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Juke Nissan im Test: In dieser Jukebox ist Musik drin

22. Mai 2020, 09:15 Uhr
Rudolf Bögel
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Die erste Generation des Nissan Juke verkaufte sich über eine Million Mal. In Deutschland fand das in London designte Auto immerhin über 70.000 Käufer. Inzwischen ist Generation zwei am Start - mit deutlichen Veränderungen. Der Motor-Informations-Dienst (mid) testete das aktuelle Crossover-SUV im Kleinwagenformat im Alltag.


Kann man ein gelungenes Auto noch gelungener machen? Nissan kann. Bester Beweis: Aus dem punkigen, expressiven Juke wurde in der zweiten Generation ein angepasstes, elegantes, aber immer noch ausdrucksstarkes SUV. "Love it or hate it!" hieß es anno 2009, als der Nissan Juke vorgestellt wurde. Von wegen Hass. Das hässliche Entlein wurde geliebt. Die erste Generation des Crossover-SUV im Kleinwagenformat verkaufte sich über eine Million Mal. In Deutschland fand das in London designte Auto immerhin über 70.000 Käufer. Der Motor-Informations-Dienst (mid) testete den neuen Juke im Alltag.

Hinten ist die neue Generation kantiger geworden, auffällig sind die Rücklicht-Abdeckungen, die skulptural aus dem Heck herausragen. Auch in der Seitenlinie finden sich knackige Kanten, die von der Schulter bis zur Fronttür laufen und unten herum wieder zurückfließen. Wie ein liegendes U. Vorne bleibt der nicht zu übersehende und über die ganze Front reichende V-förmige Kühlergrill. Und die auffälligen Rund-Scheinwerfer ziert ein Y. Fast könnte man meinen, die Designer hätten sich in ihrer Formensprache vom letzten Drittel des Alphabets inspirieren lassen.

Der Juke ist nicht nur vom Aussehen her erwachsener geworden, sondern tatsächlich gewachsen. Immerhin sieben Zentimeter länger ist die Karosserie, aber entscheidend ist der um zehn Zentimeter gestreckte Radstand. Das schafft Platz im Innenraum. Gefühlt, aber auch tatsächlich. An den Knien bleiben im Fond 5,8 Zentimeter mehr, die Kopffreiheit steigt um 1,1 Zentimeter. Auch wenn der Juke größer geworden ist, der Blick nach hinten hat sich beim neuen Modell trotzdem nicht unbedingt verbessert. Schuld daran ist die zwar gelungene, aber in diesem Punkt eher unpraktische Coupeform. Eine Rückfahrkamera ist daher empfehlenswert.

So aufregend das Äußere erscheint, innen serviert Nissan eher Durchschnittskost. Rundinstrumente für Geschwindigkeit und Motordrehzahl, was in diesem Fall wichtig ist, weil es bei dem Dreizylinder-Triebwerk wirklich auf die Drehzahl ankommt. Dazu später mehr. Mitten auf dem Armaturenbrett sitzt der 8-Zoll-Infotainment-Bildschirm. Sonst dominieren in unserem Testwagen schwarzes und graues Allerweltsplastik. Aber es gibt auch schickere Ausstattungsvarianten, mit Alcantara oder mit auffällig roten Lederverkleidungen.

Das Handy dockt sich via Bluetooth schnell an, Apple CarPlay und Android Auto sind in dieser Fahrzeugklasse mittlerweile Standard. Und auch das WLAN-Netz für alle Mitreisenden lässt sich schnell installieren. Ordentlichen Sound bietet die Juke-Box im Nissan Juke schon ohne Upgrade. Wer aber wirklich gerne Musik hört, der sollte sich die Bose-Anlage mit den in den Kopfstützen integrierten Lautsprechern leisten (600 Euro). Apropos Sound: An der Fahrzeug-Dämmung wurde offenbar gespart. Zwar spürt man die Straße durch das ordentliche Fahrwerk kaum, dafür hört man sie laut und deutlich.

Der Dreizylinder-Benzin-Motor bewahrt im Gegensatz dazu in fast jeder Situation die (Lauf-)Ruhe. Das 1,0-Liter große Triebwerk ist die einzige im Juke erhältliche Motorisierung und verhält sich nicht nur bei der Lärmentwicklung gutmütig, sondern auch bei der Kraftentfaltung. Aber nur, wenn man mit niedrigen oder ganz hohen Touren fährt. Das maximale Drehmoment von 180 Newtonmetern steht nämlich zwischen 1.750 und 4.000 U/min bereit, dann baut es wieder ab. Der Juke-Motor mit 117 PS entwickelt durchaus Sprinter-Qualitäten, vorausgesetzt, man hat den Drehzahlmesser immer fest im Blick - zumindest bis man sich an den Dreizylinder-Motor gewöhnt hat. Sonst ist schnell Frust statt Fahrspaß angesagt. Nicht unbedingt Enttäuschung, vielleicht eher Ernüchterung, macht sich an der Tankstelle breit. Der angekündigte Durchschnittsverbrauch von 4,9 Liter auf 100 Kilometer ist wahrlich nicht zu erreichen. Im täglichen Fahr-Mix aus je einem Drittel Stadt, Autobahn und Landstraße waren es 6,2 Liter.

Zu den Details: Positiv aufgefallen ist der im Vergleich zum Vorgänger um 20 Prozent größere Kofferraum. Jetzt passen 68 Liter mehr und damit 422 Liter in den Juke hinein. Praktisch: die um 13 Zentimeter größere Ladebreite. Auf der negativen Seite rangieren zwei kleine, aber nervige Details. Zum einen will der Disclaimer im Infotainment-System immer sein Okay haben, sonst verschwindet er nicht vom Bildschirm. Bei anderen Herstellern passiert das nach einigen Sekunden automatisch. Und bei den verschiedenen Fahrstufen (Sport, Komfort, Eco) zeigt sich der Juke vergesslich. Nach jedem Ausschalten des Motors springt er auf die mittlere Stufe, so dass der Fahrer jedes Mal wieder seinen Lieblingsmodus, ob Sport oder Eco, einschalten muss.

Unser Fazit zum Juke: Den Dreizylinder mit seinem gewöhnungsbedürftigen Ansprechverhalten wird man zwar nie lieben, aber des Verbrauchs wegen akzeptieren. Der Juke ist ein durch und durch vernünftiges Auto, aber eines, das auch noch gut aussieht.

Rudolf Bögel / mid

Technische Daten Nissan Juke N-Connecta:

- Länge / Breite / Höhe: 4,21 / 1,90 / 1,60 m

- Motor: Dreizylinder-Benziner

- Hubraum: 999 ccm

- Leistung: 86 kW/117 PS bei 5.250 U/min

- max. Drehmoment: 180 Nm bei 1750 - 4.000 U/min

- Sechsgang-Schalter, Frontantrieb

- 0 - 100 km/h: 10,4 Sekunden

- Spitze: 180 km/h

- Normverbrauch (NEFZ): 4,9 l/100 km

- CO2-Emission: 112 g/km

- Preis: ab 22.990 Euro (Basismodell: 18.990 Euro)

Der Artikel "Juke Nissan im Test: In dieser Jukebox ist Musik drin" wurde am 22.05.2020 in der Kategorie Neuheiten von Rudolf Bögel mit den Stichwörtern Auto, SUV, Crossover, Praxistest, Test, Kompakter, Vorstellung, veröffentlicht.

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