E-Bikes

Test: Schindelhauer Arthur - Feiner Feger

28. April 2020, 14:32 Uhr
Mario Hommen/SP-X

Schindelhauer hat sich mit spartanischen Fahrrädern einen Namen gemacht. Lässt sich dieser Anspruch auch auf ein Pedelec-Modell übertragen? Sehr gut sogar, wie das neue Arthur beweist.

Seit mehr als einer Dekade offeriert Schindelhauer der Fahrradwelt vornehmlich spartanisch-schöne und sportliche Räder. Den ästhetischen Kern ihrer Marke haben die Berliner nun auch auf das Pedelec-Segment übertragen: Das E-Bike Arthur ist nicht nur beeindruckendes Designstatement, sondern zugleich ein erfreulich angenehm fahrbares Alltagsrad.Wie bei vielen neuen E-Bikes im strengen Fixie-Stil ist auch das elektrische Wesen des Arthur gut kaschiert. Während sich die Batterie im halbwegs schlanken Alurahmen versteckt, schiebt im Hinterrad ein kaum größer als ein Nabengetriebe bauender Motor von Mahle an. Auf Fahrstufenschalter, Displays und andere typische E-Bike-Accessoires wird verzichtet. Aktiviert wird der E-Antrieb von einem Knopf im Oberrohr, dessen farblich variabler Leuchtring über den Unterstützungsgrad des Motors informiert. Wer mag, kann auf sein Smartphone die Ebikemotion-App von Mahle laden und diese mit dem Motor verbinden. Dann lassen sich Einstellungen am Antrieb vornehmen, zudem fungiert das Handy so als Bordcomputer und Navi.Für ein aufgeräumtes Erscheinungsbild sorgen weitgehend innen verlegte Züge und Leitungen. Schick wirkt das Arthur auch aufgrund edler Komponenten, feiner Verarbeitung, polierten Hochglanzoberflächen, mattgrauem Lack und hellbraunen Lederakzenten. Ein schönes Detail ist der reduzierte und farblich abgestimmte Markenschriftzug am Oberrohr. Farblich harmonieren auch das Leder und die braunwandigen, profillosen Conti-Reifen. Die sind zwar schmal, können bei moderatem Luftdruck dennoch einige Härten holpriger Straßen abmildern. Zudem bieten sie gute Fahreigenschaften und Grip. Für ungetrübten Fahrspaß sorgen außerdem die solide Verarbeitung und perfekt ineinandergreifende Teile. Klappern, Schnarren, Quietschen? Fehlanzeige.Ebenfalls Fehlanzeige sind Federelemente. Selbst der Brooks-Sattel - angesichts des jungfräulichen Testrads weit davon entfernt, eingesessen zu sein - vermittelt sportliche Härte, was insgesamt gut zum Flitzer-Charakter des E-Bikes passt. Ebenfalls verbindlich, auf den Punkt dosierbar und aus formschönen Bauteilen zusammengesetzt sind die hydraulischen Scheibenbremsen der Shimano-Gruppe Cura. Diese sind eigentlich für Mountainbikes gedacht, weshalb die Bremsgriffe gut an den breiten Lenker des Arthur passen. Der sorgt mit seiner Kröpfung für eine recht entspannte und dennoch leicht sportliche Haltung.Der Mahle-Motor ist zwar kein impulsiver Druckmacher, schiebt auf flacher Strecke dennoch kurzweilig und angenehm homogen sowie leise bis auf 25 km/h. Eine Alternativübersetzung gibt es nicht, was man auf flacher Strecke allerdings nur selten vermisst. Bergauf ist ein Tempoabfall allerdings unvermeidbar, denn Gipfelstürmer-Qualitäten sind der Singlespeed-Mahle-Kombination fremd. Steilere Anstiege lassen sich dank Motorhilfe dennoch ohne starken Pulsanstieg meistern, sofern man auf die Kriechspur wechselt. Selbst bei Schritttempo schiebt der Motor bergauf an.Auf ebener Strecke kann man das Arthur allein mit guter alter Muskelkraft problemlos auch auf Tempo 30 und darüber treiben. Reichweiten-Angst braucht man also keine zu haben, denn auch ganz ohne Akku-Power fährt es sich leicht und geschmeidig. Die Batterie ist mit 250 Wh zwar bescheiden dimensioniert, doch 60 Kilometer sind bei höchster Unterstützungsstufe kein Problem. Zum Laden gibt es ein kleines schwarzes Netzteil, welches man allerdings direkt ans Fahrrad anschließen muss. Die Batterie vom Fahrradkeller in die Wohnung mitzunehmen, das geht leider nicht. Allerdings schmückt das Arthur jeden Wohnraum. Zudem lässt es sich - 13 Kilogramm leicht - recht entspannt auch Treppen hinauftragen. Und mit Kettenfett kontaminiertes Spritzwasser muss man nicht fürchten, denn der geschmeidig arbeitende Riemenantrieb wird nicht geschmiert.Ein im Wortsinn Highlight des Arthur sind die fast unsichtbaren Leuchten vom koreanischen Zulieferer Lightskin, die trotzdem die Anforderungen der Straßenverkehrsordnung erfüllen. Das zufriedenstellend ausleuchtende Vorderlicht ist fast unsichtbar im Lenker eingelassen, das Rücklicht besteht aus einer senkrechten Reihe kleiner LED-Punkte in der Sattelstange. Aktiviert wird auch die Lichtanlage über den einen Schalter im Oberrohr.Unterwegs mit dem Arthur kommt man leicht mit anderen ins Gespräch. Fällt dabei der Kaufpreis von rund 3.800 Euro, zieht praktisch jeder seine Augenbrauen in die Höhe. Sparnaturen erscheint das zu hoch. Andere, bei denen Qualität kosten darf, empfanden den Preis als sogar günstig. Wer das E-Bike von Schindelhauer und seine Besonderheiten in Natura erlebt, verspürt jedenfalls einen gewissen Will-haben-Impuls. Wen die spontane Kauflust überfällt, muss bereits jetzt für einige Rahmengrößen Geduld mitbringen. Laut Schindelhauer-Mitbegründer Stephan Zehren sind die mittleren Größen der ersten Charge bereits ausverkauft. Erst Ende 2020 werden die neuen Arthur kommen. Es soll allerdings Schindelhauer-Händler geben, bei denen noch einige Exemplare mittlerer Größe auf ihren neuen Besitzer warten.

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