Erdgas

VW Caddy TGI: Gas geben auf umweltverträgliche Weise

16. Mai 2017, 10:07 Uhr
Michael Kirchberger
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Der Dieselmotor schwächelt auf der Höhe seines Leistungspotenzials. Bei Kunden ist er aufgrund zu hoher Abgaswerte in Misskredit geraten, die Hersteller suchen nach Alternativen. Und entsinnen sich einer bereits vorhandenen Lösung, die Schadstoff-Emissionen im Handumdrehen reduzieren könnte: Erdgas.

Der Dieselmotor schwächelt. Er war auf dem Sprung, seinen Leistungszenith zu erreichen, überzeugte immer mehr Kunden mit niedrigem Verbrauch und langer Haltbarkeit. Nicht zuletzt die Betrügereien, mit dem seine allzu hohen Abgaswerte vertuscht werden sollten, haben ihn bei den Kunden in Misskredit geraten lassen. Jetzt suchen die Hersteller nach Alternativen um die sinkenden Verkaufszahlen beim Selbstzünder aufzufangen und entsinnen sich einer bereits vorhandenen Lösung, mit der sich Schadstoff-Emissionen im Handumdrehen reduzieren ließen.

"CNG" - Compressed Natural Gas, so die weltweit gültige Bezeichnung des schon seit Erfindung des Automobils eingesetzten Kraftstoffs. Komprimiertes Naturgas ist nichts anderes als Erdgas, die Begrifflichkeit soll lediglich den Unterschied des Einsatzortes kennzeichnen. CNG treibt Automotoren an, Erdgas heizt das Haus und macht Wasser warm.

CNG bietet jede Menge Vorteile. Die Kosten des Gasantriebs halten sich in Grenzen und liegen unter dem Mehrpreis eines Diesels. Und CNG verbrennt weitaus sauberer als Diesel oder Benzin. Gerade bei den Sorten Biomethan oder aus überschüssiger Windenergie gewonnenes CNG (Strom und Wasser durch Elektrolyse zu Wasserstoff, Wasserstoff durch Zugabe von CO2 zu Methan) sinken die Schadstoffemissionen bei sogenannten Well-to-Wheel-Berechnungen (Emissionsaufkommen von der Quelle bis zur Verbrennung) um weit mehr als die Hälfte. CO2 entsteht fast nicht, Stickoxid ebenso wenig und Rußpartikel sind kaum nachweisbar.

Obendrein ist CNG steuerbegünstigt, wird gewissermaßen staatlich subventioniert. Gerade ist eine Verlängerung dieser Bevorteilung festgeschrieben worden. Auch die Bundesregierung sieht hier eine Möglichkeit, den Schadstoffausstoß des Individualverkehrs schnell und deutlich zu reduzieren. Der Brennwert eines Kilogramm CNG entspricht dem von 1,3 Liter Diesel und 1,5 Liter Benzin. CNG kostet zurzeit etwa 1,08 Euro je Kilogramm, was einem Preisvorteil von elf Prozent im Vergleich zu den herkömmlichen Kraftstoffen ausmacht. Allerdings ist der Preis heute relativ hoch, 2014 lag der Kundenvorteil aufgrund der höheren Preise für Diesel und Benzin noch bei 36 Prozent.

VW plant neben anderen Herstellern daher eine CNG-Initiative, um die schwindende Akzeptanz vor allem des Dieselmotors auszugleichen. Bis 2025 soll so die Zahl der CNG-betriebenen Fahrzeuge auf deutschen Straßen um den Faktor zehn steigen. Heute rollen etwa 100.000 Gas-Autos durch Deutschland, 2025 sollen es eine Million sein. Bei einem VW Caddy 1,2 TSI wären für den Benzintreibstoff 7,74 Euro auf 100 Kilometer fällig, der gleiche Wagen mit dem 2,0 TDI verbraucht Diesel für 4,84 Euro. Der neue aufgeladene, 81 kW/110 PS starke CNG-Motor 1,4 TGI brächte den Caddy mit 4,36 Euro über die Distanz. Um das Kaufinteresse zu schüren, weisen die Autobauer nicht nur auf den Kostenvorteil hin.

Obendrein soll das Tankstellennetz von derzeit 900 Stationen auf 2.000 ausgebaut werden. Hierfür konnten neue Investoren gewonnen werden, heißt es, Total ist einer von ihnen, der das Angebot in den kommenden Jahren vergrößern wird. Angst vorm Liegenbleiben muss der CNG-Autofahrer jedoch nicht haben. Fast alle Versionen auf dem Markt sind mit einem bivalenten Antrieb ausgestattet, ein kleiner Benzintank an Bord sorgt fürs Weiterkommen, wenn der Gasvorrat zur Neige gegangen ist und keine passende Station in Reichweite liegt. Der Caddy TGI kommt mit seinem CNG Vorrat von 26 Kilogramm immerhin 610 Kilometer weit. Wenn das Netz wächst, hätten auch monovalente Gasantriebe mehr Chancen, die bei konsequenter Auslegung auf nur eine Kraftstoffart noch effizienter arbeiten würden.

Bei VW liegt der Einstiegspreis ähnlich wie bei vergleichbaren Angeboten anderer Hersteller bei 22.407 Euro für den Caddy mit kurzem Radstand. Der Diesel ist etwa 1.400, der Benziner rund 3.000 Euro billiger. Steuerersparnis, geringere Treibstoffkosten und nicht zuletzt der Zuschuss der Gasversorger, die den Kauf eines CNG-Autos je nach Anbieter mit deutlich mehr als 1.000 Euro unterstützen, macht zumindest eine Berechnung der Wirtschaftlichkeit auch bei privaten Nutzern empfehlenswert.

Michael Kirchberger/mid


Technische Daten VW Caddy 1,4 TGI:
Fünftüriger Großraum-Kombi, Länge/Breite/Höhe/Radstand in Meter: 4,51/1,80 (2,07 mit Spiegeln)/1,83/2,68 Meter, Kofferraumvolumen: 190 bis 3.200 l, Leergewicht: 1.541 kg, max. Zuladung: 634 kg, Tankinhalt: 26 kg.
Antrieb: Vierzylinder-Turbo-Ottomotor, Hubraum: 1.395 ccm, max. Leistung: 81 kW/110 PS bei 4.800-6.000/min, manuelles 6-Gang-Getriebe, max. Drehmoment: 200 Nm bei 1.500 bis 3.500/min, 0-100 km/h: 13,0 s, Höchstgeschwindigkeit: 174 km/h, Normverbrauch: 4,1 kg CNG /100 km, CO2-Emission: 117 g/km, Testverbrauch: 5,6 kg CNG/100km, Preis: ab 22.407 Euro.

Der Artikel "VW Caddy TGI: Gas geben auf umweltverträgliche Weise" wurde am 16.05.2017 in der Kategorie Fahrbericht von Michael Kirchberger mit den Stichwörtern Erdgas, Alternativer Antrieb, Kombi, Umwelt, Emissionen, Test-Bericht, Pressevorstellung, Test, Bericht, Kurztest, Vorstellung veröffentlicht.

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