Praxistest

Göttliches Gleiten

13. August 2021, 18:40 Uhr
Christoph Reifenrath 6
6Göttliches Gleiten
mid Groß-Gerau - Äußerlich sticht der DS7 Crossback mit markantem Kühlergesicht und viel Chrom aus der Masse heraus. Rauten sind ein weiteres, dominierendes Designelement. Christoph Reifenrath / mid
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Aus der breiten Masse trendiger SUV soll der DS 7 Crossback mit Pariser Chic herausstechen. Der Motor-Informations-Dienst (mid) ist die Plug-in-Hybrid-Variante des Franzosen mit 225 PS und Heckantrieb in der Topausstattung Rivoli+ gefahren und sagt, ob und für wen sich der Kauf lohnt.


Aus der breiten Masse trendiger SUV soll der DS 7 Crossback mit Pariser Chic herausstechen. Der Motor-Informations-Dienst (mid) ist die Plug-in-Hybrid-Variante des Franzosen mit 225 PS und Heckantrieb in der Topausstattung Rivoli+ gefahren und sagt, ob und für wen sich der Kauf lohnt.

Zu Zeiten der ersten DS - die legendäre Designikone erschien 1955 und war fast 20 Jahre auf dem Markt - hatten französische Landstraßen noch die Form von Katzenbuckeln, Scheinwerfer leuchteten Cibie-gelb, Wegweiser waren kleine, von Michelin produzierte Mini-Menhire, der Franc-Schein im Portemonnaie war groß und trug schon mal eine Zahl mit vier Nullen. Grenzen waren eben Grenzen, hinter ihnen ganz eigene Welten. Und auch die DS "(la) deesse", umgangssprachlich bald "(die) Göttin" wirkte seinerzeit wie aus einem anderen Universum. Aufbau und Form der Karosserie unterschieden sich von nahezu allen Fahrzeugen jener Zeit. Die Federung hydropneumatisch, die Sitze Helanca-bezogene Marshmallows, das Bremspedal ein Gummi-Knopf, das Einspeichen-Lenkrad scheinbar freischwebend, ein Dach durchscheinend wie ein Kunststoff-Tretboot. Technische und optische Extravaganz durch und durch.

Die neuen DS-Modelle treten also namentlich ein großes, in mancher Hinsicht natürlich aussichtsloses, unerfüllbares Erbe an. Technische Alleingänge schließlich sind in Zeiten der Gleichteile und Plattformstrategien kaum noch machbar, der DS 7 etwa nutzt die gleiche Basis wie der Opel Grandland oder der Peugeot 3008, rangiert aber größenmässig oberhalb der Konzernbrüder. Doch warum nicht noch ein wenig mehr Anderssein, einen eigenen Stil, zumindest etwas Extravaganz im Detail wagen. Der DS 7 Crossback, ein SUV irgendwo zwischen Kompakt- und Mittelklasse, traut sich genau das.

Beim DS Inspiration Opera Interieur schmiegt sich feines Leder an den Rücken und Gesäß der Passagiere, hier wird hochwertiges Nappaleder im Stil von Uhrenarmbändern verarbeitet. DS nennt das Bracelet-Finish. Dazu gibt es außergewöhnliche Materialien und Details wie die guillochierten Schalter auf der Mittelkonsole, das Kristallbedienelement unterhalb des 12 Zoll Mittelbildschirms oder die Analoguhr, die beim Starten mit einem Viertel Salto über dem Zentraldisplay auftaucht. Den Übergang zwischen Armaturentafel und Türen kaschieren die Lüftungsdüsen perfekt. Das schaut doch schon mal sehr gut aus.

Nicht ganz so gelungen: Der weit oben mittig im Armaturenbrett platzierte Start-Stopp-Knopf, der zwar stylisch rot pulsiert, aber schlecht zu erreichen ist und häufig mit deutlicher Verzögerung auf den Startbefehl reagiert. Auch die breite Mittelkonsole könnte durchaus noch ein paar mehr Ablagen vertragen. Gut dagegen: Smartphones lassen sich per Apple CarPlay und Android Auto verbinden und drahtlos laden.

Knapp Viermetersechzig misst der DS 7 in der Länge, platziert sich damit mittig zwischen beispielsweise dem Audi Q3, dem Mercedes GLA und dem BMW X3, das Platzangebot im Kofferraum übertrifft aber sogar das des größeren Bayern. 555 Liter passen ins Heck. Legt man die elektrisch neigungsverstellbaren Rückenlehnen um, schluckt der DS 7 bis zu 1.752 Liter. Die Kofferraumklappe schwingt elektrisch auf, bietet eine breite Ladeöffnung, stoppt jedoch selbst bei vollem Öffnungswinkel sehr früh, ab 1,85 Meter kriegen Unachtsame eine Kopfnuss. Hinten gibt es ordentlich Knieraum und Kopffreiheit. Zwischen Sitzfläche und Boden fehlt es aber an Höhe, das zwingt die Beine hoch und ist auf Dauer eher unbequem.

Die Hydropneumatik, jene legendäre Federung, die dem DS einst sein schwebendes Fahrgefühl verlieh, ersetzt der DS 7 durch ein "Active Scan Suspension" genanntes System. Dabei behält eine Kamera die Fahrbahn vor dem Auto im Auge und passt die Dämpfer blitzschnell an, wenn Unebenheiten auftauchen. Das funktioniert ziemlich gut. Der DS 7 Crossback rollt sanft, schwingt im Comfort-Modus fast sänftengleich, wirkt in Kurven dennoch straff und wankt selbst bei hohem Tempo nicht über Gebühr.

Apropos gleiten: Wir mögen Plugin-Hybride, weil sie genau dafür perfekt taugen. Der DS 7 fährt, auch das finden wir prima - mit vollgeladener Batterie zunächst immer elektrisch, tatsächlich fast 50 Kilometer weit und bis zu 135 Kilometer schnell. Wenn danach der Benziner zuschaltet, bleibt der Franzose, wohlgemerkt bei entspannt sanfter Fahrweise, überraschend leise und wirkt dennoch dank E-Unterstützung auch bei scheinbar leerer Batterie souverän motorisiert. Zum insgesamt geringen Geräuschniveau tragen auch die bei den PHJEV serienmäßige Schalldämmverglasung und die sehr ordentliche Unterdrückung der Abrollgeräusche bei.

Und: Wer reist "Wie Gott in Frankreich" kann auch überraschend verbrauchsarm unterwegs sein: Wir haben im Durchschnitt 5.2 Liter verbraucht, viele unserer Fahrten aber auch rein elektrisch zurückgelegt und dabei etwa 18,5 KWh auf 100 km benötigt.

Fazit: Ist der DS 7 Crossback eine ebenso große Revolution wie einst der Namensvetter? Nein. Aber das wäre in der Jetztzeit mit globalen Märkten, Plattform- und Motoren-Synergien sowie zahllosen Sicherheits-, Abgas- und Verbrauchs-Vorschriften auch zu viel verlangt. Der DS 7 Crossback ist jedoch eine gute, auch in puncto Sicherheitsausstattung zeitgemäße Alternative für alle jene, die seinen etwas pompöseren, extrovertierteren Auftritt mögen und eher bequem gleiten, statt hetzen zu wollen.

Christoph Reifenrath / mid

Technische Daten DS 7 CROSSBACK E-TENSE 4x2 225 e-EAT8 RIVOLI +:

- Antrieb: Verbrennungsmotor: 1.598 ccm

- Leistung: 133 kW/181 PS bei 6.000 U/min

- Drehmoment: 300 Nm bei 3.000 U/min

- Getriebe: Achtstufen-Automatik e-EAT8

- Elektromotor (vorne)

- Leistung: 81 kW110 PS bei 2.500 U/min

- Hybrid-Systemleistung: 165 kW/225 PS

- max. Drehmoment; 360 Nm

- Batteriekapazität: 13,2 kWh

- Kraftstoffverbrauch kombiniert nach WLTP: 1,6 l

- CO2-Ausstoß gewichtet kombiniert nach WLTP: 36 g/km

- Elektrische Reichweite nach WLTP: 53 km

- Energieverbrauch nach WLTP: 17,5 kWh/100 km

- Höchstgeschwindigkeit: 225 km/h (elektrisch 135 km/h)

- Beschleunigung von 0-100km/h: 8,9 sec

- Schadstoffnorm: Euro 6d-ISC-FCM

- Listenpreis: 52.500,00 Euro

- Testwagenpreis: 60.610,00 Euro

Der Artikel "Göttliches Gleiten" wurde am 13.08.2021 in der Kategorie Fahrbericht von Christoph Reifenrath mit den Stichwörtern Praxistest, Fahrbericht, Automobil, Importeur, Plug-in-Hybrid, SUV, Test-Bericht, Pressevorstellung, Test, Bericht, Kurztest, Vorstellung veröffentlicht.

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