Ist ein Modell, dass sich am Ende vom Modellzyklus befindet, noch ein attraktives Angebot? Am Beispiel des Audi Q5 zeigt sich, dass man durchaus zugreifen sollte, wenn ausgereifte Qualität und gesuchte Eigenschaften kombiniert sind.
Was macht ein Automodell zu einem Verkaufserfolg? Abgedrehtes Design? Spitzenfahrleistungen? Niedrigpreis? Der Audi Q5 erfüllt keines dieser Kriterien, gehört aber seit etlichen Jahren zu einer festen Größe im Modellprogramm. Über die letzten vier Jahre gesehen, haben sich im Schnitt jeweils über 20.000 Kunden in Deutschland für den hochbeinigen Audi aus dem SUV-Segment der Mittelklasse entschieden. Und das, obwohl der Q5 nicht gerade in die Kategorie "Sonderangebot" fällt.
Offensichtlich punktet der Audi mit attraktiven Eigenschaften, die bei der Fahrzeugwahl eine große Rolle spielen. Da die dritte Generation der beliebten Baureihe noch in 2024 erwartet wird, kann man die Frage stellen, ob sich ein Kauf des in Mexiko gebauten Wagens jetzt noch lohnt.
Der Q5 ist auf jeden Fall für Käufer interessant, die häufig auf der Langstrecke oder mit vier erwachsenen Personen unterwegs sind, einen nicht zu kleinen Gepäckraum benötigen und auf ein ausgereiftes Modell setzen, bei dem alle "Kinderkrankheiten" ausgemerzt sind. Das ließe sich sicher auch über den weniger wuchtigen Audi A4 sagen.
Allerdings favorisieren etliche Kunden doch den bequemeren Einstieg und die erhöhte Sitzposition im Limousinen-Pendant. Obendrein ist der Q5 mit seinen 4,68 Metern Gesamtlänge sogar acht Zentimeter kürzer als der schlankere A4 Avant und mit seiner relativ hohen Anhängelast (bis zu 2.400 Kilogramm) auch für Gespannfahrer interessant. Zusätzlicher Pluspunkt: der großzügig geschnittene Kofferraum, der bei umgelegten Rücksitzlehnen (leider keine ebene Ladefläche) bis zum Dach hoch rein rechnerisch 1.520 Liter fasst.
Schon beim Einsteigen vermittelt der Q5 ein gutes Gefühl: Die Materialien im Innenraum wirken hochwertig und gut verarbeitet, sieht man vom unteren Türbereich mit seinen reizlosen Hartplastikteilen mal ab. Auf jeden Fall lassen sich das Lederlenkrad und die Bedienelemente gern anfassen und man fühlt sich auf den gut konturierten Sportsitzen (Aufpreis 330 Euro) mit vorbildlichem Seitenhalt sofort geborgen.
Beim Bedienkonzept geht Audi auf den ersten Blick kein Risiko ein, da alle wichtigen Hebel und Schalter sinnvoll angeordnet und gut erreichbar sind. Den nahezu genialen Dreh-Drückschalter vergangener Tage, der von einigen Direktwahltasten umgeben war, sucht man leider vergeblich. Dafür muss man auf dem Tablet-Bildschirm per Finger das richtige Feld auswählen, um dann in einem Untermenü die richtige Funktion zu finden.
Abgesehen davon, dass auf unebener Fahrbahn die Trefferquote abnimmt, ist beim Zielen der Blick auf den Bildschirm unerlässlich. Das lenkt beim Fahren ab und fördert keinesfalls die Verkehrssicherheit. Selbst im Display direkt vor dem Fahrer muss man erst einmal den passenden Unterpunkt eindrehen, um auf die Kraftstoffanzeige, die früher immer sichtbar war, zu stoßen. Wenigstens wird die Reichweite etwas verschämt in einer schmalen Infoleiste angezeigt.
Einen positiven Gegenentwurf liefert Audi mit dem optional lieferbaren Head-up-Display (Aufpreis 980 Euro), mit dem die wichtigsten Fahrdaten, wie zum Beispiel die eigene Geschwindigkeit, das momentane Tempolimit und vereinfachte Hinweise des Navigationssystems in die Windschutzscheibe eingespiegelt werden. Wer diese hochwertige Informationstechnik einmal erlebt hat, möchte sie nicht mehr missen.
Obwohl der Q5 weit davon entfernt ist, als protziges SUV aufzutreten, herrscht vorn und hinten keine Platznot. Das gilt für Kopffreiheit und Beinraum gleichermaßen - in den ausgeformten Sitzen im Fond sollten allerdings nicht mehr als zwei erwachsene Personen untergebracht sein. Apropos Hinterbänkler: Die Kopfstützen sind für große Insassen einfach zu kurz geraten, um beim Heckaufprall optimalen Schutz zu bieten.
Die im Testwagen eingebaute, elektronisch geregelte Luftfederung (Aufpreis 2.000 Euro) deckt je nach Gusto und entsprechenden Einstellungen den Bereich zwischen "comfort" und "dynamic" ab. Zum leichteren Beladen des Gepäckfachs lässt sich der Wagen per Schalter im Kofferraum um fünf Zentimeter absenken. In der sportlichsten und härtesten Variante wird die Karosserie um vier Zentimeter tiefer gelegt, was gerade bei höheren Geschwindigkeiten den Luftwiderstand verringert. Dafür lässt sich der Q5 in schwierigem Gelände bis zu 4,5 Zentimeter von der Normalstellung nach oben pumpen.
Bei den Antrieben haben Interessenten die Wahl zwischen je zwei Diesel- und Benzinmotoren, sowie Plug-in-Hybrid und dem Kraftprotz SQ5 TDI mit sechs Zylindern. Wir fuhren den Q5 advanced 40 TFSI, der aus vier Zylindern in dieser Basismotorisierung mit 2 Litern Hubraum 204 PS realisiert. Damit ist der 1,8 Tonner, in den immerhin 685 Kilogramm zugeladen werden können, zwar kein Temperamentsbolzen, aber auch kein Langweiler. Wer mehr etwas Dampf unter der Haube haben will, wird sich für der 45 TSFI entscheiden, der mit 265 PS spritziger unterwegs ist. Diesel-Liebhaber können zwischen dem 35 TDI mit 163 PS und dem 40 TDI mit 204 PS wählen.
Der von Audi angegebene Verbrauchswert von 7,6 bis 8,6 Liter pro 100 Kilometer ist allenfalls bei äußerst zurückhaltender Fahrweise erreichbar - mit dem schnell schaltenden 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, das serienmäßig an Bord ist. Im Alltag muss man sich auf Werte einrichten, die sich je nach Einsatzbedingungen eher bei bis zu zehn Litern einpendeln.
Offiziell beginnt die Q5-Preisliste bei 49.950 Euro (Basis 35 TDI oder 40 40 TSFI quattro). Für die Testwagen-Variante "advanced" sind mindestens 51.250 Euro fällig. Mit einer nicht zu langen Ausstattungsliste landet das Praxistest-Exemplar bereits bei über 72.000 Euro. Die dicksten Brocken sind die Luftfederung, die Ausstattungs-/Assistenzpakete "Stadt", "Tour" "Business" und "S-Line" (zwischen 1.000 und 3.000 Euro), das Matrix-LED-Licht für 2.250 Euro und die Leichtmetallräder für über 3.500 Euro.
Wer beim Q5 jetzt zugreift, kann allerdings vom bevorstehenden Modellwechsel profitieren. Entweder durch hartes Verhandeln oder beim Erwerb einer Tageszulassung oder bei einem jungen Gebrauchtwagen. Einen Fehler macht man keinesfalls, wenn der Q5 exakt ins Beuteschema passt.
Klaus Brieter / mid
Technische Daten Audi Q5 advanced 40 TSFI quattro 150 (204) s-tronic:
- Länge / Breite / Höhe: 4,68 / 2,40 (mit Außenspiegel) / 1,66 Meter
- Motor: Reihen-Vierzylinder mit Benzin-Direkteinspritzung
- Hubraum: 1.984 ccm
- Leistung: 150 kW/204 PS
- max. Drehmoment: 320 Nm
- Getriebe: 7-Gang Doppelkupplungsgetriebe, Allradantrieb
- Beschleunigung: 0 bis 100 km/h in 7,3 Sekunden
- Höchstgeschwindigkeit: 223 km/h
- Normverbrauch (WLTP): 7,6 - 8,6 l/100 km Super
- CO2-Emissionen (WLTP): 173 - 196 g/km
- Preise: ab 49.950 Euro
- Testwagenpreis: 72.065 Euro
Der Artikel "Audi Q5 advanced 40 TSFI quattro S-tronic: Solides Angebot für komfortables Reisen" wurde am 04.04.2024 in der Kategorie Fahrbericht von Klaus Brieter mit den Stichwörtern Fahrbericht, Praxistest, SUV, Allrad, Mittelklasse, Kofferraum, Display, Ausstattung, Diesel, Benziner, Plug-in-Hybrid, Test-Bericht, Pressevorstellung, Test, Bericht, Kurztest, Vorstellung veröffentlicht.