Auto

Ford Focus: Endlich massentauglich

13. Februar 2019, 08:45 Uhr
Ralf Schütze
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Lang genug hat's gedauert: In vierter Generation hat es Ford endlich geschafft, seinem VW Golf-Jäger Focus ein massenkompatibleres Äußeres zu verpassen. Damit macht er vor allem Jagd auf die Kundschaft von Audi A3, BMW 1er oder Seat Leon.


Lang genug hat's gedauert: In vierter Generation hat es Ford endlich geschafft, seinem VW Golf-Jäger Focus ein massenkompatibleres Äußeres zu verpassen. Seit 1998 war der kompakte Kölner eher exotisch als gefällig unterwegs und verscherzte es sich damit bei vielen potenziellen Käufern von vorneherein. 2018 aber ist der Knoten geplatzt: Der Focus IV schmeichelt sich seither vor allem bei den Freunden des sportlichen C-Segments ein. Damit macht der neue Ford Focus vor allem Jagd auf die Kundschaft von Audi A3, BMW 1er oder Seat Leon.

Erst war's das extrovertierte "Sharp Edge"-Design, zuletzt die sehr eigenwillig geformten Rückleuchten - der Ford Focus polarisierte bisher mehr, als dass er gefallen hätte. Wer sich dennoch von ihm angezogen fühlte, durfte sich seit 1998 stets über ein knackig-komfortables Fahrwerk und eine sportlich-direkte Lenkung sowie ein dazu passendes Handschalt-Getriebe freuen. Die vierte Generation der Kölner Kompaktklasse soll nun Fahrdynamik und Alltagstauglichkeit mit einem Äußeren vereinen, das mehr Menschen denn je anspricht. In unserem Test: Der Ford Focus mit sparsamem 1,5-Liter-Diesel und 120 PS.

Leicht kugelig wirkten die drei bisherigen Focus-Baureihen. Mit dem 1,44 m hohen und 4,37 m langen, gestreckt erscheinenden vierten Focus hat sich dies geändert. Hinter einer relativ langen Haube lässt der Focus mit starken Konturen die Muskeln spielen. Am Kofferraumdeckel prangt stolz und prägnant ein schicker Focus-Schriftzug. Der Schein trügt nicht: Im Vergleich zum Vorgänger ist Focus IV tatsächlich länger und breiter, dabei aber flacher. Ein um stolze fünf Zentimeter gestreckter Radstand bringt viel Innenraum auf allen fünf Plätzen, die Überhänge sind entsprechend kürzer als bisher. Besonders mit der von uns getesteten ST-Line-Ausstattung kommt der Focus sehr sportlich daher.

An Sicherheitsextras kann alles an Bord sein, was man für sinnvoll hält. Ab Werk gilt dies für Notbrems- und Spurhalteassistent. Gegen Aufpreis gibt es einen adaptiven Tempomaten, der bis 200 km/h die Geschwindigkeit regelt und sich dabei nach vorausfahrenden Fahrzeugen sowie erkannten Verkehrsschildern richtet. In Verbindung mit der von uns getesteten, hervorragenden Achtstufen-Automatik (mit Drehregler in der Mittelkonsole) gibt es außerdem einen teilautonomen Stauassistenten samt Fahrspurpilot. Lästiger Stop-and-go-Verkehr verliert damit jegliche Schrecken, ob auf der Autobahn oder im Stadtverkehr.

Der 1,5-Liter-Vierzylinder-Diesel entlässt dank SCR-Katalysator seine Abgase Euro 6d-Temp-konform ins Freie. Das Nachfüllen von Harnstoff entfällt somit. Deutlich hörbar werkelt der 120 PS-Motor nur im Kaltzustand, danach schickt er akustisch sehr dezent seine gewaltigen 300 Newtonmeter Drehmoment an die Vorderräder. Deshalb fallen die Gangwechsel der Automatik sehr geschmeidig aus und finden nicht allzu häufig statt. Per Lenkradwippen könnte man auch selbst eine andere Gangstufe wählen - was im Alltagseinsatz selten nötig ist. Mit 5,4 Liter je 100 Kilometer überstieg der Praxisverbrauch die Werksangabe nur um 0,7 Liter, was vertretbar ist. Ebenfalls tadellos: Bei durchschnittlich 130 km/h auf der Autobahn flossen nicht mehr als 5,9 l/100 km durch die Leitungen.

Den Innenraum hat Ford nicht etwa um jeden Preis entschlackt, sondern sich lieber über die vorhandenen Schalter und Regler massiv Gedanken gemacht. Herausgekommen ist ein ausreichend aufgeräumtes Interieur, in dem man sich erstaunlich intuitiv zurechtfindet. Das gilt auch für die zahlreichen Lenkradtasten, die alle logisch an- und zugeordnet sind. Die Qualität stimmt ebenfalls: Soft Touch-Material ist sehr üppig eingesetzt. Der 8 Zoll-Touchscreen wäre an sich lobenswert samt aller Infotainment-Funktionen, die man darüber steuert. Nur: Der Monitor liegt exakt quer zur Fahrtrichtung. Ihn leicht schräg zum Fahrer hin zu platzieren, wäre besser - denn der ist schließlich immer an Bord.

341 l Kofferraum sind zwar nicht wirklich viel in der Kompaktklasse, aber immerhin 25 l mehr als beim Vorgänger - da kann man fast eine Getränkekiste extra befördern. Maximal 1.354 l Stauraum sind ohnehin ein guter Wert. Zum Vergleich: Beim Klassenbestseller VW Golf sind es 380 bis 1.270 Liter. Zusammen mit reichlich Platz für die Passagiere verwöhnt der Ford Focus also mit guter Alltagstauglichkeit, wozu auch eine insgesamt gute Rundumsicht beiträgt. Dass diese durch eine breite C-Säule nach schräg hinten eingeschränkt ist, kann erstens eine Rückfahrkamera ausgleichen, zweitens ist man das von der Golf-Klasse ja so gewohnt. Der Ford Focus bewegt sich nun endlich im sogenannten "Mainstream" - mehr Erfolg als bisher wäre eine logische Folge.

Ralf Schütze/mid

Technische Daten Ford Focus 1,5 l EcoBlue Automatik

Fünftüriger, fünfsitziger Kompaktwagen, Länge/Breite(mit Spiegel)/Höhe/Radstand in mm: 4.397/1.979/1.452/2.700, Leergewicht: 1.394 kg, zul. Gesamtgewicht: 1.910 kg, max. Zuladung: 516 kg, max. Anhängelast gebremst/ungebremst 1.400/695 kg, Kofferraumvolumen: 341-1.320 l, Tankinhalt: 47 l, Preis: 29.600 Euro (Basispreis Focus 18.700).
Motor: Reihenvierzylinder-Benziner, Hubraum: 1.499 ccm, Leistung: 80 kW/120 PS bei 3.600 U/min, max. Drehmoment: 300 Nm bei 1.750 - 2.250 U/min, Achtgang-Automatik, 0 - 100 km/h: 10,2 s, Höchstgeschwindigkeit: 193 km/h, Vorderradantrieb, Normverbrauch: 4,7 l pro 100 km, CO2-Emission: 123 g/km, Schadstoffklasse: Euro 6d-Temp

Der Artikel "Ford Focus: Endlich massentauglich" wurde am 13.02.2019 in der Kategorie Fahrbericht von Ralf Schütze mit den Stichwörtern Auto, Kompakter, Fahrbericht, Diesel, Test-Bericht, Pressevorstellung, Test, Bericht, Kurztest, Vorstellung veröffentlicht.

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