Veranstaltung

European H.O.G Rally: Familienfest bei Harley

3. Juli 2017, 13:07 Uhr
Mirko Stepan
Von den unzähligen Motorradmarken, die es rund um den Globus gibt, ist eine mit einer besonderen Aura umgeben: Harley-Davidson. Die Maschinen aus Milwaukee sind Kult. Warum das so ist, kann man am besten bei einem Großevent der Marke erfahren, wie den Swiss Harley Days 2017 und der 26. European H.O.G Rally im beschaulichen Lugano.

Von den unzähligen Motorradmarken, die es rund um den Globus gibt, ist eine mit einer besonderen Aura umgeben: Harley-Davidson. Die Maschinen aus Milwaukee sind Kult. Warum das so ist, kann man am besten bei einem Großevent der Marke erfahren, wie den Swiss Harley Days 2017 und der 26. European H.O.G Rally im beschaulichen Lugano.

30.000 Harleys hat die Polizei in den vier Tagen der H.O.G Rally in Lugano gezählt, insgesamt 100.000 Besucher. Das ist die beste Werbung für die Marke, die groß aufgefahren hat: Flugshows und Live-Musik, dazu 50 Aussteller und 18 offizielle Harley-Davidson Händler, die im Harley-Village ihre neuesten Produkte zeigen. Helme, Kleidung, Motorrad-Zubehör sind zu haben, und Custom-Parts für die Individualisierung des Bikes - die wenigsten fahren eine Harley von der Stange. Aber aufwändige Werbe-Banner mit markigen Sprüchen sucht man vergebens. "Welcome Riders" ist an einigen Stellen zu lesen. Das Marketing übernehmen die Kunden selbst. Fast alle tragen T-Shirts, Mützen oder Lederjacken mit dem Markenemblem oder dem H.O.G.-Logo, das die Zugehörigkeit zur Familie, der Harley Owners Group, ausweist. H.O.G.-Mitglied wird man mit dem Kauf einer Harley-Davidson automatisch für ein Jahr. Nach der Schnupperphase kann die Mitgliedschaft jährlich oder auf Lebenszeit verlängert werden. 915.600 Mitglieder hat die H.O.G rund um den Globus - knapp 25.000 kommen aus Deutschland.

Die H.O.G. Rally ist eines von vielen Events, mit dem das Gemeinschaftsgefühl gestärkt wird - und die Bindung zur Marke. Aus ganz Europa sind die Harley-Fans mit ihren Maschinen in die Schweiz gekommen - Kennzeichen aus Norwegen, Portugal, viele Italiener, Deutsche, Polen. Eine große, internationale Familie eben. Bei der großen Harley-Parade am Samstag bilden sie eine elf Kilometer lange Schlange, 4.200 Harley fahren mit. Das ist bei keiner anderen Marke vorstellbar, bei Harley gehört es zu Groß-Veranstaltungen dazu.

Zwischen den Maschinen sind erstaunlich viele Sportster-Modelle zu finden. Die "kleine" Harley, mit 883 oder 1.200 Kubikzentimeter großem Motor, ist ein Dauerbrenner der Marke und feiert in diesem Jahr 60. Geburtstag. Genau das richtige Motorrad, um sich unter die Biker zu mischen. Bei der Testfahrt im Umland von Lugano kann die gewählte 1200 Custom ihre Stärken ausspielen. Leicht und wendig ist die Maschine, mit niedrigem Schwerpunkt und einem V2 mit 50 kW/68 PS. Als die Sportster 1957 auf den Markt kam, damals ausschließlich mit 883-Kubik-V2, sollte sie eine alternative zu den großen Tourern sein und sportlichen Motorrädern aus England die Stirn bieten, die vor allem bei jüngeren Kunden beliebt waren. Dieses Konzept ist aufgegangen, und auch ein viertel Jahrhundert später ist der Name Programm. Das lässt sich auf den kurvigen Straßen im Tessin erfahren. Die 1200 Custom lässt sich ganz leicht in die Kurven drücken, und mit ein bisschen Drehzahl - bei 6.000 Umdrehungen je Minute steht die Maximal-Leistung bereit - ist die Maschine richtig agil. Das Fünfganggetriebe lässt sich sauber durchschalten. Nur das Anhalten bereitet gelegentlich Probleme, was nicht an der gut abgestimmten ABS-Bremsanlage liegt, sondern am Leerlauf. Ihn zu finden erfordert etwas Übung, das ist nicht wirklich zeitgemäß.

Ansonsten hat es Harley-Davidson geschafft, die Sportster über die Jahrzehnte immer wieder zu erneuern und zu modernisieren, ohne dabei den Charakter des Motorrads zu verlieren. Und auch die Optik stimmt: Flache Linie, niedrige Sitzhöhe, viel Chrom. Die Sportster 1200 Custom fährt im klassischen Look vor. Im zentralen Rundinstrument mit analoger Geschwindigkeitsanzeige lassen sich digital zusätzliche Infos anzeigen, etwa der eingelegte Gang oder die Drehzahl. Die Custom hat serienmäßig vorverlegte Fußrasten, was vor allem bei kleineren Fahrern zu einer etwas gebeugteren Sitzposition führt, den Fahrspaß aber nicht schmälert.

Wo es denn zum "House of the Bad Boys" geht, will ein Fußgänger wissen, der wild winkend am Straßenrand auf sich aufmerksam macht. Wen und was er suchte, bleibt wohl sein Geheimnis - und auch das Bild der bösen Jungs auf ihren Maschinen passt nicht zu dem, was bei den Swiss Harley Days 2017 und der 26. European H.O.G Rally zu beobachten war. Der örtliche Polizeibericht - keine Unfälle und keine alkoholbedingten Auffälligkeiten und Behandlungen - bestätigt: ein friedliches Fest von Menschen, die eines verbindet: Die Lust auf Harley-Davidson.

Mirko Stepan/mid

Technische Daten Harley-Davidson XL 1200 Sportster Custom:

Straßenmotorrad mit luftgekühltem V2; Zahnriemenantrieb; Hubraum: 1.202 ccm, Bohrung x Hub: 88,9 mm x 96,8 mm, max. Leistung: 50 kW/68 PS bei 6.000/min, max. Drehmoment 96 Nm bei 3.500/min, elektronische Kraftstoffeinspritzung, geregelter Katalysator, 5-Gang-Getriebe; Fahrwerk: Stahl-Doppelschleifenrahmen, Cartridge-Telegabel, Stereofederbeine mit einstellbarer Vorspannung hinten, Scheibenbremse vorn und hinten, ABS, Reifen vorne: 130/90 B 16, hinten: 150/80 B 16; Maße: Radstand: 1,53 Meter, Sitzhöhe: 72,5 Zentimeter, Gewicht fahrfertig: 268 kg, Tankinhalt: 17 l, Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h; Preis: ab 12.265 Euro.

Der Artikel "European H.O.G Rally: Familienfest bei Harley" wurde am 03.07.2017 in der Kategorie News von Mirko Stepan mit den Stichwörtern Motorrad, Veranstaltung, Tuning, News, veröffentlicht.

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