Auto

Ganzjahresreifen - einer für alles?

15. Mai 2018, 09:58 Uhr
Klaus Brieter
Winterreifen, Sommerreifen - den jahreszeitlichen Wechsel empfinden viele Autobesitzer als lästig und teuer. Die Lösung könnte der Ganzjahresreifen sein. Aber nur in einem überschaubaren Rahmen: Es kommt ganz auf die Einsatzbedingungen an.


Immer die gleiche Prozedur im Frühling und im Herbst: Reifenwechsel. Von Winter auf Sommer und umgekehrt. Kosten und schweißtreibende Arbeit (wenn man die Räder in Eigenleistung umsteckt), die man sich gern sparen würde. Reifen und am besten auch Felgen müssen jeweils doppelt vorhanden sein, wenn die Fahrt durch Hitze sowie Eis und Schnee sicher sein soll. Die Alternative: Ganzjahresreifen. Wirklich? Es kommt sehr darauf an, wo man wohnt, und wie man sein Auto nutzt. Speziell im Winter. Denn der Kompromissreifen für das ganze Jahr erreicht seine Grenzen früher als die Sommer- und Winterspezialisten.

Und wie finde ich heraus, ob der Ganzjahresreifen sinnvoll ist? Das lässt sich zunächst mit ganz einfachen Fragen klären, wie: Wohne ich in einer Region, in der auch im Winter nur gemäßigte Temperaturen herrschen? Fahre ich hauptsächlich innerorts, wo regelmäßig der Schnee geräumt wird? Lege ich nur eine begrenzte Anzahl von Kilometern im Jahr zurück und kann auch mal locker auf mein Auto verzichten, wenn es "ganz dick" kommt? Ist die Antwort zu jeder Frage "ja", dann kommt der Ganzjahresreifen zumindest als Alternative infrage.

Wie die speziell für den Wintereinsatz entwickelten Reifen, trägt auch der Ganzjahresreifen auf der Seitenflanke das Schneeflockensymbol. Ein wichtiger Hinweis, dass der Pneu für die Fahrt im Winter nach den neuen Zulassungsvorschriften zertifiziert ist. Und wie erreicht er diese Allround-Eigenschaften? Wir fragten Klaus Engelhart, den Pressesprecher für die Reifensparte von Continental, welche Kriterien bei der Entwicklung des "AllSeasonContact"-Ganzjahresreifens entscheidend waren. Er nennt drei Bereiche: "Gute Griffigkeit auf nassen und schneebedeckten Straßen, kurze Bremswege im Sommer auf trockener sowie nasser Fahrbahn und niedriger Rollwiderstand."

Um die optimale Kombination dieser Eigenschaften zu erreichen, muss der Reifenhersteller tief in die "Trickkiste" greifen. Für den Grip braucht es eine spezielle Silika-Mischung mit Winter-Hochleistungsharzen, die Bremsleistung verlangt ein spezielles steifes Laufflächenprofil mit offenen Schultern, und für den niedrigen Rollwiderstand sorgt neben weiteren Maßnahmen eine optimierte Seitenwand-Geometrie.

Auch wenn jetzt der Eindruck entsteht, der Ganzjahresreifen sei ein Wunderknabe, so muss doch klar sein, dass Sommer- oder Winterräder in ihrem jeweiligen Element die besseren Reifen sind. Der Sommerreifen kann einfach besser mit trockenen und nassen Fahrbahnen umgehen, steckt Aquaplaning lockerer weg und kommt mit höheren Temperaturen besser klar. Der Winterreifen spielt seine Vorteile in erster Linie auf Schnee und Eis aus, wo er sich zuverlässiger als jedes andere Rad einkrallt. Dafür sorgt neben zusätzlichen konstruktiven Merkmalen besonders die Profilgestaltung: Sie ist mit ausgeklügelten Griffkanten ausgestattet und weist ein tieferes Profil auf als die Sommerreifen. In dieser Disziplin rangiert der Continental Ganzjahresreifen übrigens ziemlich genau zwischen den Spezialisten für Sommer und Winter. Zum Vergleich: Bei fabrikneuen Winterreifen werden 8,5 bis 9,5 mm gemessen, bei Sommerreifen sind es 6,5 bis 7,5 mm.

Damit nicht genug: Ganzjahresreifen sind meistens für weniger Fahrzeugklassen zu haben. Das Angebot endet oft schon bei Autos der Mittelklasse, die größeren Wagen gehen dann eher leer aus. Alles, was darüber eingestuft wird, oder in spezielle Kategorien wie zum Beispiel Sportwagen fällt, ist auf Saisonreifen angewiesen. Zudem schlagen nationale Vorschriften manchmal seltsame Kapriolen. Bestes Beispiel: Italien. Wer dort im Zeitraum vom 16. Mai bis zum 14. Oktober mit Winter- oder Ganzjahresreifen erwischt wird, deren Geschwindigkeitsindex niedriger ist, als die in den Fahrzeugpapieren angegebene Höchstgeschwindigkeit des Autos, muss mit empfindlichen Strafen rechnen.

Fazit: Wer mit dem Gedanken spielt, künftig mit Ganzjahresreifen durch die komplette Folge der Monate zu rollen, sollte sich sehr genau informieren, ob alle persönlichen, klimatischen und gesetzlichen Kriterien erfüllt sind.

Klaus Brieter / mid

Der Artikel "Ganzjahresreifen - einer für alles?" wurde am 15.05.2018 in der Kategorie Reifen von Klaus Brieter mit den Stichwörtern Auto, Reifen, Ratgeber, Winter, Ganzjahresreifen, Reifen, Autoreifen, Motorradreifen, NFZ-Reifen, Sommerreifen, Winterreifen veröffentlicht.

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