Fahrbericht

Skoda Octavia RS: Das Warten lohnt

30. Mai 2014, 13:09 Uhr
Michael Specht (vm)
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Damit hatten selbst die Vertriebsstrategen nicht gerechnet.

Damit hatten selbst die Vertriebsstrategen nicht gerechnet. Fast ein halbes Jahr müssen Kunden auf die dritte Generation des Octavia RS warten, weil doppelt so viele Bestellungen eingegangen sind wie geplant. Derzeit ist Skoda dabei, die Produktion von 500 auf 700 Einheiten pro Woche hochzufahren. Was macht den schnellsten Serien-Skoda so reizvoll? Eine Fahrt im Grenzbereich auf der heimatlichen Rennstrecke im tschechischen Brünn gibt die Antwort.

Auch wenn bei der östlichen Volkswagen-Tochter das RS aus traditionellen Gründen für "Rallye Sport" steht, der Octavia RS fühlt sich doch deutlich wohler auf Asphalt. Darauf deutet schon sein Äußeres hin. Die Karosserie liegt 15 Millimeter tiefer als die seiner normalen Brüder, hinter den exklusiven Felgen stecken rot lackierte Bremssättel, die Frontschürze fällt auch sofort ins Auge, und unter dem Heck lugen zwei dicke Auspuffrohre hervor.

Gegenüber dem Vorgängermodell verringerten die Ingenieure das Gewicht um fast 100 Kilogramm. Gleichzeitig hoben sie die Leistung an. Der zwei Liter große Vierzylinder-Turbo-Direkteinspritzer (EA888) aus dem Golf GTI leistet nun 162 kW/220 PS, genug, um den RS in 6,8 Sekunden auf 100 km/h und weiter auf ein maximales Tempo von 248 km/h beschleunigen. Nicht ganz so flott spurtet der Diesel, der ebenfalls für den RS erhältlich ist. Der TDI schafft mit seinen 135 kW/184 PS den Sprint in 8,1 Sekunden, der Vortrieb endet bei 238 km/h. Für ihn entscheiden sich immerhin knapp 40 Prozent der RS-Käufer.

Mehr Fahrspaß macht der Benziner. Er dreht geschmeidiger und höher, lässt sich mit dem manuellen Sechsganggetriebe (MQ350) weicher anfahren und kann ebenso schaltfaul im Alltag bewegt werden. Dafür sorgen die 350 Newtonmeter an Drehmoment, die bereits ab 1 500/min anliegen. Trotz der Leistung verzichtet Skoda auf vier angetriebene Räder. "Sie werden keinen Allradantrieb vermissen", versichert der Chassis-Chefentwickler Vratizlav Korzub. Leider doch. Auf der Piste von Brünn kam der RS recht schnell an seine Grenzen, ließ die Traktion beim Beschleunigen im Kurvenausgang bisweilen zu wünschen übrig. Der Octavia untersteuert und kann nicht verleugnen, wo der Antrieb sitzt: nämlich vorne. Das serienmäßig verbaute XDS (elektronisches Sperrdifferenzial) müht sich zwar redlich, die Mittelklasse-Limousine auf Kurs zu halten, doch in letzter Konsequenz hilft nur gefühlvolles Lupfen, um das Auto sanft eindrehen zu lassen. Auch die Bremsen lassen nach einigen harten Verzögerungen in ihrem Pedalgefühl nach. Angemerkt aber sei: Im normalen Straßenverkehr gibt es eine derartige Extrembelastung für die Bremsanlage in der Regel nicht.

Hier zählen andere Dinge. Zum Beispiel Variabilität, Platz und Komfort. Davon bietet der Octavia eine Menge, besonders der Combi, für den sich mehr als die Hälfte der Käufer entscheiden. Nicht ohne Grund: Er besitzt laut Skoda das größte Ladevolumen im Segment und hinten sitzen auch Erwachsene bequem. Zudem überzeugt der Octavia durch leise Abroll- und geringe Windgeräusche sowie guten Federungskomfort - bei auf Sportlichkeit getrimmten Modellen nicht immer eine Selbstverständlichkeit.

Auch im Cockpit wird sofort klar, aus welcher Ecke der Octavia RS kommt. Der Innenraum ist komplett in Schwarz gehalten. Farblich abgesetzte rote Nähte an den Sportsitzen, der Schaltmanschette und am Lenkrad sowie Metallauflagen auf den Pedalen und Karbonleisten in den Türen sollen ein Pisten-Feeling verströmen. Am Ende des Tages steckt ein Octavia RS genauso im Feierabendstau wie jedes andere Auto auch.

Mindestens 29 590 Euro kostet der bislang schnellste Octavia. Trotz guter Serienausstattung ist noch Luft nach oben. Wer will, der kann dank des modernen Elektronik-Baukastens von Volkswagen aus einer Reihe von Assistenzsystemen wählen. Erstmals überhaupt bei Skoda gibt es einen Crew Protect Assist, der, sollte ein Unfall unmittelbar bevorstehen, die Gurte anzieht und die Insassen in eine optimale Position bringt.

Bewertung:

Plus: sportliches und sicheres Fahrverhalten, gute Leistungsentfaltung, hohe Funktionalität

Minus: kein Allradantrieb erhältlich

Technische Daten Skoda Octavia RS:

Fünfsitzige Limousine, Länge 4,69 Meter/Breite 1,81 Meter/ Höhe 1,45 Meter /Radstand: 2,68 Meter, Kofferraumvolumen: 590 - 1 580 Liter, Wendekreis: 10,50 Meter, Leergewicht: 1 425 kg, max. Zuladung: 542 kg, Tankinhalt: 50 Liter

Motor: 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbo-Benziner mit 162 kW/220 PS bei 4 500 bis 6 200/min, max. Drehmoment 350 Nm bei 1 500 bis 4 400 U/min, Sechsgangschaltgetriebe, 0-100 km/h: 6,8 Sek., Höchstgeschwindigkeit: 248 km/h, Verbrauch: 6,2 l Super auf 100 km, CO2-Emission: 142 g/km, Preis: ab 29 590 Euro.

Michael Specht

Der Artikel "Skoda Octavia RS: Das Warten lohnt" wurde am 30.05.2014 in der Kategorie Fahrbericht von Michael Specht (vm) mit den Stichwörtern Fahrbericht, Sportwagen, Test-Bericht, Pressevorstellung, Test, Bericht, Kurztest, Vorstellung veröffentlicht.

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