Elektromobilität

Nissan-Deutschland-Chef: "Mit Elektro-Prämie ist der Durchbruch möglich"

22. März 2016, 12:10 Uhr
Ralf Schütze
Eine Million Elektroautos in Deutschland bis 2020 - was Angela Merkel 2011 als Ziel ausgab, und was für viele Experten längst als unerreichbar gilt, hält Nissan-Deutschland-Chef Thomas Hausch nach wie vor für machbar. Bedingung: 'Die Elektro-Prämie muss kommen.'


"Wenn die Regierung den Kauf von Elektroautos zum Beispiel mit 3.500 Euro fördern würde, dann würden wir beim Kauf eines Nissan Leaf 3.500 Euro dazu zahlen und die Prämie für den Kunden somit verdoppeln." Mit dieser Aussage versucht Nissan-Deutschland-Chef Thomas Hausch, eine Subventionierung zum Kauf von Elektrofahrzeugen wieder voranzubringen: "Wir wollen hier ein positives Zeichen setzen."

Seiner Überzeugung nach wäre es möglich, die hochgesteckten Ziele der Bundesregierung von einer Million Elektroautos bis 2020 noch zu erreichen. Bislang dümpelt der Bestand von Strom-Mobilen hierzulande bei etwa 29.000 Stück. Thomas Hauschs Forderung: "Wir müssen schnell handeln. Wenn wir es mit Hilfe einer Elektro-Prämie schaffen, den bisherigen Bestand 2016 zu verdoppeln und in jedem folgenden Jahr den bisherigen Bestand wiederum verdoppeln, dann erreichen wir bis 2020 die angepeilten eine Million Elektroautos."

Nach Thomas Hauschs Vorstellungen könnten sich die Zahlen für zugelassene Elektroautos in Deutschland in den kommenden Jahren wie folgt entwickeln: Von derzeit 29.000 bis Ende 2016 auf 60.000 Stück, im Laufe von 2017 auf 120.000, Ende 2018 würde es 240.000 E-Autos geben, ein Jahr später 500.000, und somit wären Ende 2020 die magischen eine Million E-Mobile erreicht. "Wir müssen 2016 allerdings schnell handeln" - nur dann könne man in diesem Jahr den Grundstein für die nötigen Steigerungsraten legen.

Bisher hinke Deutschland in der Elektromobilität laut Thomas Hausch hinterher. Einem Marktanteil für Elektroautos hierzulande von 0,38 Prozent stehen etwa in Frankreich immerhin 0,7 Prozent gegenüber, im Musterland der Elektromobiliät Norwegen sind es sogar 14,31 Prozent. "Deutschland hinkt in dieser Hinsicht anderen Industrienationen fünf Jahre hinterher." Dabei sei es ein eindeutiger Vorteil für die Gesellschaft, auf Null-Emissionen-Fahrzeuge umzusteigen - unter anderem, um sie als mobile Speicher für regenerative Energie zu nutzen, die sonst bei Überkapazitäten ungenutzt bleibt. Die Zeit sei reif für deutlich mehr Elektroautos laut Thomas Hausch, und die Technik ebenfalls. Die etwa 250 km Reichweite des kompakten E-Modells Leaf mit einer Batterieladung deckten laut dem Nissan-Deutschland-Chef "rund 98 Prozent aller gefahrenen Strecken ab."

Doch Thomas Hausch sieht realistisch, dass es bei der Elektromobilität um mehr als um technische Fortschritte geht: "Man muss nicht nur die Angst vor angeblich zu geringer Reichweite nehmen, sondern man muss vor allem positiv motivieren." Genau hier sei eine Elektroprämie überfällig. Denn schon lange Zeit sei von einer möglichen Förderung die Rede. Das bremse Neuzulassungen von Elektrofahrzeugen zusätzlich ein, da potenzielle Käufer nicht kurz vor Einführung einer Subventionierung zuschlagen wollten.

Thomas Hausch argumentiert außerdem, dass nicht nur die Förderung nötig sei, sondern Elektromobilität müsse auch bekanntermaßen Spaß machen, um die gesteckten Ziele erreichen zu können. Er ist überzeugt: "Spaß an Elektroautos kommt auch von der Dynamik her" - und nicht etwa nur von Vernunftfaktoren wie hoher Umweltfreundlichkeit oder geringen Unterhaltskosten der Strom-Autos. Und: Der typische Elektro-Fahrspaß etwa mit hoher, sofort voll verfügbarer Schubkraft müsse sich erst noch herumsprechen.

"Der Durchbruch ist machbar" lautet dennoch Nissans Botschaft. Derzeit ist der asiatische Autohersteller die wachstumsstärkste Marke in Deutschland unter den Volumenmarken mit mehr als 2 Prozent Marktanteil. Außerdem ist Nissan erstmals seit 1996 in Deutschland wieder die Nr. 1 unter den japanischen Marken. Dass Nissan bereit ist, eine erhoffte staatliche Elektro-Prämie zu verdoppeln, wäre nur eine weitere Maßnahme, mit der die Marke Elektromobilität auch hierzulande fördert. Ein anderes Beispiel: Heute bereits können bei den meisten der momentan 442 deutschen Nissan-Händler Elektroautos aller Marken kostenlos geladen werden.

Mit der von Thomas Hausch geforderten Unterstützung könnte sich der Absatz des elektrischen Nissan Leaf auch in Deutschland bald deutlich erhöhen. Weltweit ist das Nissan-Modell mit 211.000 Exemplaren das meistverkaufte Elektroauto. In Europa ebenso, und zwar mit rund einem Viertel Marktanteil unter den zugelassenen Elektromobilen. Auch in Deutschland soll es nun aufwärts gehen. Wenn es nach den Vorstellungen von Thomas Hausch geht, könnte die Bundesregierung also den entscheidenden Schritt unternehmen, um Angela Merkels Eine-Million-Vision wahr werden zu lassen.

Ralf Schütze

Der Artikel "Nissan-Deutschland-Chef: "Mit Elektro-Prämie ist der Durchbruch möglich"" wurde am 22.03.2016 in der Kategorie News von Ralf Schütze mit den Stichwörtern Elektromobilität, Politik, Automobilproduktion, Prognose, News, veröffentlicht.

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