Fahrbericht

So Golf wie nie: Die achte Generation im Fahrtest

29. November 2019, 10:12 Uhr
Rudolf Bögel
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Alle 40 Sekunden geht statistisch gesehen ein VW Golf über den Ladentisch. Schon seit 1974. Insgesamt 35 Millionen Mal. Ein echter Wagen fürs Volk. Der Motor-Informations-Dienst (mid) ist die achte Generation, die ab dem 6. Dezember 2019 zum Grundpreis von knapp 20.000 Euro (90 PS, Handschalter) zu haben ist, schon gefahren.


Alle 40 Sekunden geht statistisch gesehen ein VW Golf über den Ladentisch. Schon seit 1974. Insgesamt 35 Millionen Mal. Ein echter Wagen fürs Volk. Der Motor-Informations-Dienst (mid) ist die achte Generation, die ab dem 6. Dezember 2019 zum Grundpreis von knapp 20.000 Euro (90 PS, Handschalter) zu haben ist, schon gefahren.

Die alte Regel, dass der Bestseller aus Wolfsburg von Generation zu Generation möglichst behutsam weiterentwickelt wird, um ja den Erfolg nicht zu verscheuchen, gilt bei der neuen Ausgabe nur bedingt. Abgesehen vom Design vielleicht. Zwar ein wenig gedrungener und im Heck fast schon avantgardistisch kantig, fällt der Newcomer unter den Vorgänger-Gölfen nur marginal auf. Und die Abmessungen? Zwei Zentimeter länger, zwei Zentimeter niedriger - das war es dann schon.

Dafür hat sich bei den inneren Werten Revolutionäres getan. Da ist zum einen das digitale Cockpit, das fast ohne Knöpfe auskommt - und zum anderen die moderne Motorenpalette: Und die bietet mit Benziner, Diesel, Erdgas, MILD-Hybrid und Plug-in-Hybrid so ziemlich alles, was ein Auto so antreibt. Nur einen reinen Stromer gibt es in der achten Generation nicht, das bleibt dem ID.3 vorbehalten.

Bei den Motoren heißt es bei Volkswagen: Lektion gelernt. Die modernen Triebwerke sollen so clean sein wie nie zuvor. Da ist zum Beispiel der 2,0-Liter-Diesel, der dank der doppelten SCR-Reinigung sogar den Stickoxid-Ausstoß um 80 Prozent reduziert.

Wir haben das 150-PS-Aggregat getestet und ziehen den Hut. Vernunft und Spaß sind hier gemeinsam unter der Motorhaube eingezogen. Volle Power, wenig Treibstoffkosten - nichts schlägt einen (sauberen) Diesel. Immer noch. Unser Durchschnittsverbrauch liegt bei 5,6 Liter und das trotz dynamischer Fahrt auf kurvigen Bergstrecken. Auffällig unauffällig ist die Geräuschentwicklung, der Motor ist so gut gedämmt, dass man schon genau hinhören muss, ob das tatsächlich ein Diesel ist.

Die zweite Testfahrt widmen wir dem völlig neu entwickelten eTSI, einem Vierzylinder-Benziner, gekoppelt mit einem Startergenerator, der wiederum auf einem 48-Volt-Bordnetz basiert. Der Generator ermöglicht treibstoffschonendes "Segeln" und schiebt noch dazu kräftig mit an. Und das alles passiert nahezu übergangslos, man merkt nicht, dass hier zwei Maschinen am Werk sind.

Zehn Prozent weniger Sprit verspricht Volkswagen mit diesem System. Das können wir bei der getesteten 150-PS-Variante (später gibt es den Motor noch mit 110 und 130 PS) so nicht ganz bestätigen. Knapp unter acht Liter steht auf der Anzeige. Allerdings sind wir schnell der sportlichen Versuchung des Hybrid-Motors erlegen. Was auch am Fahrwerk liegt. Mit seiner direkten Lenkung, den Dämpfern, die weder zu weich noch zu hart sind, arbeitet sich der Golf fast schon chirurgisch präzise durch die bergige Kurvenwelt.

Ein Golf ist halt ein Golf - und jetzt sogar noch mehr als das. Dieser Golf ist ein fahrbares Handy. Das digitale Innenleben und das fast knopflose Cockpit sind der größte Sprung, den je eine Golf-Generation hingelegt hat. Diese technische Revolution mag zwar auf der Höhe der Zeit sein, sie ist allerdings auch nicht ungefährlich, wenn man sich die eher konservative Käuferklientel ansieht.

Natürlich ist die Bedienung kein Hexenwerk. Wer ein Smartphone der neueren Generation bedienen kann, der findet sich auch im sogenannten "Innovision Cockpit" zurecht. Allerdings nicht sofort und intuitiv. Man sollte schon eine Stunde Zeit investieren, um sich mit der digitalen Welt vertraut zu machen.

Fast alles kann der Fahrer über den zentralen 12,3 Zoll großen Touchscreen in der Mitte des Cockpits steuern. Es gibt nur wenige Ausnahmen. Das Licht wird zum Beispiel nach wie vor über eigene Elemente links vom Lenkrad bedient. Und auch für Klimaanlage oder die verschiedenen Fahrmodi gibt es Tasten, die sofort die gewünschten Funktionen auf den zentralen Bildschirm zaubern.

Sogar der Lautstärkeregler - für Hifi-Fans sicher eine Sünde - ist einem sogenannten "Slider" gewichen. Genauso wie für die Temperatur-Einstellung muss man mit dem Finger über ein Tastenfeld unter dem Zentral-Bildschirm tippen oder streichen. Daran gewöhnt man sich zwar schnell. Schlecht hingegen ist die Tatsache, dass diese Sensoren nachts nicht beleuchtet sind. Laut und leise stellen oder die Temperatur erhöhen, gerät so zum Blindflug für die Finger. Die Handhabung der Bildschirmfunktionen ist hingegen so einfach wie beim Smartphone: wischen und drücken! Trotzdem gut, dass es einen "Home" Button gibt, mit dem man immer wieder ins Haupt-Menü kommt.

Voll digital ist auch der Tacho. Aber was heißt hier Tacho? Der zweite Bildschirm direkt hinter dem Lenkrad kann auf drei Feldern komplett und digital individualisiert werden. Wer darauf keine Lust hat, für den gibt es vier Grund-Layouts, die man per Knopfdruck auf dem Lenkrad einstellen kann.

Fazit: So digital wie nie, so Golf wie nie. Mit der achten Generation haben die VW-Ingenieure ihr Erfolgsmodell in die Neuzeit gefahren. Gute Voraussetzungen, um auch weiterhin alle 40 Sekunden einen Golf zu verkaufen.

Rudolf Bögel / mid

Der Artikel "So Golf wie nie: Die achte Generation im Fahrtest" wurde am 29.11.2019 in der Kategorie Fahrbericht von Rudolf Bögel mit den Stichwörtern Test, Neuheit, Kompakter, Fahrbericht, Test-Bericht, Pressevorstellung, Test, Bericht, Kurztest, Vorstellung veröffentlicht.

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