine der Großraumlimousinen ist langsamer als 183 km/h; keine schlechten Werte für ein Familien- oder Freizeitgefährt, das der Größe des Auftritts, dem Genießen des Reisens und der Vorfreude auf sportliche Betätigung gewidmet ist.

Harald Farner

Der Artikel "Neue Mercedes V-Klasse: Die jungen Konturen des Riesen (Korrektur)" wurde am 31.01.2014 in der Kategorie Fahrbericht von Harald Farner (vm) mit den Stichwörtern Van, Neuheit, Präsentation, Test-Bericht, Pressevorstellung, Test, Bericht, Kurztest, Vorstellung veröffentlicht.

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