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Mazda3 Skyactive X: Das dritte Geschlecht

25. März 2020, 09:13 Uhr
Solveig Grewe
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Das beste aus zwei Antriebstechniken, aus Diesel und Benziner, in einem Motor vereint? Mazda versucht diesen Spagat mit dem Skyactive-X-Motor, den der Motor-Informations-Dienst (mid) im Mazda3 im Alltag ausprobiert hat.


Das beste aus zwei Antriebstechniken, aus Diesel und Benziner, in einem Motor vereint? Mazda versucht diesen Spagat mit dem Skyactive-X-Motor, den der Motor-Informations-Dienst (mid) im Mazda3 im Alltag ausprobiert hat.

Die Welt, auch die der Mobilität, wird beständig bunter, facettenreicher und entfernt sich immer schneller von der alten Dualität, die fast 100 Jahre lang die Orientierung so herrlich einfach machte. Entweder man fuhr einen Benziner oder einen Diesel; Zünd- oder Glühkerze; Fremd- oder Selbstzünder. Prinzipien, die die Welt ans Rollen gebracht haben, ihre Luft aber schon durch die schiere Masse in einem Maße belastet haben, welches das Erträgliche überschritten hat.

Weniger und sauberer lauten jetzt die Prämissen fürs Fahren, und auf diese beiden Vorgaben gibt es inzwischen eben mehr als zwei Antworten. Bei Mazda, wo die Motoren-Technik sich fast aus Prinzip nicht dem Mainstream anschließt, wie es das Werkeln am Wankelmotor seit Jahrzehnten unterstreicht, hat man auch die Kreuzung von Diesel und Benziner betrieben. Mit Erfolg, an den andere nicht mehr glauben wollten, oder die Sinnhaftigkeit von Aufwand und Ertrag irgendwann nicht mehr gegeben sahen. Diese Kreuzung, bildlich bestens im Buchstaben X symbolisiert, vermarkten die Japaner als Skyactive X, quasi das dritte Geschlecht des Mazda3, den es als Skyactiv G (Gasoline), Skyactive D (Diesel) und eben als X gibt.

Dieser Transgender-Mazda3 war der mid-Testwagen der Woche. Man kommt nicht umhin, kurz in seine Technik einzusteigen, wobei am Ende alles einfacher klingt - und funktioniert - trotz all der Herausforderungen und kniffligen Lösungen.

Der Kraftstoff im Skyactive X bleibt Benzin, schon weil es sauberer verbrennt als Diesel. Allerdings muss es mit deutlich mehr Luft zu einem extrem mageren Gemisch verwirbelt werden, um unter Druck, der mit 16,3 zu 1 auf Dieselmotor-Level liegt, auch selbst zu zünden. Und selbst das klappt nicht in der gewünschten und erforderlichen Form und Stärke über alle Betriebs- und Temperaturbereiche hinweg.

Um die unabdingbare Homogenität für eine saubere Verbrennung des Luft- und Benzinwirbels im Kolben zu sichern, muss zum einen die Luftmenge exakt dosiert und gesteuert werden, was ein Kompressor übernimmt. Eine Zündkerze stellt dann zum anderen sicher, dass Zeitpunkt und Stärke der Zündung zur Zylinderfüllung passen, wobei auch die Kraftstoffmengen und selbst die Verteilung im Kolben zum Zeitpunkt der Zündung noch als Variable hinzukommt und gesteuert werden wollen.

Im Teillastbereich stellt das andere Anforderungen als unter Volllast. Man stelle sich das vereinfacht so vor: Es wird gleichzeitig mit Bällen und Kegeln unterschiedlicher Größe und wechselnder Zahl und Zusammensetzung jongliert, wobei das Licht flackert wie früher das Schwarzlicht in der Disko. Aber es funktioniert und liefert in der Spitze 180 PS Leistung.

Der Vierzylinder startet und klingt total normal. Immer. Was besticht, ist die Laufruhe, mit der das komplexe Triebwerk über weite Teile seines Drehzahlspektrums aufwartet. Was dagegen überrascht ist die Art, wie die 180 PS sich entfalten. Nämlich eher zurückhaltend. Dem Saugerprinzip des Mazda-Motors geschuldet, kommt Dampf erst bei hohen Drehzahlen und dort dann eher kurz und akustisch auch kerniger.

Das Diesel-Charakteristikum des satten Durchzugs aus niedrigen Drehzahlen fehlt dem Zwitter dann doch, wobei die Schaltpunktanzeige immer auf sehr frühzeitigen Gangwechsel drängt. Unterwirft man sich dieser gezügelten Dynamik, kann man mit 6,5 Liter Benzin 100 Kilometer weit kommen. Das ist kein schlechter, aber eben auch kein Verbrauchswert, der vom Hocker reißt.

Nicht allein der Motor-Technik darf der Verbrauch zugeschrieben werden. Mit einem Riemen-Starter-Generator von 4,8 kW Leistung und einer Lithium-Ionen-Batterie wird der Mazda3 Skyactive X zum Mildhybrid. Der doppelte Hybrid-Aufwand deutet an, warum man sich in den Entwicklungsabteilungen anderer Hersteller von der Diesotto-Technologie noch vor der Serienreife abgewandt hat.

Aber nicht nur der Motor, der gesamte Mazda3 ist neu. Einen gehörigen Anteil an dem Wohlfühl-Fahreindruck haben die neue Verbundlenker-Hinterachse, eine runde und dennoch zackige Lenkung plus das geschmeidige Sechsganggetriebe. Dass der neue Mazda3 Schlaglöcher gröberen Kalibers mitunter unwirsch und etwas polterig abfertigt, wird ihm sicher noch abtrainiert werden oder mit mehr Dämmung auszublenden sein.

Keine Experimente: So könnte der Leitsatz an die Innenraum-, speziell die Cockpit-Gestalter gelautet haben. Denn Digitalisierung betreibt Mazda mit ausgeprägter Zurückhaltung, was keineswegs ein Nachteil ist. Die Dreh-Drück-Steuerung für Navigation- und Audioeinheit funktioniert quasi "blind", der Mittelmonitor ist mit 8,8 Zoll zwar vergleichsweise klein, aber hinreichend groß und zudem wartet der 3er von Mazda mit einem kleinen, aber gut einsichtigen Head-up-Display auf.

Die Materialien und deren Passgenauigkeit waren bei Mazda immer schon über dem Niveau der japanischen Wettbewerber. Daran ändert sich auch jetzt nichts. Kritik also nicht am Ambiente, wohl aber am Umgang mit dem Raum in diesem 4,46 Meter langen Kompaktwagen.

Sie betrifft zum einen die Sorglosigkeit, mit der die Rundumsicht aus dem Fahrzeug seiner Optik geopfert wird. Die sogenannte C-Säule ist kolossal fett ausgefallen. Ihr Schatten fällt auf fast alles, was seitlich hinter dem Fahrzeug kreucht und fleucht. Zudem sitzen Menschen hier hinten eingeengter, als es inzwischen in der Kompaktklasse üblich ist.

Das gilt auch für den Gepäckraum, bei dem Mazda mit 325 Litern als Standardmaß nur unterdurchschnittliches Ladevolumen bietet. Darüber vermag der Preis des Mazda 3 Skyactiv-X hinwegtrösten, der schon in der Basis ab 26.790 Euro ausgesprochen gut ausgestattet vorfährt. Der Testwagen kam unter anderem mit Ledersitzen, Bose-Soundsystem, elektrisch einstellbarem Fahrersitz mit Memory und einem schier unerlässlichen 360-Grad-Rückfahrmonitor mit Vogelperspektive auf knapp 34.000 Euro.

Solveig Grewe / mid

Technische Daten Mazda 3 Skyactiv-X 2,0 M Hybrid:

- Länge / Breite / Höhe: 4,46 / 1,79 / 1,43 Meter

- Motor: Vierzylinder-Benziner mit Kompressionszündung

- Hubraum: 1.998 ccm

- Leistung: 132 kW/180 PS

- max.Drehmoment: 224 Nm bei 3.000 U/min

- Sechsgangschaltgetriebe

- 0 bis 100 km/h : 8,2 Sekunden

- Spitze: 216 km/h

- Normverbrauch: 5,8 Liter/100 km (WLTP)

- CO2-Emissionen: 117 g/100 km

- Preis: ab 26.790 Euro

Der Artikel "Mazda3 Skyactive X: Das dritte Geschlecht" wurde am 25.03.2020 in der Kategorie Fahrbericht von Solveig Grewe mit den Stichwörtern Auto, Praxistest, Kompakter, Diesel, Benziner, Fahrbericht, Test-Bericht, Pressevorstellung, Test, Bericht, Kurztest, Vorstellung veröffentlicht.

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