Ratgeber

Kfz-Schadengutachten – mit Fahrzeug-Thermografie dem Schaden auf der Spur

5. Juli 2021
Ratgeber 3
3Kfz-Schadengutachten – mit Fahrzeug-Thermografie dem Schaden auf der Spur
Abbildung 1: Thermografie-Scanner können große, fest installierte Geräte sein oder kleine handliche Handscanner, die mobil einsatzfähig sind. @ mfuente (CC0-Lizenz)/ pixabay.com
3 Bilder
Thermografie oder Wärmebildkameras haben viele Einsatzmöglichkeiten. Die Polizei verwendet sie beispielsweise bei ihrer Ermittlungsarbeit. Mithilfe dieser Technologie hat die Polizei schon vermisste Personen aufgespürt und Leben gerettet.

Ihr Einsatz ist auch in ganz anderen Bereichen möglich. Damit lassen sich Maschinen auf Schäden überprüfen oder Fahrzeuge begutachten. Insbesondere bei Fahrzeugen ist die Thermografie sehr effektiv. Die Thermografie kann auch tiefer liegende Schäden aufspüren, ohne gleich das ganze Fahrzeug auseinanderbauen zu müssen. Das macht sich neben der Kfz-Branche auch die Luft- und Raumfahrt zunutze.

Was leistet die Thermografie, um Schäden aufzudecken?

Mithilfe der Thermografie lassen sich innere Schäden an einem Fahrzeug feststellen, die mit dem Auge nicht erkennbar sind. Das gilt für reparierte Unfallschäden und auch für Motorschäden. Bei reparierten Unfallschäden zeigt die Thermografie zudem, wie die Reparatur des Schadens vorgenommen wurde. Damit können Kaufinteressenten, insbesondere wenn es sich um teure Oldtimer handelt, das Fahrzeug auf verborgene Schäden untersuchen lassen.

Das kann vor einem teuren Fehlkauf schützen. Die Prüfung mit der Wärmekamera ist besonders bei Oldtimern, Gebrauchtwagen und Unfallfahrzeugen sinnvoll, um sich vor bösen Überraschungen zu schützen. Verkäufer verschweigen häufig Mängel, die auf einen Unfall zurückzuführen und auf den ersten Blick nicht erkennbar sind. Manchmal sind diese Schäden noch nicht einmal für einen Gutachter erkennbar. Eine thermografische Untersuchung stellt sicher, dass das Fahrzeug dem beschriebenen Zustand entspricht. Auch bei einem unverschuldeten Unfall kann die Fahrzeug-Thermografie helfen, den wahren Schadensumfang ermitteln, indem sie auch die verdeckten Schäden sichtbar macht.

Wie funktioniert eine thermografische Untersuchung durch einen Gutachter?

Die Untersuchung erfolgt mithilfe einer Wärmebildkamera. Der Gutachter scannt das Fahrzeug von allen Seiten, wenn es notwendig ist auch das Fahrzeugdach und die Motorhaube, und zeichnet Bilder auf. Die Bilder sind die Grundlage für die anschließende Beurteilung des Fahrzeugzustands. Bei anderen Verfahren, wie der Lackschichtdickenmessung, liegen nur punktuelle Messwerte vor. Die Thermografie misst nicht punktuell, sondern erfasst die komplette Fahrzeugseite. Damit lassen sich Karosserien aus verschiedenen Materialien untersuchen, wie Stahlblech, GFK, CFK, Aluminium und auch folierte Fahrzeugteile.

Um das Fahrzeug richtig vermessen zu können, muss es auf einem ebenen, geraden Untergrund stehen. Der Gutachter positioniert die Scanner, die sich auf Schienen befinden, neben dem Fahrzeug. Dann beginnt die Vermessung. Das Analysegerät fährt die komplette Länge des Fahrzeugs ab und macht viele Einzelbilder mit Fotoblitz und Scheinwerfern. Anschließend kommt der Computer zur Auswertung der Bilder zum Einsatz. Anhand der ausgewerteten Daten kann der Gutachter von der obersten, sichtbaren Lackschicht bis in die tiefsten Fahrzeugstrukturen die Teile einschätzen. Für ein abschließendes Urteil braucht der Gutachter auch viel Erfahrung. Anhand der vorliegenden Daten und aufgrund von vielen, bereits untersuchten Fahrzeugen, kann der Gutachter abschließend einschätzen, ob beispielsweise an einer bestimmten Stelle eine Schweißnaht vorliegt oder ob Spachtelmasse verwendet wurde. Je dunkler der Teil in den Aufnahmen erscheint, umso dicker wurde die Spachtelmasse aufgetragen.

Welche Vorteile hat die aktive Thermografie?

Der Thermografie-Scanner zeigt alle Schäden auf, die ein Fahrzeug hat. Dabei kann es sich um einen reparierten Unfallschaden handeln, einen Motorschaden oder um Versicherungsbetrug.

Die Untersuchung ist sehr praktisch und schnell; sie dauert meist etwa 30 Minuten. Die Scanner sind zerlegbar und damit mobil einsetzbar. Der Aufbau kann theoretisch überall stattfinden.

Der Gutachter muss nicht gleich das gesamte Fahrzeug untersuchen. Der Kunde kann bestimmen, welcher Bereich ihm für seine Zwecke wichtig ist. Den gewünschten Untersuchungsbereich kann der Gutachter dann mit einem installierten Scanner für das gesamte Fahrzeug vornehmen oder mit einem Handscanner, der viel kleiner ist. Damit lassen sich Teilbereiche schnell und einfach untersuchen. Solche Teiluntersuchungen mit einem kleinen Handscanner dauern meist nur wenige Minuten.

Durch den Scan entstehen keinerlei Schäden am Fahrzeug, denn es ist nicht notwendig, das Fahrzeug oder Teile davon zu demontieren. Die Strahlen des Scanners verursachen auch keine Schäden am Lack.

Kfz-Thermografie hilft Fälle von Versicherungsbetrug aufzudecken

Die aktive Thermografie ist auch eine wichtige Untersuchung, um Versicherungsbetrug aufzuklären. Damit kann die Versicherung prüfen lassen, ob die abgerechneten Leistungen mit den tatsächlich durchgeführten Reparaturen übereinstimmen. Die Thermografie kann beispielsweise offenlegen, ob die Tür tatsächlich ausgetauscht oder doch nur kostengünstig instandgesetzt wurde. Der Scanner kann dann einwandfrei belegen, dass das berechnete Ersatzteil gar nicht verbaut wurde und es sich tatsächlich um Versicherungsbetrug handelt. Selbst wenn ein Schaden sehr gewissenhaft repariert ist, kann die moderne Thermografie den Schadenshergang ermitteln. Auf den Aufnahmen sind dafür signifikante Spuren deutlich zu erkennen.

Findet nicht nur Schäden

Die Thermografie kann in tiefere Strukturen des Fahrzeugs „hineinsehen“ und den Schaden auch gleich analysieren. Bei einem Gebrauchtwagen ist es für viele hinnehmbar, wenn ein Fahrzeug bereits repariert ist. Ihnen ist es nur wichtig, darüber informiert zu sein.

Die Thermografie ist im Prinzip für jeden geeignet, der sich ein anderes Fahrzeug kauft und sicherstellen will, dass es sich nicht um ein Unfallfahrzeug handelt. Eine Wagenseite zu analysieren, dauert zehn bis 15 Minuten. Das abschließende Urteil kann der Gutachter innerhalb von 30 bis 45 Minuten abgeben.

Ein einfacher Scan kostet rund 150 Euro. Für einen älteren Gebrauchtwagen lohnt sich das vielleicht nicht so sehr. Handelt es sich allerdings um ein neueres Gebrauchtfahrzeug, einen hochwertigen Rückläufer aus einem Leasingvertrag, einen teuren Sportwagen oder einen wertvollen Oldtimer, kann sich die Untersuchung lohnen. Umfangreichere Analysen sind teurer.

Der Artikel "Kfz-Schadengutachten – mit Fahrzeug-Thermografie dem Schaden auf der Spur" wurde am 05.07.2021 in der Kategorie Ratgeber von Ratgeber mit den Stichwörtern Kfz-Schadengutachten – mit Fahrzeug-Thermografie dem Schaden auf der Spur, Tipp & Infos, veröffentlicht.

Weitere Meldungen

18. April 2024

Citroen C3 Aircross: Erste Bilder

Die dritte Generation des C3 Aircross steht in den Startlöchern. Jetzt zeigt Citroen erste Bilder. Wie der neue C3 ...