Sonst noch was?

Sonst noch was? - Von Alltagshelden und Rennfahrern

14. Februar 2025, 15:42 Uhr
Günter Weigel/SP-X
Sonst noch was?  - Von Alltagshelden und Rennfahrern
Sonst nocht was Foto: SP-X

Man kann Sportwagen unpraktisch finden und das zu recht. Aber sie sind eben auch sportlich und schön und bedienen gewisse Notwendigkeiten. Dabei ist Tempo gar nicht unbedingt alles.  

Man(n) kennt das. Als unsereins damals als Linksaußen nicht mehr schnell genug war und sich die Amateurfußballerkarriere auf Kreisklasse- und Alte-Herren-Niveau dem Ende zu neigte, musste zur Kompensation ein Sportwagen her. Den gibt es immer noch, obwohl er hier und da etwas zwackt. Offensichtlich können auch Autos einlaufen. Aber das ist ein anderes Thema. Jedenfalls machten wir, was viele Männer in dieser Phase machen - die verblassende Jugendlichkeit mit einem Auto aufmotzen.  

Das geht auch Menschen so, die weit besser Fußballspielen konnten als unsereins. Die dürfen dann zur Belohnung auch auf höherem Niveau kompensieren. Sergio Agüero beispielsweise, begnadeter ehemaliger Kicker von Manchester City darf jetzt als Rennfahrer in die Formel-E einsteigen und dort „als Höhepunkt einer innovativen Content-Serie“ einen Porsche 99X Electric fahren. Dazu bildet ihn Porsche flugs zum Rennfahrer aus. Allerdings ist sein Einsatz wohl auf ein Rennen in der Content-Serie beschränkt. Dort darf er sich dann mit anderen Promis messen und dafür das letztjährige Siegerfahrzeug der Formel-E pilotieren.  

Nicht dass wir neidisch wären. Diese Einsitzer sind für normalgroße Erwachsene einfach zu kurz und zu eng. Aber wundern müssen wir uns schon. Entweder ist Sergio auch am Lenkrad ein Ass oder die Elektroflitzer sind so einfach zu fahren, dass das jeder kann. Da noch mehr Promis für die Content-Serie angekündigt sind, gilt wohl letzteres. Womit dann aber der Mythos vom Rennfahrer als Held am Lenkrad auch dahin ist.  

Als Helden des Alltags versuchten sich derweil Manager der britischen Bahn. Ihnen fiel auf, dass die Fahrgäste immer wieder kurz vor knapp zahlreich die Bahnsteige frequentierten, nur weil kurzfristig das Ankunfts- oder Abfahrtgleis geändert wurde. Das dabei entstehende unschöne Getümmel könnte ja gefährlich werden und obendrein durch Stockungen beim Ein-und Aussteigen den Fahrplan noch weiter durcheinanderbringen. Also kamen sie auf die Idee, Änderungen und Ankunftszeiten nur bis drei Minuten vor Abfahrt am Bahnhof anzuzeigen.  

So sollten diejenigen, die einfach zu weit weg von neuen Gleis standen, sich gleich der Vergeblichkeit eines Sprints bewusstwerden und sich um eine neue Verbindung kümmern können. „Motto: Uns wäre es lieber, Sie würden Ihren Zug verpassen, als dass Sie sich beeilen, ihn zu erwischen“. Die undankbaren Fahrgäste reagierten anders als erwartet. Zum einen taten sie ihrem Ärger vornehmlich in den sozialen Netzen kund und zum anderen wurden das hektische Hin- und her-Eilen einfach vorgezogen. Geändert wurde die Regelung bislang allerdings nicht.  

Man muss nicht unbedingt hektisch dauernd etwas ändern. Auch deshalb haben wir, egal wer gerade regiert, ja auch kein allgemeines Tempolimit auf deutschen Autobahnen. Wir wollen hier keine Diskussion über den Sinn oder Unsinn eines solchen Limits anfangen, stellen aber wissenschaftlich, also empirisch belegt fest, dass die tatsächliche Durchschnittsgeschwindigkeit auf nicht limitierten Strecken zumindest in Nordrhein-Westfalen gerade mal 113,5 km/h beträgt.  

Für die zugehörige Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft wurden immerhin 1,9 Milliarden Pkw-Bewegungen an den entsprechenden Messstellen ausgewertet. Nur ein Prozent fuhr schneller als 160 km/h, zehn Prozent zwischen 130 und 140 km/h. Daraus kann man nun folgern, dass wir kein Tempolimit brauchen oder das die Einführung kaum jemanden treffen würde. Je nachdem, wie man es eben interpretiert.

Die Plausibilität der Ergebnisse können wir aus eigener Anschauung bestätigen. Wenn wir brav mit dem E-Auto nicht schneller als 130 km/h fahren, überholt uns fast keiner. Fast so, wie früher beim Fußball. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.  

Der Artikel "Sonst noch was? - Von Alltagshelden und Rennfahrern " wurde am 14.02.2025 in der Kategorie News von Günter Weigel/SP-X mit den Stichwörtern Sonst noch was? , News, veröffentlicht.