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Die grüne Revolution: Wie Ostdeutschland zum europäischen Zentrum der E-Mobilität wird

28. April 2022
Redaktion
Die grüne Revolution: Wie Ostdeutschland zum europäischen Zentrum der E-Mobilität wird
@ urswidmer61 (CC0-Lizenz)/ pixabay.com
Ostdeutschland entwickelt sich immer mehr zum Zentrum der Elektromobilität: Bereits in den nächsten Wochen soll in Guben der erste Spatenstich für einen Lithium-Konverter von Rock Tech Lithium erfolgen – der ersten Anlage dieser Art in Europa. In dem Konverter will das kanadische Unternehmen das in Nordamerika gewonnene Lithium zu dem begehrten Lithiumhydroxid veredeln, ohne das kaum ein Elektroauto fährt. 470 Millionen Euro sind für das wenig bekannte 20.000-Einwohner-Städtchen Guben, dem deutsch-polnischen Grenzort an der Neiße, eine gewaltige Investitionssumme.

Für die Region entlang der deutsch-polnischen Grenze ist dies aber nicht die erste Ansiedlung aus dem Zukunftsbereich „(Elektro)mobilität“: In Südbrandenburg betreibt BASF eine Kathodenfabrik und in Ludwigsfelde befindet sich unter anderem ein Werk von Mercedes-Benz Vans, zudem Logistikzentren von Volkswagen und Siemens. In der automobilen Welt am bekanntesten ist Grünheide geworden, wo Elon Musk persönlich die Produktion seiner Teslas startete.

Elon Musk ist überzeugt davon, dass Lithium und seine Verarbeitung eines der ganz großen Zukunftsthemen sind. Tesla hat bereits damit begonnen, Produktionsanlagen auf dem Gelände der „Gigafactory“ zu bauen. Ein denkbarer Lieferant des Lithiumhydroxids wäre dann mit Rock Tech Lithium ganz in der Nähe. Und gerade bei Käufern von Elektro-Fahrzeugen spielt die Nachhaltigkeit bei der Herstellung der Wagen eine große Rolle. An diesem Punkt setzt Rock Tech mit seiner Anlage an und dokumentiert den Kreislauf von dem Abbau des Lithiums in Kanada bis zur Auslieferung an Kunden akribisch. Bereits beim Abbau des Edelmetalls kann das börsennotierte kanadische Unternehmen einen klaren Wettbewerbsvorteil in Sachen Nachhaltigkeit vorweisen. Bislang wird Lithium unter erheblichen Umweltbelastungen vor allem in Argentinien und China gewonnen, dass Rock Tech-Lithium wird dagegen laut nachvollziehbaren Quellen aus Kanada stammen. In dem nordamerikanischen Land gelten Umweltvorschriften, die denen in Deutschland und der EU sehr ähnlich und zum Teil noch strenger sind. Auf eine umstrittene massive chemische Aufbereitung kann Rock Tech im Gegensatz zu Lieferanten aus China und Südamerika komplett verzichten.

Wenn die Veredlung des Lithiums in Guben begonnen hat, rechnen die Kanadier damit, dass sie ausreichend Lithiumhydroxid für jährlich eine halbe Million Stromspeicher liefern können, dies entspricht rund 24.000 Tonnen. Dirk Harbecke, der Chef von Rock Tech, sieht deswegen in Ostdeutschland bereits das Zentrum der deutschen Batteriezellfertigung. Seine Fabrik soll 2023 den Betrieb aufnehmen. Rock Tech plant nach Guben bis zu vier weitere Lithium-Konverteranlagen in Europa zu errichten. Ein Grund dafür ist, dass sich in den vergangenen Jahren globale Lieferketten immer öfter als anfällig erwiesen haben, die geografische Nähe zum Kunden und eine möglichst CO2-neutrale Belieferung ist wichtig geworden. Entscheidender ist aber das Ziel des Unternehmens, einen weltweit geschlossenen Kreislauf für Lithium zu schaffen und damit die Rohstofflücke auf dem Weg zur CO2-neutralen Mobilität zu schließen.

Die CO2-Neutralität ist kein Werbeversprechen: Überwacht wird der gesamte Materialkreislauf vom Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik – UMSICHT – und dem Spezialisten für die Nachverfolgung von Lieferketten, Circulor. Laut Fraunhofer Institut kann der gesamte Weg des Lithiums vom Rohmaterial, dem Spodumen, bis zum Endprodukt, dem Lithiumhydroxid, nachverfolgt werden. Ein Materialpass, den das Fraunhofer Institut und Circulor ausstellen können, entspricht von den Anforderungen her bereits der bald kommenden EU-Batterieverordnung. Früher war Guben jahrzehntelang ein wichtiger Standort der chemischen Industrie, die 1989 abgewickelt wurde – mit Rock Tech Lithium wird die Region erneut zu einem Innovations-Standort.

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