Automobil

Gelungene Neuinterpretation einer Rallye-Ikone

8. September 2021, 19:44 Uhr
Christoph Reifenrath 5
5Gelungene Neuinterpretation einer Rallye-Ikone
mid München - Am Pressetag der IAA Mobility präsentiert die ELegend AG in einer Münchener Tiefgarage den Entwicklungs-Prototyp des ELegend EL1 den Medien. Jutta Bernhard / mid
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Unter einem 'Barn-find', zu Deutsch einem 'Scheunen- oder Garagenfund' versteht man eigentlich die Entdeckung eines längst verloren geglaubten Oldtimers. Auf den Entwicklungs-Prototyp des ELegend EL1 trifft all dies nur zum Teil zu. Der Motor-Informations-Dienst (mid) war bei der Enthüllung vor Ort.


Unter einem "Barn-find", zu Deutsch einem "Scheunen- oder Garagenfund" versteht man eigentlich die Entdeckung eines längst verloren geglaubten Oldtimers. Der Begriff meint in der Regel Fahrzeuge, die sehr selten und wertvoll sind und daher trotz ihres häufig schlechten Zustands für Sammler und Liebhaber von großem Interesse sind. Auf den während der IAA in einer Münchener Tiefgarage enthüllten Entwicklungs-Prototyp des ELegend EL1 trifft all dies nur zum Teil zu. Höchst begehrenswert finden wir ihn dennoch.

Das Design:

Es ist nicht leicht, ein historisches Modell in die Neuzeit zu übersetzen, dabei sogar zu versuchen, einen neuen Design-Klassiker zu schaffen. Genau das aber ist ELegend-Gründer und Automobil-Designer Marcus Holzinger gelungen. Optisch lehnt sich der EL1 zwar an den zwischen 1984 und 1985 in nur 220 Exemplaren gebauten Audi Sport Quattro S1 an, doch die Neu-Interpretation ist viel mehr als nur ein Remake. Holzinger, der unter anderem als Designer für VW tätig war, hat spürbar eine besonders emotionale Verbindung zu seinem Baby. Sein Vater arbeitete, ebenfalls als Designer, am Ur-Modell, fuhr selbst einen Audi quattro. Das EL1-Projekt war, ist also Kindheitserinnerung, Familientradition und Herzenssache zugleich. Das kann man an nahezu jedem Detail erkennen und nachfühlen.

Ja, der Neue ist breiter, länger, die Windschutzscheibe stärker geneigt, doch all das ist integriert in die so typischen Designelemente des Vorgängers wie die Lufteinlässe in der Fronthaube, der Übergang der Kotflügelverbreiterungen, die C-Säule derart perfekt, dass tatsächlich der Eindruck einer Wiedergeburt mit den modernen Genen einer neuen Generation entsteht.

Die Technik:

Nicht weniger beeindruckend ist, was heute in der Kleinserien-Fertigung - vom EL1 sollen ab Frühjahr 2022 insgesamt nur 30 Exemplare gebaut werden - möglich ist. Der vollelektrische EL1 wird von drei Elektromotoren - einer vorne, zwei an der Hinterachse - angetrieben, die zusammen für eine Systemleistung von 600 kW/816 PS und ein maximales Drehmoment von 1.600 Nm stehen. Er ist damit noch einmal rund 220 PS stärker als die Pikes-Peak -Version seines Ahnen. Das Bordnetz arbeitet wie beim Porsche Taycan mit 800-Volt-Spannung, geladen werden kann mit bis zu 300 kW. Mit Allradantrieb, bedarfsgerechtem "Torque Blending" zwischen Vorder- und Hinterachse und einem leichten Voll-Karbon-Monocoque soll der EL1 mit einem Leergewicht von nur 1.650 Kilogramm in 2,8 Sekunden von null auf 100 km/h beschleunigen.

200 km/h sind laut E-Legend in 8,5 Sekunden möglich, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 300 km/h. Die 550 Kilogramm schwere Antriebsbatterie mit 90 kWh Kapazität ist T-förmig im Mitteltunnel und im Bereich hinter den Sitzen verstaut. Damit soll der EL1 bis zu 425 Kilometer (WLTP) weit kommen. Eine Batterie-Füllung soll dank Energierückgewinnung per Rekuperation zudem für mindestens zwei im Sport-Modus gefahrene Nordschleifen-Runden reichen. Für Grip sorgen 285/30 R19- vorne 285/30 R20-Reifen hinten. Das Fahrwerk lässt sich in drei verschiedenen Stufen variieren. Für die Sicherheit des straßentauglichen Sportcoupes sollen neben ABS und ESP eine Traktionskontrolle, Fahrer- und Beifahrerairbag und ein Hochleistungs-Bremssystem mit 360-mm-Scheiben rundum und Vier-Kolben-Bremssätteln sorgen.

Im Innenraum des zweisitzigen EL1 findet sich ein modernes Infotainmentsystem inklusive Navigation, Multimediafunktion und Bluetooth-Schnittstelle. Für zeitgemäßen Komfort sorgen Klimaanlage, Rückfahrkamera, Parksensoren und elektrische Fensterheber. Für dieses beeindruckende Technik-Paket zeichnet der Geschäftsführer des bayerischen Kleinserienherstellers Roding Automobile Günther Riedl verantwortlich.

Der EL1 soll ab 2022 in einer Kleinserie von Hand gefertigt werden. Der Preis pro Fahrzeug - und hier platzt unser persönlicher Traum leider vorerst - beträgt 890.000 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer. Aber: Nach aktueller Planung sollen dem EL1 noch zwei weitere Elektroautos derselben Rallye-Ikonen-Provenienz folgen, beide erneut mit einer Limitierung auf 30 Exemplare.

Wir freuen uns schon auf den nächsten "Garagenfund" und bekommen vermutlich wieder glänzende Augen.

Christoph Reifenrath / mid

Der Artikel "Gelungene Neuinterpretation einer Rallye-Ikone" wurde am 08.09.2021 in der Kategorie Neuheiten von Christoph Reifenrath mit den Stichwörtern Automobil, Sportwagen, Luxus, Messe, Tuning, Prototyp, Historie, Weltpremiere, Vorstellung, veröffentlicht.

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