Fahrbericht

Mercedes GLC 300 e Plug-In Hybrid Coupé: Der etwas andere Test

8. April 2021
Redaktion 2
2 Mercedes GLC 300 e Plug-In Hybrid Coupé: Der etwas andere Test
Mercedes GLC 300 e Plug-In Hybrid Coupé
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... ist ‘ne ziemlich geile Sau. Und hat mir ‘nen pangalaktischen Donnergurgler auf Rädern serviert. Warum ich dieses KFZ so nenne? Man muss Douglas Adams‘ „Per Anhalter durch die Galaxis“ kennen, um den Vergleich zu verstehen. Aber dazu später.

Da steht er also. Das Mercedes GLC 300 Plug-In Hybrid 4Matic Coupé. Und während man die komplette Modellbezeichnung ausgesprochen hat, ist man schon längst auf 100 KMH beschleunigt.

Zunächst einmal: ich mag keine SUV. Und ich finde viertürige Coupés sind eine glatte Themaverfehlung - vor allem, wenn sie feststehende Fensterrahmen haben. Dann haben sie den Namen „Coupé“ nicht verdient. Sondern die Bezeichnung „Fließheck“. Sorry. Bei solchen stilistischen Definitionen bin ich sehr streng.

Warum man ein SUV mit einem viertürigem Fließheck kreuzt - und dann einem 2 Tonnen Dickschiff das Prädikat „sportlich“ anheftet, verstehe ich bis heute nicht. Ich finde diese Kategorie Auto so sinnlos wie nur irgendwas.

Aber warum mag ich das Auto trotzdem? Ganz einfach: ich bin ein Augenmensch. Ich liebe schöne Dinge. Ich mag gutes Design.

Und da kommen wir ohne Umschweife zum Punkt, denn das GLC Fließheck ist wirklich schön. Unabhängig davon, was man über diese Kategorie Autos denkt. Das Design ist stimmig. Die Schulterlinie ist gestreckt und dynamisch. Die Dachlinie sehr elegant abfallend. Es gibt für den Betrachter sehr viel Schönes zu entdecken an diesem Auto. Die klare Abrisskante am Heck. Die angedeuteten Powerdomes. Die Heckleuchten. Die ausgestellte Hüfte. Ich habe mir das KFZ lange angesehen. Aus jedem Winkel. Frierend in der Kälte stehend. Man musste mich nicht dazu zwingen.

Der GLC ist immernoch nichts, was ich mir persönlich holen würde. Aber ich muss feststellen: Respekt, Herr Gorden Wagener. Dieses KFZ sieht verdammt gut aus. Danke für ihre Handschrift, die sie jedem Mercedes nun mitgegeben haben. Ich glaube, das hat vor ihnen kein Designer geschafft. Nämlich die >komplette< Produktpalette eines Autoherstellers zu gestalten. Meine aufrichtige Hochachtung. Sie haben Mercedes entstaubt und in die Zukunft geschickt. Und der Marke eine Dynamik und Eleganz eingehaucht, die mir als Berufskreativer mit einem Faible für schöne Linien viel Freude macht.

A propos Freude: das macht der GLC als 300er Hybrid auch viel beim Fahren. Zumindest, wenn es geradeaus geht. Die Beschleunigung durch den zusätzlichen Elektromotor ist verblüffend. Wobei auch da die grundsätzliche Frage der Sinnhaftigkeit im Raum steht.

Ein Plug-In Hybrid ist weder sparsam, noch umweltfreundlich. Es ist unverständlich, dass soetwas eine Förderung bekommt. Der einzige Grund für die Existenz eines solchen Antriebskonzeptes hat steuerliche Gründe. Mehr nicht. Das Auto will eigentlich genauso wenig ein Elektroauto sein, wie es ein Sportwagen sein will. Das Laden an einer Typ2 Ladestationen dauert zweieinhalb Stunden. Für gerade mal 48 Kilometer Reichweite. Damit hat man gerade so das geforderte gesetzliche Minimum übersprungen, um das E-Kennzeichen zu erhalten. In der Realität blieb ich mit 27 km „rein elektrisch“ allerdings deutlich darunter. Eine Mobilitätswende läutet man mit solch einem Fahrzeug gewiss nicht ein.

Im Gegenteil: Der Elektromotor hat seinen Sinn und Zweck nur, um beim Beschleunigen die Extra-Portion Power an die Räder zu schicken. Um dann schnell geradeaus fahren zu können. Das kann der 300er GLC extrem gut. Und reißt die Null auf Hundert in 5,7 Sekunden. Auch im oberen Geschwindigkeitsbereich ist der Durchzug auf Sportwagen-Niveau.

Aber wehedem, es wird dann kurvig. Dann ist nix mehr mit „Sportwagen“. Das ganze Auto sträubt sich dagegen, sich im kurvigen Geläuf zuhause zu fühlen. Der Schwerpunkt ist zu hoch, die Masse zu träge, die Räder zu dick. Im Grenzbereich schiebt der GLC über die Vorderachse, wankt wie eine Jolle in Seenot, jammert an allen Ecken um Gnade, regelt an allen Rädern, schlägt deswegen unfreiwillige Haken und alle möglichen Assistenz-Systeme blinken wild und bunt. Kurz und gut: Das Fahrwerk ist ein Albtraum. Die Elektronik gaukelt dem Fahrer, der keinen echten Sportwagen kennt, ein virtuelles Gefühl von Sportwagen vor. Die Realität lautet jedoch: Das Auto kann von alleine nur gut geradeaus fahren. Nicht der Fahrer, sondern die Sensoren halten es im Grenzbereich auf dem Asphalt. Echte Sportlichkeit sieht anders aus. Völlig anders.

Ganz anders sieht das Auto auch von innen aus. Steigt man in das KFZ ein, wird aus der Wuchtbrumme plötzlich ein Kleinwagen. Das GLC Fließheck ist innen unglaublich klein im Verhältnis zu seinen Außenmaßen. Der Kofferraum ist ein Witz, der Akku des Hybriden die unter grauem Filz versteckte Pointe des Platzmanges. Die Fahrer- und Beifahrerplätze sind völlig ohne Not schmal und eng geschnitten - zugunsten einer übermäßig breiten Mittelkonsole. Meine Mitfahrerin meinte: „Oh! Das Auto zieht man sich an wie einen Ugg. Der ist außen auch ziemlich klobig - aber innen kuschelig.“

Ähm... ja? Für die Männer übersetzt: ein Ugg ist dieser unsägliche Must-Have Lammfell-Stiefel der so fürchterlich deplatziert und klobig an den Füßen von dünnen Latte-Macchiato-Hipsterinnen aussieht. Frau sieht damit aus, als wäre sie gerade nach einer erlebnisreichen Nacht aus dem Bett aufgestanden. Etwas zerknautscht, aber entspannt lässig.

Zurück zum „kuscheligen Innenraum“. Wirklich: es ist heimelig. Zwar kein Lammfell. Aber dafür schwarzes Leder und Alcantara. Und dazu ein schwarzer Dachhimmel. Der drück optisch sehr. Bei Innenraum schwarz/schwarz sollte daher unbedingt das Panorama-Glasdach mitgeordert werden. Das Ambiente-Licht kennt gefühlte 1.587 stimmungsvolle Atmosphären gegen Klaustrophobie. Bei aller Enge: es stimmen Verarbeitung und Haptik. Alles edel und sportlich. Eine funktionelle, sachliche Emotionalität. Sehr angenehm. Auch das Infotainment ist auf einem anderen Level. Ich denke, ich brauche zwei bis drei Monate IT-Schulung, um alle Funktionen zu studieren. Gerade rechtzeitig - bis der GLC dann wieder wegkommt.

Mein Fazit ist zwiegespalten: ich mag diese Kategorie Auto nicht - aber ich mag dieses Auto. Das GLC Fließheck sieht gleichzeitig wuchtig und doch sehr elegant aus. Es kann nicht sportlich und begeistert trotzdem mit seinen Fahrleistungen. Es ist ein Langstrecken-Reisefahrzeug - jedoch ohne Kofferraum. Als Plug-In Hybrid ist dieses Auto alles andere als Umweltfreundlich - aber es profitiert von Umweltboni und gibt dem Fahrer ein grünes Gewissen. Mercedes gibt den Verbrauch mit unter 3 Litern an - aber das KFZ verlockt mit seiner Beschleunigung dank „Elektro-Boost“ stattdessen, den Gasfuß stark durchzudrücken. Die offiziellen Verbrauchswerte sind reine Makulatur. Über die tatsächlichen Werte hülle ich mich lieber in Schweigen. Ein Gentleman genießt und schweigt. Und zahlt.

Der GLC entzieht sich einer objektiven Wertung. Er weckt Emotionen. Entweder liebt man ihn - oder man hasst ihn. Was er so richtig gut kann? Hatte ich erwähnt, dass der GLC in der viertürigen Fließheck-Variante extrem gut aussieht? Ich meine damit vor allem gegenüber seiner Konkurrenz. Der BMW X4 ist mir zu zerklüftet und optisch zu laut. Der Audi Q5 hat mir innen zuviel „Neue Sachlichkeit“.

Um es mal mit den Worten des Protagonisten Arthur Dent aus dem Roman „Per Anhalter durch die Galaxis“ zu sagen: das GLC 300 Plug-In Hybrid 4matic Coupé ist wie der Pangalaktische Donnergurgler. Ein Getränk, dessen Genuss sich anfühlt „...als werde einem mit einem riesigen Goldbarren, der in Zitronenscheiben gehüllt ist, das Hirn ganz sanft aus dem Schädel gedroschen.“

Im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte will man so etwas eigentlich nicht. Aber in manchen Momenten fühlt es sich doch irgendwie gut an..

Der Artikel " Mercedes GLC 300 e Plug-In Hybrid Coupé: Der etwas andere Test" wurde am 08.04.2021 in der Kategorie Fahrbericht von Redaktion mit den Stichwörtern Mercedes GLC 300 e Plug-In Hybrid Coupé: Der etwas andere Test, Test-Bericht, Pressevorstellung, Test, Bericht, Kurztest, Vorstellung veröffentlicht.

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