Ratgeber

Vertragswerkstatt oder freie Werkstatt: die Unterschiede

9. September 2020
Redaktion
Geht es um Kraftfahrzeug-Service und -reparatur, so werben Vertragswerkstätten und die markenunabhängigen, freien Werkstätten um die Gunst des Kunden. Beide Betriebsstrukturen sind dem KFZ-Handwerk zugehörig. Unbestritten ist beider Daseinsberechtigung. Dieser Beitrag beleuchtet feine Unterschiede und Marktmechanismen.

Die freie Autowerkstatt verzichtet auf Markenbindung

Freie Werkstätten bieten einen von der Marke unabhängigen Service. Klassisch ist der vom Inhaber geführte Einzelbetrieb. Aber auch bundesweit und flächendeckend vertretene Ketten werden den freien Werkstätten zugezählt. Die typischen Schwerpunkte liegen in der Regel im Bereich von Service und Standard-Reparaturen. Es liegt in der Natur der Markenunabhängigkeit, dass "Freie" nicht jedes Automodell bis ins letzte technische Detail kennen. Die Verfügbarkeit spezifischer Ersatzteile ist nicht in jedem Fall gegeben. Auch die Verfügbarkeit teurer Diagnosesysteme eines Autoherstellers mit Zuschnitt auf die Elektronik eines spezifischen Fahrzeugmodells sollte man nicht voraussetzen.

Ölwechsel, einfache Reparaturen und Inspektionen - auch nach Herstellervorgaben - sind das tägliche Brot der freien Autowerkstatt. Für die Reparatur und Instandsetzung greifen sie oft nicht auf originale Ersatzteile des jeweiligen Herstellers, sondern auf günstigere anderer Hersteller zurück. Dadurch können freie Werkstätten günstigere Preise verlangen, was bei den Verbrauchern zu großer Beliebtheit der unabhängigen Werkstätten beiträgt.

Vertragswerkstätten: Bindung an Autohersteller

Vertragswerkstätten sind hingegen an eine Automarke oder mehrere Marken des selben Konzerns gebunden und auf diese entsprechend spezialisiert. Die Fachwerkstätten von Ford, Volkswagen und Co. bearbeiten einen Großteil der in Deutschland anfallenden Reparaturen. Aufgrund dieser Herstellerbindung bietet dieser Werkstatttyp Leistungen an, die über den klassischen Ölwechsel, Reparaturen und Inspektionen hinaus reichen. Modernste Diagnosetechnik steht zur Verfügung, die das Auslesen von Fehlern in der Elektronik ermöglicht. Auch der Rückgriff auf Fehler-Datenbanken des Herstellers bietet optimale Hilfestellung, wenn die Elektronik streikt. Die teure technische Ausstattung in Verbindung mit entsprechender Ausbildung des Personals hat Einfluss auf Stundensätze und Preisgestaltung. Die Mitarbeiter durchlaufen meist regelmäßige Schulungen, in denen herstellerspezifisches Wissen vermittelt wird. Zudem werden in Vertragswerkstätten Originalersatzteile des jeweiligen Herstellers verbaut. Die Kosten einer Reparatur sind dementsprechend höher als in freien Werkstätten.

Für Neuwagen-Besitzer ist die Vertragswerkstätte die ideale Anlaufstelle. Dies liegt insbesondere an der Garantie des Herstellers. Sachmängel, die durch den Hersteller verursacht wurden können in den ersten zwei Jahren kostenfrei beseitigt werden. Dies gilt jedoch nur für Vertragswerkstätten.

Nutzer von Leasing-Fahrzeugen sind aufgrund der abgeschlossenen Leasing-Verträge bei der Durchführung von Service-, Wartungs- und Reparaturarbeiten an Vertragswerkstätten gebunden.

Vor- und Nachteile beider Werkstatt-Typen

Der Vergleich zwischen freier und Vertragswerkstatt erschöpft sich nicht im Preisunterschied für eine Werkstatt-Arbeitsstunde. Jede auf eine Automarke fest gelegte Werkstatt verfügt über detaillierte Kenntnisse zu den Modellen ihrer Hersteller. Die technische Ausrüstung des Betriebes wie auch der Fachkräfte ist darauf optimiert. Dies gilt auch für die Dokumentation zur Wartung und die Ersatzteil-Bevorratung im Lager. Diese betriebliche Spezialisierung auf Hersteller-Niveau hat einen etwas höheren Preis.

Ein wichtiges Argument freier Werkstätten ist ihre Unabhängigkeit sowie die oft gegebene nächste Nähe zum Kunden. Für Fahrzeugbesitzer sind sie wegen der im Vergleich mit Vertragswerkstätten günstigeren Preisgestaltung attraktiv. Detaillierte technische Modellkenntnisse erreichen in der Regel nicht das Niveau der Vertragswerkstätten. Auch die Ersatzteile-Situation und Lagerbevorratung ist ein Unterscheidungsmerkmal. Gegebenenfalls können hier durch die Nachlieferung von Ersatzteilen Wartezeiten entstehen.

Fazit: Frei oder Marke?

Häufig entscheidet der Einzelfall. Für Neuwagenbesitzer mit Garantie-Anspruch und oft gratis gegebener Mobilitätsgarantie ist die Vertragswerkstatt die richtige Entscheidung. Dies gilt auch für Besitzer exklusiver und technisch anspruchsvoller Automobile. Vom Hersteller initiierte Rückrufaktionen und Kulanzmaßnahmen werden grundsätzlich in Vertragswerkstätten durchgeführt. Besitzer von Gebrauchtfahrzeugen sind für die Durchführung von Wartungsarbeiten in freien Werkstätten gut aufgehoben. Ölwechsel, Wartungsarbeiten an den Bremsen oder Verschleißreparaturen werden dort von ausgebildetem KFZ-Fachpersonal kostengünstig durchgeführt.

Der Artikel "Vertragswerkstatt oder freie Werkstatt: die Unterschiede" wurde am 09.09.2020 in der Kategorie Ratgeber von Redaktion mit den Stichwörtern Vertragswerkstatt oder freie Werkstatt: die Unterschiede, Tipp & Infos, veröffentlicht.

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