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McLaren 570S Spider: Der geht mächtig auf die Ohren

22. März 2018, 13:26 Uhr
Marcel Sommer
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Eine Woche auf dem Pilotensitz des McLaren 570S Spider offenbart eine ganz neue Weltanschauung. Alles dreht sich nur noch um den Sportler aus Carbon. Das ist schön, aber nicht immer unproblematisch, wie der Praxistest zeigt.


Eine Woche auf dem Pilotensitz des McLaren 570S Spider offenbart eine ganz neue Weltanschauung. Alles dreht sich nur noch um den Sportler aus Carbon. Das ist schön, aber nicht immer unproblematisch, wie der Praxistest zeigt.

Ein McLaren gehört ohne Frage in die Kategorie Supersportwagen mit Seltenheitswert. Und wenn einer der scharf gezeichneten Sportler mal zu sehen ist, dann in den meisten Fällen nur sehr kurz. Denn die Briten sind schnell. Schnell und dank einer der besten Lenkungen im gesamten Automobilbereich auch noch sehr flink und vor allem präzise. Beim aktuellen Sprössling der McLaren-Familie, dem 570S Spider ist das nicht anders. Und ja, das 570 PS starke Cabrio schreibt sich tatsächlich mit einem "i" und nicht mit "y". Die sexy Spinne von der Insel ist dabei nicht weniger als ein weiterer Versuch der Marke McLaren, Sportwagenkunden aus einem Porsche Turbo S, einem Ferrari California T oder einem Lamborghini Huracán in ihr eigenes Netz zu ziehen.

Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 328 Kilometer pro Stunde bei geschlossenem und 315 km/h bei geöffnetem Dach braucht sich der 570S Spider zumindest in diesem Punkt vor niemandem zu verstecken. Ähnliches gilt für seinen Einstiegspreis in Höhe von 208.975 Euro. Damit liegt er so ziemlich auf Augenhöhe seiner Fressfeinde. Der klebrigste Faden des 570S Spider ist allerdings sein Gesamtauftritt und zu dem gehört ohne jeden Zweifel das V8-Orchester, welches bei einer Tunnel-Durchfahrt zu einem wahren "Ohrgasmus" führt - im heimischen Straßenzug jedoch für schlechtes Wetter sorgen kann.

"Muss das wirklich an einem Freitagabend sein?", schallt es von einem Balkon in sicherer Entfernung erbost herunter. Ein Blick auf die Uhr zeigt, es ist 19 Uhr. Was den Herrn im fünften Stock aus seinem Fernsehsessel gejagt hat, war jedoch kein Rasenmäher, Vorschlaghammer oder Schlagzeug. Es war das kurze Umparken unseres Briten. Normalerweise folgt währenddessen mindestens ein nach oben gereckter Daumen von vorbeilaufenden- oder fahrenden Passanten. Aber eben nicht immer. Solch ein Supersportler polarisiert vom Feinsten. Wenn zum Beispiel den "Drück ma drauf Alter!" und "Lass ma mitfahrn!"-Forderungen stattgegeben wird, erntet der Fahrer Bewunderung und Anerkennung. Ist dies nicht der Fall, setzt es den Stinkefinger.

Ein Grund für die starke Meinungsmache: Die nur allzu selten zu sehende Außenhaut wirkt auf viele Passanten auf eine gewisse Art magisch. Na gut, über das Heck sind sich die Design-Götter noch ein wenig uneinig. Die Summe der einzelnen Designelemente ist jedoch äußerst stimmig. Die Tatsache, dass das Klappdach 46 Kilogramm mehr in den nun 1.486 Kilogramm schweren Sportler bringt, dürfte nur Quartettspieler stören. Für alle anderen wirkt das Mehrgewicht wie ein knapper Extra-Zentner Adrenalin. Und: Das nervige Fensterrunterfahren vor jedem Tunnel entfällt. Fahren Cabriofahrer normalerweise gern offen weil sie zum einen so natürlich noch besser gesehen werden, zum anderen, damit sie die Natur besser erleben und genießen können, ist das bei einem McLaren-Fahrer nicht viel anders. Allerdings besteht dieses Naturerlebnis aus der wunderschönen Landschaft und dem brachialen Sound des Achtenders hinter der eigenen Nackenmuskulatur, die - so ganz nebenbei erwähnt - dank der 3,2-Sekunden-Sprintfähigkeit und der gewaltigen Traktion bei jeder Fahrt ins Trainingslager geschickt wird. Und so gemütlich und harmonisch der reine Hecktriebler sich auch im Grenzbereich gibt, so schnell kann der Spaß bei zu viel Übermut zu einem teuren und schmerzhaften Ende führen. Sollte, trotz aller Vorsichtsmaßnahmen, es dennoch zu einem harten Einschlag kommen, sorgt zumindest das Karbonfaserchassis für ein Mehr an Sicherheit.

Auch in einem der günstigsten McLaren-Modelle dürfen seine Besitzer sich an einer echten Schaltwippe am griffigen Lenkrad und einem Kampfjet-ähnlichen Tachoanblick erfreuen. Die in der Praxis meistgenutzte Hebel-Bedienung ist die der schadenminimierenden Front-Anhebefunktion, die den Vorderwagen samt schicker Frontlippe um spürbare fünf Zentimeter anlupft. Ein weiteres in der Praxis gern genutztes Feature: Das neben dem vorn liegenden Kofferräumchen mit 150 Litern Stauraum zur Verfügung stehende 52 Liter fassende Gepäckfächchen. Dies liegt genau dort, wo sich im geöffneten Zustand das Verdeck verbirgt. Die Bedienung dieses Fachs erfolgt durch Knöpfe in den dihedral öffnenden Scherentüren und ist äußerst sehenswert und vor allem bequem. Unterm Strich bleibt die Erkenntnis, dass schon allein der Anblick und erst recht der Klang eines solchen Exoten für ein paar Minuten gute Laune sorgen kann. Also, mehr davon!

Marcel Sommer / mid

Technische Daten McLaren 570S Spider:

Länge/Breite (m. Sp.)/Höhe/Radstand in mm: 4.530/2.095/1.202/2.670; Gewicht: 1.498 kg; Sitzkapazität: 2; Kofferraumvolumen: 150 l + 52 l;
Motor: Achtzylinder-Benziner; Hubraum: 3.799 ccm; Leistung: 419 kW (570 PS) bei 7.500 U/min; Drehmoment: 600 Nm bei 5.000 - 6.500 U/min; Höchstgeschwindigkeit: 328 km/h; 0-100 km/h: 3,2 s, Antrieb: Heck; Getriebe: 7-Gang-Automatik; Verbrauch: 10,7 l/100 km; CO2-Ausstoß: 249 g/km; Preis: 208.975 Euro

Der Artikel "McLaren 570S Spider: Der geht mächtig auf die Ohren" wurde am 22.03.2018 in der Kategorie Fahrbericht von Marcel Sommer mit den Stichwörtern Auto, Fahrbericht, Sportwagen, Test-Bericht, Pressevorstellung, Test, Bericht, Kurztest, Vorstellung veröffentlicht.

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