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Kia Carens 1,7 CRDi Spirit: Koreanische Wundertüte

11. April 2017, 13:24 Uhr
Ralf Schütze
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Es gibt Marken und Autos, denen traut der Ottonormal-Verbraucher nicht allzu viel zu. Doch bieten manche von ihnen ein überzeugendes Preis-Leistungs-Verhältnis und überraschende Tugenden, die nicht nur mit Kosten zu tun haben. So zum Beispiel Kia und sein Familien-Van Carens. Der Name klingt zwar etwas nach Zahnschmerzen, unser Praxistest mit dem stattlichen Koreaner verläuft aber fast völlig schmerzfrei.


Es gibt Marken und Autos, denen traut der Ottonormal-Verbraucher nicht allzu viel zu. Doch bieten manche von ihnen ein überzeugendes Preis-Leistungs-Verhältnis und überraschende Tugenden, die nicht nur mit Kosten zu tun haben. So zum Beispiel Kia und sein siebensitziger Familien-Van Carens. Zugegeben: Der Name ist an Wohlklang leicht zu überbieten, erinnert er doch irgendwie an kariesbedingte Zahnschmerzen. Fast völlig schmerzfrei hingegen verlief unser Praxistest mit dem stattlichen Koreaner. Lediglich minimale Wehwehchen traten auf. Sie änderten aber nichts am insgesamt überraschend positiven Eindruck. Der passt zum Kia-Slogan "The Power to Surprise" und kommt dem Öffnen einer unerwartet prall gefüllten Wundertüte gleich.

Der Kia Carens überzeugt als verwandlungsfähiges Familienauto, so wie man es von einem Siebensitzer seiner Klasse erwarten kann. Praktische Details wie Klapptische an den Rückenlehnen oder zahlreiche Ablagen versüßen den fahrerischen Alltag in einem stark bis voll besetzten Auto mit bis zu sieben Plätzen. Der Carens ist innen auffällig ruhig, das Komfort-Niveau auf den vorderen Sitzen sehr hoch, dahinter gut bis ausreichend - eine klassenübliche Leistung, denn mehr geht kaum bei sieben Sitzen auf 4,53 Meter Fahrzeuglänge.

Beim Verbrauch legt sich der Kia ins Zeug. Dass er im gemischten Normalbetrieb aus Stadtverkehr, Landstraßen und Autobahn mit 6,6 Liter auf 100 Kilometer auskommt und ihm bei schonender Fahrweise auch 6,1 Liter genügen, ist ihm angesichts der 4,5 Liter Normverbrauch ohnehin zuzutrauen. Überraschend jedoch: Selbst bei konstant 140 km/h auf der Autobahn gönnt er sich mit 6,7 Liter nur unwesentlich mehr. Bei Überholmanövern oder sonstigem Beschleunigen erweist sich der Vierzylinder-Diesel als ausreichend kraftvoll und lässt sich auch aus 1.500/min im fünften Gang bereitwillig zum Hochdrehen bitten. Kein Wunder, denn immerhin 340 Nm Drehmoment schieben in solchen Situationen spürbar an. Nur beim Kaltstart gibt sich der CRDi zunächst mürrisch und verrichtet die ersten Kilometer deutlich hörbar - eine akustische Eigenheit, die im Warmzustand völlig verschwindet, denn insgesamt klingt das Aggregat auch dank guter Lärmdämmung im Innenraum äußerst dezent.

Die Start-Stop-Automatik funktioniert schnell genug, die Sechsgang-Handschaltung aber könnte knackiger sein. Eine starke Arretierung verhindert ein versehentliches Einlegen des Rückwärtsganges nur auf Kosten recht hohen Kraftaufwandes. Angenehm überrascht der Kia Carens auf der Autobahn - beziehungsweise die Reaktion der anderen Autofahrer auf ihn. Unverhofft beweist der koreanische Familienfreund ausgesprochenes Überholprestige. Offenbar animiert sein Auftauchen im Rückspiegel vorausfahrender Autos, die linke Spur freizugeben. Die 193 km/h Spitze sind zwar nicht im Handumdrehen erreicht, beim Standardsprint auf 100 km/h vergehen immerhin 10,4 Sekunden. Aber wer's drauf anlegt, kann mit dem Carens 1,7 CRDi flott Kilometer fressen - und ist trotzdem auch auf Langstrecke stets komfortabel unterwegs - dank passgenauer Sitze und entspannter Ergonomie.

Äußerst lobenswert: Endlich einmal ein Auto, das nicht nur am Armaturenbrett und in der Mittelkonsole mit Soft Touch-Kunststoff die haptischen und optischen Sinne verwöhnt. Das sich edel anfühlende Material schmeichelt auch an den Türverkleidungen, was eine rühmliche Ausnahme darstellt. Bei den meisten Fahrzeugen setzten sich spätestens hier die Controller durch, was zu uncharmantem Hartplastik führt. Beim Durchplanen des Carens-Interieurs hat Kias Kostenhüter erst bei der unteren Mittelkonsole der Mut verlassen, aber darüber kann man angesichts des größtenteils hochwertigen Innenraums hinwegsehen.

Für einen 4,53 Meter langen Siebensitzer wirkt der Kia Carens recht agil. Auch der Wendekreis von elf Meter erweist sich beim Rangieren oder Einparken als angenehm. Weniger lobenswert fällt die Übersichtlichkeit aus. Zwar ist die vordere A-Säule, die die Windschutzscheibe links und rechts abgrenzt, zweigeteilt. Dennoch ist die stärkere der beiden Teil-Säulen so massiv, dass sie schon mal ein herannahendes Auto im Kreisverkehr empfindlich lange verdeckt. Die Rundumsicht beim Einparken verliert ihren Schrecken dank der Rückfahrkamera, die einen guten Überblick nach hinten verschafft. Das Raumgefühl ist auch bei siebensitziger Bestuhlung angenehm. Auf den ausklappbaren, hintersten zwei Sitzen in Reihe drei herrscht klassenüblich nur bequem Platz für bis zu zwölfjährige Kinder - das können andere Viereinhalb-Meter-Vans aber auch nicht besser.

Der Kia Carens ist auf breiter Front eine positive Überraschung. Während er mit vielen Tugenden überraschend überzeugt, kann man drei Dinge von den Koreanern inzwischen zuverlässig erwarten: Unter der Führung von Peter Schreyer - der zeichnete einst Ikonen wie den VW Golf IV und den ersten Audi TT - wirkt das Design der Kia-Modelle immer überzeugender, inklusive der markentypischen "Tigernase", die Schreyer als Erkennungsmerkmal etabliert hat.

Zweitens: Das Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugt voll und ganz. Die von uns getestete, höchste Spirit-Ausstattung kostet beim Carens 1,7 CRDi ab 30.290 Euro. Enthalten sind Features wie die dritte Sitzreihe, ein hervorragend klingendes JBL-Soundsystem, tadellose Verkehrszeichen-Erkennung, Zwei-Zonen-Klimaautomatik, beheizbares Lenkrad, 17 Zoll-Alufelgen, dunkel getönte hintere Scheiben, Rückfahrkamera samt 4,2-Zoll-Touchscreen und vieles mehr. Drittens: Wer einen Wiederverkauf in Betracht zieht, kann inzwischen auf gute Werte für Kia-Modelle setzen, denn immer mehr bewährt sich die Sieben-Jahres-Garantie der Marke.

Man muss heute längst kein Geiz-ist-geil-Fanatiker mehr sein, um ein Auto aus Südkorea zu fahren. Modelle wie der siebensitzige Familien-Van Kia Carens überzeugen nicht nur durch einen niedrigen Kaufpreis, sondern durch ein vorbildliches Preis-Leistungs-Verhältnis sowie gute Werte im Wiederverkauf. Und das Autoleben zwischen Kauf und Verkauf fühlt sich äußerst angenehm an im Carens 1,7 CRDi - in diesem Fall ist die Wundertüte also gefüllt mit unerwarteten Überraschungen der positiven Art, von denen man auch wirklich etwas hat.

Ralf Schütze / mid

Technische Daten Kia Carens 1,7 CRDi Spirit:
Fünftüriger, siebensitziger Familien-Van, Länge/Breite (ohne Spiegel)/Höhe/Radstand in Meter: 4,53/1,81/1,61/2,75, Leergewicht: 1.600 kg, zul. Gesamtgewicht: 2.250 kg, max. Zuladung: 659 kg, Kofferraumvolumen: 492 bis 1.650 l, Tankinhalt: 58 l, Preis: ab 30.290 Euro.
Antrieb: Vierzylinder-Reihen-Turbodiesel, Hubraum: 1.685 ccm, Leistung: 104 kW/141 PS bei 4.000/min, max. Drehmoment: 340 Nm bei 1.750-2.500/min, Beschleunigung 0 bis 100 km/h: 10,4 s, Höchstgeschwindigkeit: 193 km/h, Normverbrauch: 4,5 l pro 100 km, CO2-Ausstoß: 118 g/km, Sechsgang-Schaltgetriebe, Frontantrieb.

Der Artikel "Kia Carens 1,7 CRDi Spirit: Koreanische Wundertüte" wurde am 11.04.2017 in der Kategorie Fahrbericht von Ralf Schütze mit den Stichwörtern Auto, Van, Autotest, Familie, Test-Bericht, Pressevorstellung, Test, Bericht, Kurztest, Vorstellung veröffentlicht.

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