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VW-Forschung: Die Zukunft des Lichts

17. Oktober 2018, 08:37 Uhr
Rudolf Huber
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Das Auto begrüßt den Fahrer mit einem Zwinkern, es teilt seiner Umwelt unmissverständlich mit, ob es gerade geladen wird, auf einen Stau zufährt oder ob der Fahrer aussteigen will. Das sind nur einige der zahllosen Szenarien, die von den Beleuchtungs-Experten von VW durchgespielt werden.


Das Auto begrüßt den Fahrer mit einem Zwinkern, es teilt seiner Umwelt unmissverständlich mit, ob es gerade geladen wird, auf einen Stau zufährt oder ob der Fahrer aussteigen will. Das sind nur einige der zahllosen Szenarien, die von den Beleuchtungs-Experten von VW in ihrem Licht-Kompetenzzentrum in Wolfsburg durchgespielt werden. Licht wird intelligent - oder zumindest die innovative Technik, die dahintersteckt. Klar ist: Die Autofahrer können sich auf jede Menge neuer Funktionen für mehr Sicherheit und Komfort einstellen.

"Das Licht der Zukunft entwickelt sich zu einem Kommunikationsmittel", sagt VW-Chefdesigner Klaus Bischoff. Schon jetzt ist die Grafik der Scheinwerfer und Heckleuchten längst integraler Bestandteil des Designs. Die Lichtsignatur wird dazu genutzt, die Markenidentität zu demonstrieren. Nächster Schritt ist die Individualisierung, indem etwa per App die unterschiedlichsten Leuchtbilder erzeugt werden. Schon jetzt in vier VW-Baureihen zu haben ist das Klick-Klack-System mit einem Wechsel zwischen Brems- und Rücklicht. Als nächste Stufe sind Rückleuchten vorstellbar, auf die etwa bei Gefahr eine Schneeflocke und der Schriftzug "Glätte!" eingespielt werden. Oder die Stauwarnung. Dank klug gesteuerter LED-Technik kann das Rücklicht sogar den Ladezustand des Fahrzeugs anzeigen. Oder vor einem Unfall warnen.

Diese Neuerungen sind schon sehr nah dran an der Realität. Noch einen weiteren Weg bis zum Serieneinsatz haben die Fähigkeiten eines im Lichtzentrum vorgestellten ID. Crozz vor sich, der von Kopf bis Fuß auf Licht-Kommunikation eingestellt ist. Er zeigt vom beleuchteten VW-Logo ausgehend eine beeindruckende Lichtshow, wenn sich der Fahrer nähert. Er öffnet die Scheinwerfer, als wären es Augen, verfolgt damit den Weg des Piloten und leuchtet rundum auf. Neben die Fahrertür wird ein Einstiegs-Teppich projiziert, fährt das E-Mobil los, zeigen das Lichtpfeile auf der Fahrbahn an. Wenn der Fahrer aussteigen will, wird der für die Türöffnung benötigte Raum auf dem Boden aus Licht nachgebildet. Gleichzeitig warnt eine rote Lichtjalousie in der Heckscheibe und an der Fahrertür etwa vor Radlern im toten Winkel.

Wie können autonom fahrende Autos mit ihrer Umwelt kommunizieren? Ein Thema, dem die VW-Techniker größte Aufmerksamkeit schenken. Der Blickkontakt von Mensch zu Mensch fällt weg. Ein Ersatz muss her. Und dafür sorgen nach der Vorstellung der Wolfsburger beispielsweise große LCD-Bildschirme an der Front und an der Seite, auf denen Piktogramme Fußgängern beispielsweise klarmachen, dass sie jetzt die Straße überqueren können. Ergänzt wird diese Art der Kontaktpflege durch eine komplett ums ganze Fahrzeug umlaufende Lichtleiste aus 1.500 LEDs, die komplett oder in Teilstücken aktiviert werden und etwa als überdimensionaler Warnblinker fungieren können. All das, das ist klar, ist noch Zukunftsmusik - und aktuell auf öffentlichen Straßen verboten: Die VW-Lichtexperten denken aber zehn bis 15 Jahre voraus.

Vom Halogen der 1970er Jahre bis zum aktuellen LED- und Matrix-LED-Licht war es ein weiter Weg. Die Matrixscheinwerfer sollen durch eine intelligente Steuerung Nachtfahrten komfortabler und sicherer machen, heißt es bei VW. Dafür sorgen 75 LEDs, die einzeln angesteuert werden. Der Fahrer schaltet auf Dauer-Fernlicht, den Rest erledigt der Rechner. Er sorgt dafür, dass die Bereiche mit entgegenkommendem Verkehr ausgeblendet werden, macht Personen und Tiere sichtbar, fokussiert sich bei Autobahnfahrten auf eine höhere Reichweite und reduziert die Eigen- und Fremdblendung bei schlechtem Wetter. Sogar einzelne Verkehrsschilder kann das im Touareg bereits lieferbare System ausblenden, um störende Reflexionen zu verhindern.

Und wie geht es weiter mit den Scheinwerfern? VW hat in Gestalt eines auf High-Definition-LCD-Lichter umgebauten Touareg eine mögliche Antwort auf diese Frage parat. Ihr riesiger Fortschritt dokumentiert sich in zwei Zahlen: Während es ein heutiger High-End-Scheinwerfer auf eine Auflösung von rund 80 Pixel bringt, schafft das Schaustück bis zu 30.000 Pixel. Das sorgt für eine punktgenaue Ausleuchtung der Fahrbahn, ein Maximum an Licht - und für neue Funktionen. So können die Scheinwerfer etwa Leitlinien auf die Straße projizieren oder ermöglichen personalisiertes Licht - mal breiter und kürzer, mal schmaler und weiter.

Auch das ist noch Zukunftsmusik, der Fokus der Abteilung Licht & Sicht bei VW liegt derzeit auf energiesparenden Mikropixel-LED-Scheinwerfern, die derzeit die Vorentwicklung durchlaufen. Sie machen trotz winziger Abmessungen von vier mal vier Millimetern die Nacht zum Tag und schaffen die gleiche Auflösung wie ihre deutlich größeren HD-LCD-Pendants.

Darf's ein bisschen weiter sein? 550 Meter Reichweite sind für einen in VW-Eigenregie entwickelten High-Performance-LED-Scheinwerfer gar kein Thema. Der Prototyp steht für den Grundsatz, dass auch modernste Technologie bei VW immer erschwinglich sein muss - was mit sündhaft teuren Lasersystemen nicht möglich ist. Die HP-LEDs aber kommen, so ein Sprecher, dem Laserlicht schon "sehr nahe", die gesamte Lichtmenge ist sogar deutlich größer. In dem in Niedersachsen in Eigenregie gebauten Leuchtmittel können drei unterschiedliche Beleuchtungs-Varianten realisiert werden. Das Ziel: "Nachtfahrten sollen herauskristallisieren, welches der drei Zusatzfernlichter am meisten Anklang findet und zu einem Serieneinsatz gebracht wird", so ein VW-Sprecher. In drei, vier Jahren könnte es so weit sein.

Rudolf Huber / mid

Der Artikel "VW-Forschung: Die Zukunft des Lichts" wurde am 17.10.2018 in der Kategorie Neuheiten von Rudolf Huber mit den Stichwörtern Auto, Licht, Entwicklung, Forschung, Beleuchtung, Neuheit, Vorstellung, veröffentlicht.

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