Historie

Bugatti Type 57 Atlantic im "ZeitHaus"

23. Dezember 2020, 11:54 Uhr
Lars Wallerang
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Im 'ZeitHaus' der Wolfsburger 'Autostadt' steht eine Ikone des Sportwagen-Baus: ein Bugatti Type 57 Atlantic. Eine Reportage im Magazin 'Auto Stadt & Leben' erzählt die geheimnisvolle Geschichte über das Luxus-Auto der 30er Jahre.


Im "ZeitHaus" der Wolfsburger "Autostadt" steht eine Ikone des Sportwagen-Baus: ein Bugatti Type 57 Atlantic. Dabei handelt es sich um eine Rekonstruktion. Eine Reportage im Magazin "Auto Stadt & Leben" erzählt die geheimnisvolle Geschichte über das Luxus-Modell der 30er Jahre.

"Nichts ist zu schön, nichts ist zu teuer: Nach dieser Maxime richtete der geniale Automobilkonstrukteur Ettore Bugatti sein ganzes Leben aus", heißt es in dem Artikel von Jens Meiners. Dabei nehme der Bugatti Type 57 "Atlantic" in der legendären Bugatti-Kollektion noch eine Sonderstellung ein.

Der Type 57 Atlantic wurde nur viermal gebaut, drei Exemplare existieren noch heute. Die Bezeichnung Atlantic erhielt das Coupe zu Ehren des Fliegerhelden Jean Mermoz, der 1936 bei dem Versuch einer Atlantik-Überquerung ums Leben kam. Stilistisch abgeleitet ist der Type 57 Atlantic vom verschollenen Type 57 C Aerolithe aus dem Jahr 1934. Von diesem hat er die charakteristische Kammlinie übernommen, die sich von der Motorhaube über das Dach bis ins Heck fortsetzt.

Beim Aerolithe gab es einen technischen Grund dafür: Der verwendete Werkstoff Elektron, eine Aluminium-Magnesium-Legierung, ließ sich nicht schweißen, sondern nur vernieten. Beim zwei Jahre später lancierten Type 57 Atlantic mutierte das nunmehr technisch überflüssige Merkmal zum bloßen Gestaltungselement. Der Kühlergrill wirkt harmonischer als beim Aerolithe, die Proportionen bleiben mit der langen Motorhaube sowie dem rundlichen und nach hinten abfallenden Dach dramatisch.

"Wie kaum ein anderes Fahrzeug repräsentiert der Bugatti Type 57 Atlantic mit sinnlichen Proportionen, schwungvollen Formen und reduzierter Opulenz das Formenrepertoire des Art Deco", schreibt der Autor. Dabei stünden die technischen Reize den optischen in keiner Weise nach: Der 3,3-Liter-Achtzylinder-Reihenmotor leistet in seiner per Kompressor aufgeladenen Form rund 200 PS. Das bedeutet eine Spitzengeschwindigkeit von mindestens 200 km/h. Damals war das ein geradezu unglaublicher Wert.

Lediglich vier Autos haben das Werk verlassen, sie alle hatten eine bewegte Geschichte. Der erste Type 57 Atlantic, der einzige ohne Kompressor, wurde an den Londoner Bankier Baron Victor Rothschild ausgeliefert; der Wagen erlitt 1941 einen Motorschaden und kam 1971 in die Hände eines US-Sammlers. Heute steht er im kalifornischen Mullin Automotive Museum.

Das zweite Fahrzeug, bekannt als "La Voiture Noire", gehört Ettore Bugattis Sohn Jean persönlich; es diente als Foto- und Ausstellungsmodell und wurde immer wieder an Rennfahrer verliehen. Doch bereits 1941, fünf Jahre nach der Fertigstellung, verliert sich die Spur. Angeblich wurde das Auto nach Bordeaux verschifft, um es vor der deutschen Besatzungsmacht in Sicherheit zu bringen; möglicherweise ist es beim Transport untergegangen.

Im dritten Type 57 Atlantic, der an den Pariser Unternehmer Jacques Holzschuh ausgeliefert wurde, kam der Zweitbesitzer Rene Chatard 1955 bei einem schweren Unglück an einem Eisenbahnübergang ums Leben. Das Auto wurde jahrelang eingelagert, erst mehr als ein Jahrzehnt später begann eine aufwändige Restaurierung mit einer großen Zahl von Nachfertigungen. Heute präsentiert sich das Auto in perfektem Zustand.

Das vierte Exemplar wurde zwei Jahre nach seinen Schwestermodellen gebaut, nämlich 1938, und zunächst an den britischen Tennisspieler Richard B. Pope verkauft. Seit 1988 gehört es Ralph Lauren, Gründer des gleichnamigen Unternehmens für Konfektionswaren der gehobenen Preisklasse.

Mit seiner kompakten, für die damalige Zeit überaus modernen und kraftvollen Form inspiriert der Type 57 Atlantic das Sportwagen-Design bis heute, ganz besonders bei der Marke Bugatti. Die Kammlinie ist stilprägend geworden, und der Type 57 Atlantic hat zuletzt zwei Einzelstücke inspiriert: eine 2015 entstandene, kompakte und fast unbekannte Studie mit V8-Motor - und den 2019 gezeigten Solitär "La Voiture Noire", der einen Preis von 19 Millionen Euro erzielt haben soll.

Der Artikel "Bugatti Type 57 Atlantic im "ZeitHaus"" wurde am 23.12.2020 in der Kategorie Neuheiten von Lars Wallerang mit den Stichwörtern Historie, Ausstellung, Oldtimer, Luxus, Sportwagen, Vorstellung, veröffentlicht.

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