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Die geplante Abgasnorm Euro-7 bringt die Autobauer unter Druck

12. Mai 2021
WM-Redaktion
Die geplante Abgasnorm Euro-7 bringt die Autobauer unter Druck
@ Nerivill (CC0-Lizenz)/ pixabay.com
Die Europäische Union macht weiter Druck beim Umweltschutz. Das hat die Autobauer in Deutschland aufgescheucht. Sie befürchten durch die neue Euro-7 Abgasnorm ein Verbot der Verbrenner durch die Hintertüre.

Die geforderten Einschränkungen sind ihrer Meinung nach nicht technisch realisierbar. Das könnte dazu führen, dass sie zu einer Zwangs-Hybridisierung der Autos gezwungen werden, befürchten Daimler und Co. Noch Anfang April gab sich der ADAC optimistisch, dass sogar ein moderner Diesel für die Abgas-Bestimmungen fit sein könnte.

Nach einer Sitzung in Brüssel machen sich die Hersteller nun daran zu errechnen, welche Auswirkungen die geplanten Änderungen haben könnten. Sie gehen derzeit davon aus, dass die Verbrennungsmotoren die Vorgaben nicht mehr erfüllen werden. Die daraus resultierende technische Aufrüstung würde daher zwangsläufig die Preise von Kleinwagen ansteigen lassen.

Umweltschutz wird zur großen Herausforderung

Die Autokonzerne geraten damit neuerlich von zwei Seiten unter Beschuss. Denn nicht nur die regulatorischen Vorgaben werden immer strenger, sondern auch die Konsumenten wünschen sich ein verstärktes Engagement der Hersteller beim Thema Umweltschutz. Dieses stand erst vor kurzem im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Anlass war der jährliche Tag der Erde. Dieser findet mittlerweile seit mehr als 50 Jahren statt. Ausgangspunkt war die Demonstration von 20 Millionen Amerikanern gegen eine Umweltreform. Seither hat sich viel getan. Themen wie Mikroplastik im Meer oder der verstärkte Einsatz von Solarenergie sind heute keine Randthemen mehr.

Ganz im Gegenteil, die Industrie arbeitet auch in Deutschland auf Hochtouren, um die Elektromobilität weiter voranzutreiben. Die Konzerne eifern dem Vorbild von Tesla nach und haben ihre Strategien grundlegend angepasst. Jetzt geht es für sie darum die Speichertechnologie so schnell zu entwickelt, dass die Elektromobilität zu einer echten Alternative für die Verbrenner wird.

Die EU-Pläne stoßen auf wenig Gegenliebe

Doch bevor es so weit ist, geht es darum einen praktikablen Übergang zu finden. Doch dieser scheint nach Ansicht der Autowelt mit der geplanten europäischen Abgasnorm Euro-7 nicht möglich zu sein. Diese soll schließlich die schädlichen Stickoxid- und Partikelemissionen weiter reduzieren. Doch die Pläne der EU stoßen bei den Herstellern auf wenig Gegenliebe. Die derzeit noch diskutieren Szenarien halten sie für nicht umsetzbar.

Das überrascht, schließlich schien die Welt vor einigen Wochen noch in Ordnung zu sein. Der Verband der Automobilindustrie zeigt sich damals davon überzeugt, dass die EU-Kommission die Grenzen des technisch machbaren akzeptiert und sich von unerreichbaren Zielen verabschiedet habe. Doch nun scheint sich der Wind gedreht zu haben. Der ganze Optimismus der letzten Wochen ist verflogen.

Schuld daran ist die letzte Sitzung des EU-Beratergremiums AGVES in Brüssel. Die dort empfohlenen Vorgaben, die ab 2026 gelten sollen, bereiten den Autobauern großes Kopfzerbrechen. Immerhin entscheiden die technischen Details der Abgasnorm, ob ein Verbrennungsmotor zukünftig noch eine Genehmigung, bzw. eine Zulassung erhält. Derzeit arbeiten die Experten daran die Vorgaben im Detail zu entschlüsseln. Doch die Autobranche hat schon jetzt die schlimmsten Befürchtungen.

Droht der Industrie ein Absatzeinbruch?

Das International Council on clean Transportation versteht die Aufregung nicht. Die gemeinnützige Organisation, die von Lobbyisten unbeeinflusste Forschung ermöglichen möchte und technische Analysen für Umweltbehörden erstellt, sieht in der neuen Abgasnorm lediglich einen geringfügigen Mehraufwand für die Hersteller. Diese hingegen befürchten ernsthafte Folgen. Die Einführung von Hybridmotoren durch die Hintertür würde die Kosten nach oben und die Umsätze nach untern treiben. Verbrennungsmotoren alleine könnte die Vorgaben nicht mehr erfüllen. Die Zusatzkosten könnten sich pro Fahrzeug auf mehrere tausend Euro summieren.

Diese Kosten lassen sich bei teuren Modellen zwar noch irgendwie darstellen, bei Kleinwägen hätten sie jedoch dramatische Auswirkungen. Das würde in Folge die Verkaufszahlen senken. Konkret geht man daher in der Branche von einer Mobilitätbremse für Geringverdiener aus. Das könnte ernsthafte Konsequenzen für die deutsche Autowirtschaft nach sich ziehen.

Zahlreiche Politiker appellieren daher an die EU-Kommission auch die industrie- und beschäftigungspolitischen Folgen im Blickfeld zu behalten. Sie gehen weiter davon aus, dass die Transformation zur Elektromobilität ohne Emissionen seine Zeit benötige. Schon derzeit greift die Politik über die CO2-Gesetzgebung und Förderungen für den Kauf von Elektrofahrzeugen massiv in den Markt ein. Gleichzeitig haben zahlreiche deutsche Hersteller ihre langfristigen Strategien in Richtung Elektromobilität verändert. Bestes Beispiel dafür ist VW, das deutlich aufgeholt hat. Nun fordern sie einen angemessenen Zeitraum, um die technischen Vorgaben in angemessener Zeit umsetzen zu können.

Der Artikel "Die geplante Abgasnorm Euro-7 bringt die Autobauer unter Druck" wurde am 12.05.2021 in der Kategorie Ratgeber von WM-Redaktion mit den Stichwörtern Die geplante Abgasnorm Euro-7 bringt die Autobauer unter Druck, Tipp & Infos, veröffentlicht.

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