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Alfa Romeo Stelvio: Ein SUV als Kurvenräuber

3. April 2017, 17:29 Uhr
Michael Kirchberger
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Alfa Romeo stellt das erste SUV der Unternehmensgeschichte auf die Räder. Der Stelvio folgt den Traditionen, sieht gut aus und beeindruckt mit guten Fahrleistungen.

Alfa Romeo muss Boden gutmachen, wenn die Marke nicht das gleiche Schicksal erleiden will wie Lancia, die wegen anhaltender Erfolglosigkeit in Deutschland vom Markt verschwunden ist. Mit der Giulia haben sich die traditionsreichen Italiener im vergangenen Jahr in der Mittelklasse zurückgemeldet und einen respektablen Start hingelegt. In Europa stiegen die Zulassungen um 23 Prozent, in Deutschland gar um 83 Prozent, was bei einem bis dahin nahezu unbedeutenden Volumen von wenigen 1.000 Autos für die Stückzahlen nur ein kleiner Erfolg ist. Das soll mit dem Mittelklasse-SUV Stelvio anders werden. Die zweite Baureihe in einer neuen Zeitrechnung von Alfa soll bald zum Bestseller werden, schließlich ist mittlerweile jedes vierte neu zugelassene Auto ein SUV. Mit sportlichem Auftritt und dynamischem italienischen Design könnte der 4,70 Meter lange Wagen tatsächlich eine neue Ära für die Traditionsmarke einläuten.

Seinen Namen gibt dem Alfa-SUV das Stilfser Joch (Passo Stelvio) in Südtirol, das nach Expertenmeinung mit 48 Spitzkehren auf der Nordost-Rampe und einer Passhöhe von 2.757 Meter zu den anspruchsvollsten Bergstrecken der Alpen gehört. Formal erfüllt der Stelvio die Ansprüche zumindest von vorne und von der Seite betrachtet. Schnittige Proportionen und gelungenes Wechselspiel von Licht und Schatten geben ihm Charakter. Das Heck wirkt dagegen reichlich pummelig, daran können auch die beiden dicken Auspuffendrohre nur wenig ändern.

Aber der Stelvio ist alles andere als fußlahm. Vielmehr gehört er zu den agilsten SUV, die wir bislang erfahren durften, und das liegt nicht nur an den durchweg üppigen Motorleistungen der bislang vier Triebwerke. Vor allem die ausbalancierte Gewichtsverteilung von 50 zu 50 zwischen Vorder- und Hinterachse spielt hierbei eine Rolle, die direkte Lenkung, die mehr an einen Sportwagen als ein SUV erinnert, trägt dazu bei. Mit überraschender Trittsicherheit wieselt der Alfa durch die Kurven, hohe Querbeschleunigung steckt er lässig weg. Bevor das ESP eingreift, hat sich längst der Beifahrer zu Wort gemeldet und seine Bedenken ums eigene Wohlergehen geäußert. Dabei vermittelt der Stelvio in allen Straßenlagen stets ein überaus sicheres Gefühl, die Brembo-Anlage bremst das 1.735 schwere SUV immer wirksam ab und beweist auch im Gebirge Standfestigkeit.

Gute Dienste leistet auch der Allradantrieb. Grundsätzlich leitet das Verteilergetriebe die Kräfte zur Hinterachse, erst wenn dort die Traktion abnimmt, wird die Vorderachse blitzschnell mit bis zu 50 Prozent des Moments versorgt. Beim Herausbeschleunigen aus engen Kurven beweist das System seine Tauglichkeit, kraftvoll ziehen die Vorderräder den Wagen aus der Kehre. Für alle die mit weniger Traktionsstärke auskommen und auch weniger bezahlen wollen, wird es den Basisdiesel mit 132 kW/180 PS für 40.050 Euro (statt 42.400 Euro für den Allradler) auch mit Hinterradantrieb geben.

Die ausgewogene Gewichtsverteilung hat sich Alfa etwas kosten lassen. Das Fahrwerk ist hauptsächlich aus Aluminium-Bauteilen zusammengestellt, die Kardanwelle besteht auf Carbon. Die Federung ist unterdessen keineswegs zu sportlich ausgefallen, so dass der Stelvio einen sehr anständigen Reisekomfort bietet. Die Karosserieneigung in Kurven bleibt gering, auch dies ermuntert zu flotter Gangart. Obendrein halten wohlgeformte Sitze Fahrer und Beifahrer aufrecht, der Innenraum gefällt durch eine stilsichere Materialzusammenstellung und gute Verarbeitung. Wie bereits bei der Giulia ist der Startknopf des Motors ins kleine, lederbezogene Lenkrad integriert, die übrigen Bedienelemente sind klar geordnet, eindeutig gekennzeichnet und selbsterklärend. Den kleinen Monitor für Navigation und Infotainment hat der Stelvio ebenfalls von der Giulia geerbt, mehr als 6,5 oder 8,8 Zoll werden nicht geboten, da gewähren andere bessere Aussichten.

Das Platzangebot ist auf allen Sitzen gut, Ablagen finden sich in ausreichender Zahl, was bei Alfa Romeo nicht immer der Fall war. In den Kofferraum passen 525 Liter, das Umklappen der Rücksitzlehnen steigert das Volumen auf gut 1.600 Liter und die elektrisch öffnende und schließende Heckklappe gibt es selbst in der Grundausstattung serienmäßig. Die trägt schlicht den Namen "Stelvio", die Variante "Super" (ab 47.500 Euro) bekommt größere Leichtmetallräder, mehr Chromschmuck und Einstiegsleisten in Edelstahl sowie viele kleine Annehmlichkeiten zusätzlich. Zum Start offeriert Alfa die besonders reichhaltige Version "First Edition", die für 56.000 Euro unter anderem 20-Zoll-Räder, ein Navigationssystem, Bi-Xenonlicht und ein schlüsselloses Zugangssystem hat.

Die Motorenpalette setzt sich aus zwei Dieseln und zwei Benzinern zusammen. Die Selbstzünder leisten 137 kW/180 PS und 154 kW/210 PS und sind mit einer Achtstufen-Automatik gekoppelt. 4,8 Liter Verbrauch gibt Alfa Romeo an, das entspricht 127 g/km an CO2-Emmissionen. Auf 206 kW/280 PS bringt es der vorläufige Spitzenbenziner, der sieben Liter Treibstoff verlangt und als Ausstattungsversion Super 49.000 Euro kostet. Als Anhängelast werden bis zu 2.300 Kilogramm gestattet.

Damit erschöpft sich das SUV-Programm bei Alfa Romeo jedoch noch lange nicht. In Aussicht steht die Quadrifoglio-Variante des Stelvio, die zum Jahresende mit mehr als 500 PS aufwarten wird. Eine Hybrid-Variante ist in Vorbereitung. Außerdem plant die Marke weitere Baureihen dieser Fahrzeugspezies, ein zusätzliches SUV soll sich unterhalb des Stelvio in der Kompaktklasse positionieren, ein drittes Modell siedelt über ihm.

Damit die Handelsorganisation mit der erwarteten Steigerung des Volumens Schritt halten kann, will Alfa weitere Verkaufsstellen schaffen. Das Vertriebsnetz soll sich von derzeit 105 auf 180 Stützpunkte vergrößern.

Michael Kirchberger/mid

Technische Daten Alfa Romeo Stelvio Super:
Mittelklasse-SUV, Länge/Breite/Höhe/Radstand in Meter: 4,69/1,90 (2,16 mit Spiegeln)/1,65/2,82 Meter, Kofferraumvolumen: 525 bis 1.630 l, Leergewicht: 1.735 kg, max. Zuladung: 540 kg, Tankinhalt: 64 l.
Antrieb: Vierzylinder-Reihenturbobenziner mit 2,0 Liter Hubraum, max. Leistung: 206 kW/280 PS bei 5.250/min, achtstufiges Automatikgetriebe, max. Drehmoment: 400 Nm bei 2.250/min, 0-100 km/h: 5,7 s, Höchstgeschwindigkeit: 230 km/h, Normverbrauch: 7,0 l Benzin/100 km, CO2-Emission: 161 g/km, Preis: ab 49.000 Euro.

Der Artikel "Alfa Romeo Stelvio: Ein SUV als Kurvenräuber" wurde am 03.04.2017 in der Kategorie Fahrbericht von Michael Kirchberger mit den Stichwörtern Neuheit, SUV, Allrad, Test-Bericht, Pressevorstellung, Test, Bericht, Kurztest, Vorstellung veröffentlicht.

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