Dieselmotor

mid-Kommentar: Den Letzten beißen die Hunde

12. November 2018, 14:08 Uhr
Rainer Strang
Es wird viel geheuchelt in diesen Tagen, um davon abzulenken, wer für die Diesel-Fahrverbote in deutschen Städten verantwortlich ist: die Politiker in Kommunal-, Landes-, Bundes- und Europaparlamenten. Dazu ein Kommentar des Motor-Informations-Dienstes (mid).


Die Empörung ist verlogen. Jammern und Klagen sind fehl am Platz, und die öffentlichen Auftritte von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer an Peinlichkeit kaum zu überbieten. Es wird viel geheuchelt in diesen Tagen, um davon abzulenken, wer für die Diesel-Fahrverbote in deutschen Städten eigentlich verantwortlich ist: die Politiker in Kommunal-, Landes-, Bundes- und Europaparlamenten.

Darüber kann auch der Schachzug nicht hinwegtäuschen, dass die Volksvertreter gern mit dem Finger auf die Automobilindustrie zeigen, weil sie den deutschen Dieselfahrer belogen und betrogen hat. Die Wahrheit ist: Volkswagen und andere Hersteller haben betrogen. Dieser Betrug muss geahndet werden, und den Betrogenen steht Wiedergutmachung zu. Keine Frage!

Die Wahrheit ist aber auch: Der Diesel-Skandal hat mit den Diesel-Fahrverboten in unseren Städten nichts zu tun. Die Fahrverbote wären auch dann fällig gewesen, wenn Anbieter nicht skandalös getrickst hätten und alle Dieselautos ohne Manipulation den europaweit gültigen Schadstoffnormen EU4 und EU5 entsprochen hätten, die es seit 2005 gibt.

Warum müssen wir uns mit Fahrverboten abfinden? Weil Politiker ökologisch/ökonomische Konflikte oft mit faulen Kompromissen zu lösen versuchen - wobei die Betonung auf "faul" liegt. Heute erfahren wir bitter, dass die Schadstoffnormen, die die Bundesregierung in Gesetze gefasst hat, nicht dazu angetan sind, die dicke Luft in unseren Städten zu verbessern und verbindlich vorgeschrieben Grenzwerte einzuhalten. Daran hat auch die Tatsache nichts geändert, dass für Autos der Schadstoffklassen Euro 1 bis Euro 3 die Innenstädte längst versperrt sind. Erschwerend kommt ein dilettantisches Verkehrsmanagement hinzu, das marode Brücken und Tunnel oder total überlastete Innenstadtstraßen zur Folge hat.

Ausbaden müssen diese Art von Ignoranz und Inkompetenz jetzt die Fahrer älterer Dieselautos. Es sei denn, sie verfügen über so viel Geld, dass sie die Sonderprämien der Automobilhersteller nutzen können, um auf einen modernen, stadttauglichen Diesel umzusteigen. Das wäre allerdings mit ungeplanten Investitionen verbunden. Mit wirksamen Katalysatoren werden sich Altdiesel erst in einigen Jahren nachrüsten lassen. Darauf zu warten, ist also keine wirkliche Alternative. Auch wenn die ersten Automobilhersteller dafür in bestimmten Fällen weitere Fördermittel in Aussicht gestellt haben.

Es ist wie so oft: den Letzten beißen die Hunde. So wie bei den Milliardengräbern Transrapid, Elbphilharmonie, Nürburgring, Stuttgart 21 oder BER-Flughafen.

Rainer Strang / mid

Der Artikel "mid-Kommentar: Den Letzten beißen die Hunde" wurde am 12.11.2018 in der Kategorie New Mobility von Rainer Strang mit den Stichwörtern Dieselmotor, Emissionen, Umwelt, Fahrverbot, Kommentar, New Mobility, veröffentlicht.

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