Auto

Die mid Zeitreise: Fahrbericht Daihatsu Hijet Kombi DeLuxe 4WD

23. März 2018, 14:14 Uhr
Jutta Bernhard
Am 16. Mai 1988 berichtete der mid im 37. Jahrgang über den Kleinbus Daihatsu Hijet Kombi DeLuxe 4WD - klein, aber oho.

Daihatsu Hijet Kombi DeLuxe 4WD. Hinter dieser langen Modellbezeichnung verbirgt sich ein japanischer Kleinbus von Daihatsu. Besonderes Kennzeichen: Kompakte Außenmasse, viel Platz im Inneren, vier Türen samt großer Heckklappe und der zuschaltbare Allradantrieb. Und ein wassergekühlter Drei-Zylinder-Reihenmotor mit einem Hubraum von 986 ccm als Antriebseinheit, die platzsparend und wartungsfreundlich unter den Vordersitzen untergebracht ist.

Seine 33 kW/45 PS (bei 5.200 U/min) erscheinen zunächst einmal etwas dürftig, doch zeigte sich im Fahrbetrieb, dass der 890 kg leichte Hijet damit nicht von vornherein untermotorisiert ist. Der Motor hängt spontan am Gas, dreht locker hoch und wirkt auch im unteren Drehzahlbereich nicht schwachbrüstig. Alles relativ gesehen natürlich, 45 PS aus einem Liter Hubraum und ein maximales Drehmoment von 74 Nm bei 2.400 U/min können keine Wunder vollbringen. Immerhin reicht die Leistung aus, um die Tachonadel nach etwas Anlauf bis zum Anschlag bei 130 km/h zu bringen, was in etwa der von Daihatsu angegebenen Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h entsprechen dürfte. Auf langen Strecken störend sind allerdings die brummigen Motorgeräusche, die sich bei hohen Drehzahlen und damit bei Autobahngeschwindigkeiten spätestens ab 110 km/h einstellen. Hier würde ein drehzahlsenkender fünfter Gang als Ergänzung zum serienmäßigen Viergang-Getriebe Sinn machen.

Ansonsten gefiel das (zweistufige Zwischen-) Getriebe durch die gute Abstufung und dadurch, dass der Rückwärtsgang sich völlig problemlos und ohne Herunterdrücken oder Hochziehen einlegen lässt. Als Clou wartet das Getriebe mit vier zusätzlichen Gelände-Gängen auf, die sich mittels Schalthebel auf dem Kardantunnel wunschweise dann einlegen lassen, wenn hohe Zugkraft bei niedrigen Geschwindigkeiten gefragt ist. Und wenn winterliche Fahrbedingungen oder unwegsames Gelände anliegen sollte, lassen sich - auch während der Fahrt - ebenso leicht die Vorderräder in Ergänzung zum normalen Hinter-Achsantrieb zum Allradantrieb zuschalten. Doch der permanente Einsatz des Vierradantriebes kostet ebenso wie Vollgasfahren Zuschlag in Form von einem bis zu zwei Liter erhöhtem Benzinverbrauch. Ansonsten gibt sich der Daihatsu genügsam im Umgang mit dem Benzin: Durchschnittlich verbrauchte der nur relativ windschnittige Kleinbus gerade einmal sieben Liter bleifrei Normal auf 100 km. Mit einem 36 Liter-Tank ausgestattet, wird eine Tankpause somit erst nach 450 Kilometern fällig.

Das Fahrverhalten des Kombi stellt insgesamt zufrieden. Insbesondere die Handlichkeit und leichte Manövrierbarkeit gefällt. Die geringen Außenmasse (Länge 3,265 m; Breite 1,395 m), das leichte Lenken sowie der kleine Wendekreis von 8,5 Metern gestatten problemloses Parken. Zumal man auch ziemlich genau abschätzen kann, wo der Wagen vorne anfängt, beziehungsweise hinten aufhört. Auch die gute Übersicht nach allen Seiten trägt dazu bei, dass man sich gerade in der Stadt wohl fühlt. Einige Schwächen leistet sich der Hijet dennoch. Zwar sind die Räder einzeln aufgehängt, doch scheinen die MacPherson Federbeine auf volle Ausnutzung der Beladung (maximale Zuladung: 560 kg) ausgelegt zu sein. Denn auch mit vier Personen besetzt, gibt sich die Federung insgesamt straff, gibt kurze trockene Fahrbahnstöße nur grob abgemildert an die Insassen weiter und vermittelt so nur ausreichenden Komfort. Der ansonsten zufriedenstellende Geradeauslauf leidet unter einer Seitenwindempfindlichkeit, die auf Autobahnbrücken oder bei Lastwagen-Überholmanövern Vorsicht anraten lässt. Auch die Bremsanlage mit den beiden bremskraftverstärkten Scheibenbremsen vorne und den zwei Trommelbremsen hinten lässt noch Wünsche offen. Weniger was die Dosierung, als was die Verzögerung angeht. Reichen die Bremsen im normalen Fahrbetrieb noch allemal aus, gelangen sie auf langen Gefällstrecken und gut beladen doch allmählich an ihre Grenzen und weisen Bremsfading auf.

Die Ausstattung ist nicht in jeder Hinsicht gelungen. Gefallen finden die beiden seitlichen Schiebetüren, die große Heckklappe mit der niedrigen Ladekante (54 cm) und der - dank der problemlos umzuklappenden Rücksitzbank - sehr große und vollständig zu nutzende Raum hinter den Vordersitzen. Positiv schlagen auch die serienmäßigen Textilsitzbezüge und der komplett ausgelegte Teppichboden zu Buche. Zu bemängeln sind der fehlende Tageskilometerzähler, das viel zu kleine Handschuhfach und die nur statischen Anschnallgurte im Fond.

Lästig ist das Zweischlüssel-System für Türen und Tankverschluss beziehungsweise Zündschloss. Und wer nicht klein gewachsen ist, wird beanstanden, dass die Sitzflächen zu kurz ausgefallen sind und somit zu wenig Oberschenkelauflage auf langen Strecken bieten.

Trotzdem: Alles in allem hat Daihatsu mit dem Hijet Kombi DeLuxe 4WD einen gelungenen Kleinbus im Verkaufsprogramm. Wer auf den Allradantrieb verzichten kann, kann allerdings getrost zum ansonsten identischen Hijet Kombi greifen und so Geld sparen. Für Gewerbetreibende bietet Daihatsu den Hijet zusätzlich als halboffenen Pickup, Pickup Kipper und in einer Kastenversion an.

Der Artikel "Die mid Zeitreise: Fahrbericht Daihatsu Hijet Kombi DeLuxe 4WD" wurde am 23.03.2018 in der Kategorie News von Jutta Bernhard mit den Stichwörtern Auto, Fahrbericht, Historie, News, veröffentlicht.

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