Elektromobilität

Harley-Davidson LiveWire: Kaum Sound, viel Fun

12. Dezember 2019, 09:38 Uhr
Rainer Unruh
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Viel Sound, viel Fun. Das gilt auf jeden Fall für die herkömmlichen Harleys, die bei denen es nur so sonor blubbert, wenn der Zündschlüssel gedreht und die Maschine angeworfen wird. Aber gilt das auch für die LiveWire, die neue und erste Elektro-Harley? Nein, natürlich nicht. Abgewandelt könnte man jedoch sagen: kaum Sound und trotzdem Fun.


Viel Sound, viel Fun. Das gilt auf jeden Fall für die herkömmlichen Harleys, die bei denen es nur so sonor blubbert, wenn der Zündschlüssel gedreht und die Maschine angeworfen wird. Aber gilt das auch für die LiveWire, die neue und erste Elektro-Harley? Nein, natürlich nicht. Abgewandelt könnte man jedoch sagen: kaum Sound und trotzdem Fun.

Um Gottes Willen, Harley und Elektro - geht das? Dieser Gedanke kommt automatisch, wenn man den Harley-Schriftzug sieht und den fehlenden Auspuff bemerkt. Ausgerechnet die Mutter aller Big Bikes baut ein E-Motorrad. Die Antwort ist nach dem ersten Blick klar: das geht!

Die LiveWire soll junges Publikum begeistern und aufs Motorrad bringen. Harley 3.0 sozusagen. Nichts da mit Schrauben im Wohnzimmer, wie der olle Kumpel in der Parterre-Wohnung das Anfang der 80er jeden Winter gemacht hat. Möbel im Wohnzimmer umgerückt, stattdessen Harley reingeschoben und geschraubt, bis es wieder Frühling wurde. An der LiveWire schraubt man nicht - keine Benzingespräche! Schade, dass der olle Kumpel nicht mehr in der Paterre-Wohnung lebt. Was der wohl zur E-Harley sagen würde?

Die LiveWire erinnert ein wenig an die Buell, die ehemalige Schwestermarke, sie sieht jedoch viel futuristischer aus. "Mir fehlt der V-Block", werden einige Harley Fans wohl sagen. Aber mal ehrlich, so wie der Elektromotor jetzt in den Leichtmetall-Gussrahmen der LiveWire eingepasst ist, das hat auch was ziemlich Cooles! Unter der Tankverkleidung als schwarzer Monolith der Akku mit 15,5 kWh, darunter der raketenförmige, silberfarbene, flüssigkeitsgekühlte Permanentmagnet-Elektromotor. Das sieht alles leicht und puristisch aus, als habe der Designer sich nachmittags ins Café gesetzt und den Zeichenstift einfach mal so laufen lassen. Dabei wiegt die E-Harley fette 250 Kilo.

Sobald der Startschalter gedrückt ist, erwacht die LiveWire zum Leben. Im Display erscheint ein grünes Signal. Am Hintern spürt man eine kleine Vibration, die sich wie ein zarter Herzschlag anfühlt und ab diesem Zeitpunkt ist klar: Wer jetzt volle Kanne am rechten Handgriff dreht, zischt in drei Sekunden von 0 auf 100. Und apropos Lautstärke: Die Harley LiveWire ist nicht tonlos, sondern gibt einen gut wahrnehmbaren Düsenjet-Sound ab, natürlich hundertmal leiser als die herkömmlichen Motorräder.

Für die Fahrt können sieben Modi gewählt werden, etwa Regen oder Sport. Drei davon können auf dem 4,3 Zoll großen Touch-Display individuell programmiert werden. Das alles am besten vor der Fahrt. Es lässt sich übrigens eine ganze Menge einstellen und daher muss man sich ein wenig einfuchsen, um dann nicht während der Ausfahrt ran zu müssen und abgelenkt zu sein. Die weiteren Einstell-Knöpfe sind unterhalb der Lenkergriffe platziert, einer davon als eine Art Joystick. Alles ist ein wenig fummelig zu bedienen. Das ist aber erst einmal der einzige, kleine Kritikpunkt.

Die Tour mit der LiveWire macht eine Höllenfreude. Der Schwerpunkt der Maschine liegt dank schwerem Akku und E-Motor mittig, das erdet das e-Motorrad in gewisser Weise. Raufsetzen - und ab geht's zum Kurvenfressen. 106 PS, 117 Newtonmeter Drehmoment, das passt. Genauso wie der bequeme, sportliche Sitz. Dank ABS und besagter Fahrmodi lässt sich die E-Harley von Jederfrau und -mann beherrschen.

Den rechten Griff durchgezogen immer am Limit, heissa, das macht Spaß und nach einer halben Stunde ist der Akku leer. Kleiner Scherz! Mitnichten!

Harley gibt die Reichweite mit 158 Kilometer im Stop and Go-Modus auf Schnellstraßen oder Autobahnen an. Bis zu 235 Kilometer Reichweite sind insgesamt drin im Akku. Geladen wird am Schnellladegerät in rund 40 Minuten auf 80 Prozent und in einer Stunde auf 100 Prozent. An der Haushaltssteckdose dauert die Volladung zwischen acht und zehn Stunden. Das Kabel dafür steckt direkt unter der klappbaren Sitzbank. Der Schnelllade-Anschluss befindet sich - Überraschung - unterm Tankdeckel. Die erste elektrische Harley-Davidson lässt sich leicht, angenehm und sportlich fahren. Die LiveWire ist ein zeitgemäßes Bike, passend für die "Generation Greta".

Nur ein Problem gibt es mit der amerikanischen Maschine aus Pennsylvania (nein, nicht aus Milwaukee): Sie kostet gut 33.000 Euro und kaum ein junger Mensch, der gerne E-Motorrad fahren möchte, kann sich das wohl leisten.

Rainer Unruh / mid

Technische Daten Harley-Davidson LiveWire:

- Antrieb: Permanent-Magnetmotor, Riemenendantrieb

- Leistung: 78 kW/106 PS bei 11.000 U/min

- Max. Drehmoment: 116Nm

- Sitzhöhe: 76/78 cm

- Gewicht fahrfertig: 249 kg

- Zuladung: 181 kg

- Max. Reichweite (WMTC-Norm): 158 km

- 0 bis 100 km/h: 3,0 sek

- Spitze: 178 km/h

- Preis: ab 32.995 Euro

Der Artikel "Harley-Davidson LiveWire: Kaum Sound, viel Fun" wurde am 12.12.2019 in der Kategorie Fahrbericht von Rainer Unruh mit den Stichwörtern Motorrad, Elektromobilität, Fahrbericht, Neuheit, Test-Bericht, Pressevorstellung, Test, Bericht, Kurztest, Vorstellung veröffentlicht.

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