Automobilindustrie

Porsche zieht den Stecker: "E" statt "D"

24. September 2018, 08:50 Uhr
Ralf Loweg
Als erster deutscher Automobilhersteller steigt Porsche aus der Diesel-Produktion aus. Stattdessen wollen sich die Schwaben künftig auf alternative Abtriebe wie Elektro-Fahrzeuge konzentrieren. Derweil brachte der Diesel-Gipfel in Berlin keine Ergebnisse.


In der Diesel-Debatte bleiben die Fronten zwischen Autoindustrie und Politik verhärtet. Seit Wochen wird über das Thema Hardware-Nachrüstungen gestritten, doch eine Einigung ist nicht in Sicht. Porsche hat deshalb nun selbst Fakten geschaffen. Die Schwaben wollen künftig keine Selbstsünder mehr produzieren. Damit steigt Porsche als erster deutscher Autokonzern aus dem Diesel aus.

"Von Porsche wird es künftig keinen Diesel mehr geben", sagte Vorstandschef Oliver Blume der "Bild am Sonntag". Der Stuttgarter Sportwagenbauer wolle sich künftig auf das konzentrieren, was er besonders gut könne. "Das sind emotionale, leistungsstarke Benziner, Hybride und ab 2019 werden es auch reine Elektrofahrzeuge sein."

Auch im Motorsport hat Porsche die Weichen in eine andere Richtung gestellt. So zogen sich die Schwaben trotz großer Erfolge vom 24-Stunden-Rennen in Le Mans zurück. Auch in der Langstrecken-Weltmeisterschaft ist der Hersteller nicht mehr in der LMP1-Königklasse am Start. Stattdessen zieht es Porsche wie viele andere deutsche Autobauer auch in die Formel E. In der Rennserie fahren rein elektrisch angetriebene Boldien vorwiegend auf Stadtkursen in den Metropolen dieser Welt.

Laut "Manager Magazin" sollen bei Porsche die Baureihen Macan, Cayenne, Boxster und Panamera nacheinander auf Elektroantrieb umgestellt werden. Langfristig sollen demnach alle Modelle bis auf den 911er rein elektrisch werden. Oliver Blume und seinen Kollegen wäre es zu teuer, sowohl Verbrenner als auch Elektromodelle zu entwickeln, heißt es in dem Magazin weiter.

Der Rückzug der VW-Tochter ist aber auch eine Reaktion auf die Diesel-Krise. Auch wenn das Unternehmen nie selbst Diesel-Motoren entwickelt und produziert habe, so habe dennoch das Image von Porsche gelitten. "Die Diesel-Krise hat uns viel Ärger bereitet", sagte Blume.

Als weiteren Grund für den Ausstieg nannte Oliver Blume die Schärfung des sportlichen Markenkerns. "Für uns ist schon wichtig, dass sich Motoren sportlich fahren lassen", so der Porsche-Chef. Porsche hat fast zehn Jahre Diesel-Fahrzeuge angeboten. Seine bisherigen Diesel-Kunden will der Sportwagenbauer aber weiter betreuen.

Die Ankündigung des Kurswechsels bei Porsche erfolgte noch vor dem sogenannten "Diesel-Gipfel" in Berlin. Wie von vielen nicht anderes erwartet, brachte das Spitzentreffen keine Einigung. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) kündigte nach den Beratungen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Vertretern der Automobilindustrie an, dass es weitere Gespräche geben werde - sowohl innerhalb der Bundesregierung als auch zwischen dem Verkehrsministerium und den Autoherstellern.

So sollen schnellstmöglich Maßnahmen konkretisiert werden, so Scheuer. "Wir wollen zeitnah Entscheidungen treffen." Oberste Priorität habe dabei die Erneuerung der Diesel-Flotte - gemeint ist, dass Kunden ältere Dieselautos in neuere Fahrzeuge umtauschen.

Dies bevorzugen offenbar auch die Autokonzerne, die bisher Hardware-Nachrüstungen ablehnen. Der Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Bernhard Mattes, sagte nach der Spitzenrunde: "Jetzt wird innerhalb der Bundesregierung weiter gesprochen, und die Automobilhersteller werden das Gleiche tun." Das alles klingt nicht nach einer schnellen Lösung. Allein schon deshalb macht der Alleingang von Porsche Sinn und ist im Grunde genommen das richtige Signal.

Ralf Loweg / mid

Der Artikel "Porsche zieht den Stecker: "E" statt "D"" wurde am 24.09.2018 in der Kategorie New Mobility von Ralf Loweg mit den Stichwörtern Automobilindustrie, Diesel, Politik, Umwelt, Automobilproduktion, New Mobility, veröffentlicht.

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