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Jaguar in der Formel E: Emotionen für den Elektroantrieb

15. Mai 2017, 16:56 Uhr
Mirko Stepan
Elektromobilität ist derzeit bei nahezu allen Autobauern das wichtigste Forschungs- und Entwicklungsfeld - nur bei den Kundenvorlieben nehmen die E-Autos noch nicht so richtig Fahrt auf. Das soll und muss sich ändern. Jaguar will die Kundschaft mit Rennerfolgen von der Technik überzeugen und ist dafür seit dieser Saison in der Formel E am Start.

Elektromobilität ist derzeit bei nahezu allen Autobauern das wichtigste Forschungs- und Entwicklungsfeld - nur bei den Kundenvorlieben nehmen die E-Autos noch nicht so richtig Fahrt auf. Das soll und muss sich ändern. Jaguar will die Kundschaft mit Rennerfolgen von der Technik überzeugen und ist dafür seit dieser Saison in der Formel E am Start.

Monaco, Start-Ziel-Gerade. 20 Rennwagen stehen in der Startaufstellung, in wenigen Sekunden geht's los. Wäre jetzt ein Formel-1-Starterfeld im Mekka der Superreichen und Schönen zu Gast, bräche ohrenbetäubender Lärm los. Bei der Formel E dagegen wird leise gesurrt - für Motorsportfans, die ihren ersten Kontakt mit der noch jungen Rennserie - man ist aktuell im dritten Jahr - haben, ein ungewohntes Klangerlebnis.

Ähnlich wie auf dem legendären Stadtkurs im Fürstentum Monte Carlo soll es in wenigen Jahren auch im Straßenverkehr zugehen: Mit Elektroantrieb, leise und ohne Emissionen. Dafür ist die Formel E Werbeplattform, und Stadtkurse rund um den Globus sind die richtige Spielwiese. Das sieht nicht nur das "Team Panasonic Jaguar Racing", das erst seit der aktuellen 2016/2017er Saison dabei ist und in Monte Carlo zum zweiten Mal in Folge Punkte holen konnte. Das haben auch Hersteller und Zulieferer wie Audi und Schaeffler mit dem gemeinsamen Abt-Team, Renault, die PSA-Nobelmarke DS oder die indische Mahindra-Gruppe erkannt, die allesamt mit Renn-Teams in der Serie vertreten sind.

2020 will Jaguar Land Rover die Hälfte seiner Fahrzeugflotte elektrisiert haben - als reine E-Autos oder Hybrid-Modelle. Das angekündigte Ziel von 130 Gramm Kohlendioxid-Ausstoß je Kilometer soll bestenfalls unterboten werden. Von 247 Gramm im Jahr 2007 konnte der CO2-Ausstoß anno 2016 bereits auf 165 Gramm je Kilometer gesenkt werden. Um die Zielvorgabe in drei Jahren zu erreichen, ist die Formel E ein wichtiges Testfeld, erklärt Jaguar Team-Chef James Barclay. Der Wettbewerb sei mit Blick auf die Elektrifizierung der Serienfahrzeuge enorm wichtig, etwa für ein Modell wie den jüngst präsentierten I-Pace, den Jaguar in nächster Zukunft als Produktions-Modell auf die Straße bringen wird.

"Die Formel E bietet eine Menge interessanter Aspekte, die für die Serienproduktion relevant sind", erklärt Barclay. Ob es darum gehe, maximale Leistung bei gleichzeitig höchster Effizienz zu erzielen, das Temperatur-Management der Batterie so zu gestalten, dass sie möglichst lange volle Leistung bringen kann oder so viel Bremsenergie wie möglich in den Energiekreislauf zurückzuführen - all diese Fragen sind auch bei der Entwicklung von Straßenfahrzeugen relevant.

Jaguar setzt auf den Lern-Effekt, den die Formel E mit sich bringt. Denn das neue Team muss möglichst schnell das Auto optimieren - von Training zu Training und von Rennen zu Rennen. Punkte in den zurückliegenden beiden Rennen sind die Belohnung für die harte Arbeit der Mannschaft um Barclay. Mitch Evans hat mit dem zehnten Platz im Fürstentum einen wertvollen Zähler für Jaguar eingefahren. Teamkollege Adam Carroll hat es auf Platz 14 nicht in die Punkte geschafft. Derzeit muss sich der britische Rennstall zwar mit dem vorletzten Platz der Teamwertung begnügen. Die Kurve zeigt aber nach oben, und Rückschläge muss jeder Neuling einstecken, das ist in allen Rennserien so. Für Jaguar gibt es gute Gründe, weiter hart zu arbeiten.

"Die Formel E repräsentiert die Zukunft", sagt der Team-Boss. Wer Autos bauen möchte, die umweltfreundlich und gesellschaftlich anerkannt seien, dürfe nicht nach hinten blicken, sondern müsse den Blick nach vorn richten. Das hat der Rennsport-Weltverband FIA erkannt, ebenso Jaguar und viele andere Hersteller, die in der Formel E fahren. Mit der rein elektrischen Rennserie wollen alle Beteiligten helfen, die Popularität von Elektroautos zu steigern.

"Wir möchten die Vorteile batterie-elektrischer Fahrzeuge aufzeigen, und auch, dass die technische Entwicklung rasant voranschreitet." In angesagten Städten wie Paris oder Berlin, aber auch in Monaco, wo man gerne einmal von mehreren Bentleys, Rolls-Royce und Ferraris umzingelt ist, setzt die Rennserie auf interessierte Zuschauer, um das Thema E-Mobilität in den Köpfen der Menschen zu verankern. Niedrige Eintrittspreise sollen dabei helfen. Sitzplätze für das Berlin-Rennen sind bereits für 24,50 Euro zu haben, Stehplätze sind sogar teilweise kostenlos.

Die Nähe zu den Motorsport-Fans - ein "eVillage" mit Informationen zu Elektroautos und PR-Aktionen mit Fahrern gehören dazu - soll ein Baustein sein, um die Serie und die ihr zugrunde liegende Technologie voranzutreiben. Und natürlich die mediale Strategie. "Die Formel E arbeitet mit neuen Medien und holt so auch wieder junge Leute zum Motorsport, das ist für mich ein wichtiger Aspekt", sagt Deutschlands Rennfahrer-Legende Hans-Joachim Stuck. Und die Jungen sind die künftigen Autokäufer, die Hersteller wie Jaguar von den eigenen Produkten überzeugen muss - immer häufiger von Produkten mit E-Antrieb. Rennsiege helfen dabei, das war schon immer so. Die Formel E ist also ein Teil im Gesamt-Konstrukt Elektrifizierung.

Mirko Stepan / mid

Der Artikel "Jaguar in der Formel E: Emotionen für den Elektroantrieb" wurde am 15.05.2017 in der Kategorie News von Mirko Stepan mit den Stichwörtern Auto, Alternativer Antrieb, Elektroauto, Motorsport, Rennwagen, Sportwagen, SUV, News, veröffentlicht.

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