Auto

Skoda Octavia: Frischzellenkur für das beste Pferd im Stall

9. Februar 2017, 09:53 Uhr
Klaus Brieter
Konfigurator Versicherungsvergleich Steuerrechner Finanzierung ab 1,99%
Die aktuelle Generation des Skoda Octavia geht in die zweite Halbzeit. Mit einer Modellüberarbeitung, die sicher mehr als nur ein Facelift ist, soll der beliebte Tscheche weiter auf der Welle des Erfolgs reiten.


Keine leichte Aufgabe: Wie verpasst man einem Bestseller ein Facelift, sodass er Bestseller bleibt? Bei Skoda ist der Octavia der absolute Verkaufsrenner. Von keinem anderen Modell hat die tschechische Marke bislang mehr Autos verkauft. Und ab März fährt die aktuelle Generation mit etlichen Modifikationen in die zweite Hälfte ihres Lebens. Auf den ersten Blick scheint die Operation gelungen zu sein, denn Skoda meldet für den runderneuten Octavia bereits jetzt rasante Zuwächse bei den Vorbestellungen. Auffälligste Änderung: die optisch wuchtige Frontpartie mit zusätzlichen Scheinwerfern - das bei vielen Skoda-Modellen inzwischen übliche Vieraugen-Gesicht - und einem breiteren Kühlergrill.

Sehr großen Wert hat Skoda bei der Aufwertung auf die Materialwahl im Innenraum, Fahrer-Assistenzsysteme und "Connectivity" gelegt. Bei den mobilen Online-Angeboten stehen die aktuellen Verkehrsinformationen, Google Earth sowie Angaben zu Parkplätzen und Tankstellen obenan. Zudem ist diese Technik zum Beispiel in der Lage, nach einem Unfall einen Notruf abzusetzen, bei einem technischen Defekt um Hilfe zu rufen und auf Wunsch Daten über den technischen Zustand des Fahrzeugs zu übermitteln.

Geht es um Fahrer-Assistenzsysteme, dann sind zu den schon bisher erhältlichen Helfern einige dazu gekommen: Notbrems-Assistent mit Fußgänger-Erkennung, Totwinkel-Assistent, Heckaufprall-Warner, Rangier-Brems-Assistent (Manoeuvre Assist) und Anhänger-Rangier-Assistent. Immer wieder überrascht Skoda mit praktischen Lösungen, die den täglichen Gebrauch des Autos erleichtern. Diesmal wurde den "Simply Clever"-Details ein neuer Halter für Wasserflaschen hinzugefügt, der beim Öffnen und Schließen des Getränkegefäßes Einhandbedienung ermöglicht. Keine Weltneuheiten, aber auch willkommen: zwei USB-Anschlüsse sowie Klapptische im Fond, eine 230V-Steckdose, eine herausnehmbare LED-Taschenlampe im Frachtbereich der Kombiversion, beheizbares Lenkrad und drei individualisierbare Autoschlüssel.

Im großzügig dimensionierten Innenraum sollen neue Materialien, mehr Chrom und die schwarz-braune Polsterung des Gestühls (Ausstattungslinie Ambition) einen noch edleren Eindruck als bisher hinterlassen. Der Feinschliff überzeugt, allerdings hätten die Techniker den Designern nicht bei allen Details das Feld kampflos überlassen sollen: So mögen die Skalen von Tachometer und Drehzahlmesser in der Top-Ausstattung L&K jetzt isoliert betrachtet edler aussehen, aber graue Ziffern auf dunkelbeigen Untergrund sind einfach deutlich schlechter abzulesen. Das widerspricht dem Anspruch der Erbauer, den Wagen zum Beispiel mit den Assistenzsystemen noch sicherer zu machen. Dafür gibt es die rote Karte.

Und weil wir gerade beim Nörgeln sind: Das Internet-basierte Navigationssystem hinkte in seiner Kartendarstellung bisweilen etwas hinterher, was bei der ersten Testfahrt in der Nähe von Porto ab und zu lästige Wendemanöver nach sich zog. Und für diejenigen Fahrer, die mit der Bedienung der Octavia-Bordsysteme noch nicht so vertraut sind, erschließt es sich intuitiv übrigens nicht, wie ein stummes Navi endlich zum Sprechen zu bringen ist. Daran kann auch der erfreulich große Bildschirm in der Mittelkonsole - leider etwas tief platziert - nichts ändern.

Das Motorenprogramm hat Skoda nahezu nicht verändert. Das war auch nicht nötig, da bei jeweils vier Benzin- und Diesel-Varianten schon bisher keine Wünsche offen blieben. Zum Glück immer noch im Programm: der 1,4-Liter-TSI-Motor, der auf Erdgasbetrieb (CNG) ausgelegt ist. Der sparsame Gaser ist ein echter Geheimtipp, wenn es darum geht, kostengünstig unterwegs zu sein. Der kräftige 2.0 TDI mit 110 kW/150 PS und Allradantrieb kann nunmehr mit dem neuen 7-Gang-DSG-Getriebe bestellt werden, das erstmalig bei Skoda aufgetaucht ist.

Sieht man von den wenigen Kritikpunkten einmal ab, dann hat der neue Octavia das Zeug dazu, den Erfolg als meistverkauftes Skoda-Modell auch in Zukunft fortzusetzen. Mit frischerer Optik, nachjustierter Technik, breiterer Spur der Hinterachse, viel Platz im Innen- und Kofferraum sowie hoher Qualität fahren Limousine und Combi mit Schwung in eine erfolgreiche Zukunft.

Die große Stärke der beiden Varianten bleibt auch weiterhin das überzeugende Verhältnis von Preis und Leistung, das - wie bisher schon - so manchen potenziellen Käufer eines VW Passat zum Grübeln bringen wird. Wer den Octavia allerdings nur als Alternative zum Konkurrenzprodukt eines Modells innerhalb des VW Konzerns sieht, denkt nicht weit genug. Schließlich ist der Octavia Combi der meistverkaufte Kombi in Europa. Bestseller eben!

Klaus Brieter/mid

Technische Daten Skoda Octavia 1,6 l TDI Style:
Viertürige Limousine der Mittelklasse, Länge/Breite/Höhe/Radstand in Meter: 4,67/1,81/1,47/2,69, Leergewicht: 1.327 kg, Zuladung: 645 kg, Tankinhalt: 50 l, Kofferraumvolumen: 610 - 1.740 l, Preis: 26.690 Euro.
Motor: Turbodiesel mit Direkteinspritzung, Hubraum 1.589 ccm, Leistung: 85 kW/115 PS bei 3.250-4.000/min, max. Drehmoment: 250 Nm bei 1.500 - 3.200/min, 0-100 km/h: 10,2 s, Höchstgeschwindigkeit: 201 km/h, 5-Gang-Schaltgetriebe, Frontantrieb, Durchschnittsverbrauch: 4,1 l Diesel/100km, CO2-Ausstoß: 106 g/km.

Der Artikel "Skoda Octavia: Frischzellenkur für das beste Pferd im Stall" wurde am 09.02.2017 in der Kategorie Fahrbericht von Klaus Brieter mit den Stichwörtern Auto, Limousine, Fahrbericht, Neuheit, Mittelklasse, Modellpflege, Test-Bericht, Pressevorstellung, Test, Bericht, Kurztest, Vorstellung veröffentlicht.

Weitere Meldungen

18. April 2024

Citroen C3 Aircross: Erste Bilder

Die dritte Generation des C3 Aircross steht in den Startlöchern. Jetzt zeigt Citroen erste Bilder. Wie der neue C3 ...