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Randvolle Fuhren: So gefährlich ist Überladen

18. August 2021, 12:17 Uhr
Rudolf Huber
Randvolle Fuhren: So gefährlich ist Überladen
mid Groß-Gerau - So pragmatisch kann man das Thema Übergewicht natürlich auch angehen. Goslar Institut
Einpacken, so viel der Stauraum erlaubt. Nach diesem Prinzip beladen offenbar nicht nur viele Deutsche ihre Autos. Zumindest drängt sich dieser Eindruck häufig auf, wenn man sieht, wie die Urlauber-Fahrzeuge bepackt sind. Dabei hat jedes Fahrzeug ein zulässiges Gesamtgewicht, das nicht überschritten werden darf.


Einpacken, so viel der Stauraum erlaubt. Nach diesem Prinzip beladen offenbar nicht nur viele Deutsche ihre Autos. Zumindest drängt sich dieser Eindruck häufig auf, wenn man sieht, wie die Urlauber-Fahrzeuge bepackt sind. Und mit diesen randvollen Fuhren geht es dann für hunderte Kilometer oder mehr über die Fernstraßen Europas, wobei nur allzu oft das Risiko von Pannen oder Unfällen mitfährt, da die Autos nicht selten völlig überladen sind. Dabei hat jedes Fahrzeug ein zulässiges Gesamtgewicht, das nicht überschritten werden darf.

"Das wusste ich nicht", versuchen sich Autofahrer häufig herauszureden, wenn sie von der Polizei auf Überladung aufmerksam gemacht werden. Doch diese Ausrede zieht in der Regel nicht, weil die entsprechenden Werte im Fahrzeugschein leicht zu finden sind. Dort ist unter dem Buchstaben F eben jenes Gesamtgewicht angegeben, das ein beladenes Auto nicht überschreiten darf. Und unter dem Buchstaben G führt der Fahrzeugschein das Leergewicht des Fahrzeugs auf. Die Differenz zwischen diesen beiden Angaben ergibt die erlaubte Zuladung: also das Gewicht von Gepäck oder Ähnlichem, das höchstens mitzunehmen gestattet ist.

Dabei wird die erlaubte Zuladung vielfach von den Autofahrern überschätzt. Meist steht auch keine Waage zur Verfügung, mit der sich das Gesamtgewicht des Fahrzeugs überprüfen ließe. Der ADAC erläutert diese Problematik an Beispielen: wie etwa einem Fahrzeug der unteren Mittelklasse, das ein Leergewicht von 1286 Kilogramm auf die Waage bringt. Bei einem zulässigen Gesamtgewicht von 1725 Kilo verbleiben in diesem Fall noch 439 Kilo Zuladung. Das hört sich nach viel Spielraum an, doch bei einer Urlaubsfahrt beispielsweise reduziert sich der nur allzu schnell. Denn allein das Gewicht der mitfahrenden Personen - 75 Kilo für den Beifahrer, der Fahrer ist im Leergewicht bereits mit 75 Kilo berücksichtigt - sowie das von zwei Kindern mit Kindersitz - zusammen 90 Kilo - addiert sich schon auf rund 165 Kilo. Bleiben knapp 274 Kilo Zuladung für Gepäck. Sollen dann noch Fahrräder auf einem Heckträger und gegebenenfalls ein Dachgepäckträger mit, ist das Auto schneller überladen als man annimmt.

Und Überladung ist keine Lappalie, die man nonchalant übergehen kann. Vielmehr hat zu viel Gewicht an Bord erhebliche negative Auswirkungen auf das Fahrverhalten von Fahrzeugen. Schon ein im zulässigen Rahmen voll bepacktes Auto fährt sich spürbar anders als gewohnt. Ein überladener Pkw ist insgesamt schwerfälliger, die Lenkung wird träger, das Auto reagiert deutlich langsamer auf Ausweichmanöver, der Bremsweg verlängert sich erheblich und der Wagen gerät bei heftigem Bremsen oder in Kurven leichter aus der Spur. Zudem werden Bremsen, Reifen und Motor bei Überladung stärker belastet als vorgesehen. "Zu viel Zuladung schränkt somit die Verkehrssicherheit eines Fahrzeugs insgesamt massiv ein", heißt es beim Goslar Institut.

Deshalb ahndet der Gesetzgeber Übergewicht auch mit durchaus saftigen Strafen: Bei mehr als 20 Prozent über dem zulässigen Wert - und das ist schnell der Fall - werden 95 Euro plus ein Punkt in Flensburg fällig, bei mehr als 30 Prozent sind es 235 Euro sowie ebenfalls ein Punkt. Angesichts dieser Sanktionen und der Gefährdung der eigenen Sicherheit sowie der anderer Verkehrsteilnehmer sollte man also tunlichst darauf achten, nicht mit zu hoher Zuladung unterwegs zu sein.

Doch wie kann man sichergehen, nicht zu viel Gewicht im Auto zu haben? Ein Tipp: Öffentliche Pkw-Waagen gibt es in vielen Kommunen. Zudem verfügen etliche Wertstoffhöfe, Baustoffhandlungen, Sand- und Kieswerke oder Schrotthändler über derartige Messgeräte. Allerdings ist zu beachten, dass man zum Wiegen mit dem beladenen Fahrzeug fahren muss. Und ist dieses übergewichtig, kann es einem passieren, dass man auf dem Weg zur Waage von der Polizei erwischt und entsprechend bestraft wird.

Deshalb bietet es sich an, zu Hause die Zuladung des eigenen Fahrzeugs zu errechnen. Dazu werden die Gepäckstücke auf der heimischen Personenwaage auf ihr Gewicht kontrolliert. Addiert man diese Werte mit dem Gewicht der Passagiere, erhält man einen relativ verlässlichen Hinweis zum Gewicht der Zuladung. Dabei dürfen aber auch gegebenenfalls der Dachgepäckträger und der Fahrradträger am Heck nicht vergessen werden. Wer sich so vergewissert, dass die Zuladung im grünen Bereich liegt, kann sich mit mehr Sicherheit "auf die Piste" begeben.

Der Artikel "Randvolle Fuhren: So gefährlich ist Überladen" wurde am 18.08.2021 in der Kategorie Ratgeber von Rudolf Huber mit den Stichwörtern Auto, Autofahren, Beladung, Leergewicht, zulässiges Gesamtgewicht, Ratgeber, Tipp & Infos, veröffentlicht.

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