Carsharing

Zeitenwandel: Geteilter Smart ist doppelt smart

8. Februar 2017, 14:38 Uhr
Michael Kirchberger
Daimler organisiert jetzt privates Carsharing. ''Smart ready to share'' heißt das Programm, bei dem Besitzer ihren Kleinwagen an Freunde, Bekannte oder Kollegen ausleihen können.

Die Zeiten ändern sich. War früher noch das höchste Gut des jungen Menschen ein eigenes Gefährt, am Besten ein eigenes Auto, so hat heute längst der Gedanke sinnvoll-funktionaler Mobilität das reine Besitzdenken ersetzt. Immer mehr Autohersteller bieten daher zusätzlich zur "Hardware" präzise definierte "Software"-Lösungen an.

"Smart ready to share" heißt einer der jüngsten Mobilitätsdienste, den die Daimler-Tochtermarke Smart auf der Consumer Electronics Show (CES) zu Jahresbeginn in Los Angeles vorgestellt hat. Er basiert auf der gleichen bewährten Technik wie der Daimler-Mobilitätsservice car2go, wendet sich hier jedoch an private Nutzer, die sich zu zweit oder mit mehreren ein Auto teilen wollen. Per Smartphone können sie in nur wenigen Sekunden den Smart ihres Freundes, Bekannten oder Arbeitskollegen entriegeln und losfahren. Im Frühjahr startet "smart ready to share" in ausgewählten deutschen Städten.

Dass geteilte Freude doppelte Freude sein kann, hat das Daimler Carsharing-Modell car2go nachgewiesen. Seit 2008 arbeitet das stationsunabhängige Carsharing-System weltweit erfolgreich, Smart-Fahrzeuge können heute in 26 Städten überall und jederzeit für geringe Mieten ausgeliehen und genutzt werden. Als eine weitere Pionierleistung im Megatrend der Sharing Economy sieht der Kleinwagen-Hersteller jetzt das Programm "smart ready to share", das nun auch Carsharing auf privater Ebene unter Freunden und Bekannten ermöglicht. Im Visier haben die Mobilitätsplaner dabei nicht nur junge Menschen, sondern auch Freiberufler und Kleingewerbetreibende, die damit ein flexibles und deshalb hocheffizientes Management-Werkzeug zur Kostenreduzierung in ihrem Unternehmens-Fuhrpark erhalten.

Die Akzeptanz des privaten Carsharing-Modells sollen drei Faktoren stärken: Es wird direkt von einem Hersteller zur Verfügung gestellt und über diesen abgewickelt. Das bietet größtmögliche Sicherheit. Die Fahrzeugbesitzer behalten die vollständige Kontrolle als alleinige Administratoren und Entscheider über die Nutzungsrechte. Und: Die Handhabung sei einfach und kostengünstig, so der Anbieter.

Das Carsharing-Programm startet zunächst als Zusatzangebot zum Projekt "smart ready to drop", einem Testlauf für die Paketzustellung direkt in den Kofferraum. Wer an diesem Test bereits teilnimmt, kann ab Frühjahr auch mit "smart ready to share" Erfahrungen sammeln und seinen Smart an Freunde, Kollegen und Verwandte verleihen. "smart ready to drop" nutzen aktuell mehrere hundert Teilnehmer in Stuttgart und Köln, Anfang 2017 wurde das Projekt auf Berlin und Bonn ausgeweitet. Das Carsharing-Modul basiert auf einer Smartphone-App und nutzt die "Keyless Entry"-Funktion des Fahrzeugs. Hinter dessen Windschutzscheibe wird die sogenannte "Connectivity Box" angebracht, die mit der "smart ready to"-App kommuniziert und das Fahrzeug öffnet.

Der Besitzer des Smart definiert in einem ersten Schritt den Zeitrahmen der Nutzungsmöglichkeiten für sein Fahrzeug, also jene Phasen, in denen er den Wagen nicht braucht. Danach kann er den Kreis der befugten Nutzer festlegen, er lädt ausgewählte Freunde oder Kollegen ein, seinen Wagen im Rahmen der angebotenen Zeitfenster auszuleihen. Sie erhalten daraufhin automatisch eine E-Mail, um sich damit zu registrieren und ihren Account anzulegen. Die vom Besitzer definierten Personen können das Fahrzeug dann per App buchen und mit dem Smartphone entriegeln, der Motor wird dann mit einem im Fahrzeug hinterlegten Schlüssel gestartet.

Die App kann jedoch mehr, funktioniert auch als digitales Fahrtenbuch, was das Carsharing für alle Nutzer unkompliziert, übersichtlich und sicher macht. Über die Definition einer "Homezone", die der Besitzer aktivieren kann, legt er außerdem fest, wo das Fahrzeug nach der Nutzung wieder abgestellt werden muss. Verriegelt wird der Wagen wiederum über die App, die außerdem die Buchung damit beendet. Danach ist der Smart wieder für alle freigeschalteten Nutzer buchbar.

Bis zum Serienstart von "smart to share" sollen nicht nur die teilnehmenden Fahrzeuge, sondern auch die entstehenden Kosten geteilt werden. Diese Funktion soll ebenfalls in der App integriert werden, Smart verspricht eine einfache und unkomplizierte Abrechnung. Und weil bis dahin viele der Teilnehmer Neuland beschreiten, übernimmt Smart während der Testphase eventuell anfallende zusätzliche Versicherungskosten.

Mit dem Programm "smart ready to" will Daimler das Automobil für den Mehrfachnutzen fit machen. Vergleichbar mit einem Smartphone, das neben dem Telefonieren noch viel mehr leisten kann. Einige der innovativen Dienstleistungen sind bereits in der Erprobungsphase und sollen zeigen, ob sie das urbane Leben nachhaltig erleichtern.

Das Vermietkonzept "smart ready to rent", bei dem alle Smart-Modelle einschließlich der neuen Smart electric-drive-Versionen bei den Händlern flexibel angemietet werden können, startete bereits Anfang Dezember 2016 in mehreren deutschen und französischen Städten. Gemietet werden können die Smarts für mindestens einen Tag und bis zu drei Monate.

Beim erwähnten Projekt "smart ready to drop" kooperiert Smart mit DHL, der Kofferraum des Autos wird zum Paketfach. Und schon seit März 2016 wird der Parkplatz-Service "ready to park+" angeboten, eine kostenlose Registrierung beim Parkplatzsharing-Anbieter ampido genügt, um Smart-Fahrern exklusive und zentral gelegenen Parkplätze in Köln und München zur Verfügung zu stellen. Die App zeigt sie einschließlich Entfernung und Parktarif an, bietet außerdem gleich die Möglichkeit der Reservierung samt Bezahlfunktion. Danach kann sich der Smart-Fahrer zum Parkplatz navigieren lassen, dessen Schranken öffnen sich per Smartphone-Klick.

Daimler hat für die schnelle Entwicklung und Umsetzung kreativer Projekte rund um die urbane Mobilität die Denk-Fabrik und Ideen-Schmiede Smart Lab gegründet. Unbeschwert und unkonventionell können deren kreative Mitarbeiter ihre Start-up Mentalität ausleben und neue Mobilitätsideen vorantreiben. Gebündelt werden die technischen und virtuellen Lösungen für die automobile Zukunft - so auch "smart ready to share" - unter dem Dach der Daimler Unternehmensstrategie CASE. Hier werden die Zukunftsthemen "Connectivity", "autonomes Fahren", "Sharing" und "elektrische Antriebe" zu einer Einheit zusammengefasst - Entwicklungsbereiche, die unsere Mobilität von morgen und übermorgen tiefgreifend beeinflussen werden.

Michael Kirchberger / mid

Der Artikel "Zeitenwandel: Geteilter Smart ist doppelt smart" wurde am 08.02.2017 in der Kategorie News von Michael Kirchberger mit den Stichwörtern Carsharing, Telematik, App, News, veröffentlicht.

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