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Porsche Panamera 4 E-Hybrid: Die Hybridisierung des Gewissens

23. Januar 2017, 12:55 Uhr
Klaus Brieter
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Die seit Herbst erhältliche zweite Generation des Porsche Panamera präsentiert sich nun facettenreicher: Beim Antrieb wird jetzt die Hybridversion aus Elektromotor und Benziner nachgereicht und bei der Karosserie eine attraktive Langversion.


Die seit Herbst erhältliche zweite Generation des Porsche Panamera präsentiert sich nun facettenreicher: Beim Antrieb wird jetzt die Hybridversion aus Elektromotor und Benziner nachgereicht und bei der Karosserie eine attraktive Langversion.

Wenn ein prall gefülltes Konto auf automobilen Leistungshunger trifft, und der Inhaber von beidem aus leidenschaftlich geführten Debatten über Umweltaspekte einigermaßen aufrecht herauskommen will, könnte er zum neuen Porsche Panamera 4 E-Hybrid greifen. Das prall gefüllte Konto sollte mindestens sechsstellig angelegt sein, für das Stillen des Leistungshungers sorgen 462 PS Systemleistung, und das gute Gewissen rekrutiert sich aus relativ moderaten Verbräuchen.

Klar: Um den Benzinverbrauch auf niedrigste Werte zu drücken, die sich wenigstens in der Nähe der EU-Normverbrauchsangabe von 2,5 Liter auf 100 Kilometer aufhalten, wäre ein maßgeschneidertes Einsatzprofil der kraftvollen Limousine im Alltag hilfreich. Der Idealfall stellt sich ein, wenn Wohnsitz und Berufsstandort nicht mehr als 50 Kilometer auseinander liegen, und beide Lokalitäten über eine ausreichend dimensionierte Steckdose verfügen. So ist ein Großteil des "Tagesgeschäfts" der Business-Limousine im Elektromodus möglich, während der Sechszylinder-Verbrennungsmotor fast nur in Lauerstellung verharren könnte.

Soweit der Optimalfall. Wer sich allerdings für einen Porsche Panamera Plug-In-Hybrid entscheidet, will sicher nicht ausschließlich mit Elektro-Power unterwegs sein. Zu faszinierend sind die Schubkraft des gesamten Antriebs und das Akustikgebaren des 2,9-Liter-V6-Motors, die als stimmige Allianz das typische Porsche-Feeling inszenieren. Hinzu kommt: Wer es gern zügig angeht, kann die aus dem Porsche 918 adaptierte Hybrid-Strategie nutzen und beim Beschleunigen die kombinierte Schubkraft von E-Motor und V6-Biturbo mit dem wuchtigen Drehmoment von 700 Nm abrufen. Porsche nennt diesen Betriebszustand "eindrucksvolles Boost-Szenario". Nach 4,6 Sekunden zeigt der Tacho bereits 100 an, und ganz oben endet der Vortrieb erst bei 278 km/h.

Im Gegensatz zum Vorgänger sorgt beim neuen Modell mit Allradantrieb statt der Achtgang-Wandlerautomatik nun das schnell schaltende PDK-Getriebe mit ebenfalls acht Stufen für den jeweils richtigen Gang. Die leere Batterie des elektrischen Antriebs ist an einer Haushaltssteckdose binnen 5,8 Stunden komplett geladen. Mit dem optionalen 7,2-kW-On-Board-Lader ist dieser Vorgang an einer 230-Volt-Steckdose mit 32A bereits nach 3,6 Stunden erledigt.

Über das völlig neu konzipierte Anzeigesystem mit mehreren Bildschirmen im Cockpit wird der Fahrer informiert, in welchen Betriebszuständen der Hybrid gerade operiert. Je nach Einsatzart oder Gusto stehen ganz unterschiedliche Fahrmodi bereit: "Sport, Sport Plus, E-Power, Hybrid-Auto, E-Hold und E-Charge". Wir erreichten im Mischbetrieb zwischen dem automatischen Programm und "E-Charge" bei einer Fahrt rund um Kapstadt einen Durchschnittsverbrauch von 10,2 Liter auf 100 Kilometer. Die Strecke war allerdings deutlich länger als 50 Kilometer und ging auch über bergige Landstraßen und die Autobahn. So gesehen zwar keine Sensation, aber ein respektabler Wert, der für die Hybridisierung des Gewissens allemal reicht.

Da Porsche seine Autos besonders in China erfolgreich verkauft, überrascht es nicht, dass ab April auch die um 15 Zentimeter gestreckte Langversion des Panamera erhältlich ist. Dort in Fernost, lässt sich der Eigner gern im Fond chauffieren, was er gern durch das üppiger dimensionierte Gefährt nach außen dokumentiert. Die vier "Executive"-Versionen von Panamera 4, 4 E-Hybrid, 4S und Turbo mit Lounge-Charakter unterscheiden sich von den konventionellen Modellen durch typische Design-Elemente, die den wuchtigeren Gesamteindruck verstärken sollen. Zudem gehört ein großzügig dimensioniertes Panorama-Glasschiebedach, das mit elektrischen Innenrollos abgedunkelt werden kann, zum serienmäßigen Ausstattungsumfang. Auch an Bord: adaptive Luftfederung, elektrisch verstellbare Fondsitze, Sitzheizung vorn und hinten sowie Sonnenrollo hinter den Kopfstützen der Rücksitze.

Für dieses Gesamtpaket muss der Fan des gestreckten Panamera rund 10.000 Euro mehr ausgeben. Mindestens, denn auch für diese spezielle Karosserie-Variante bietet Porsche eine Unzahl von individuellen Zusatzausstattungen, wie die spezielle Mittelkonsole mit Klapptischen, das "Rear Seat Entertainment" mit zwei riesigen 10,1-Zoll-Tablets, die via SD-Karten, DVD-Laufwerke, USB-Sticks oder Jukebox zum Leben erweckt werden können. Auch Radioanlage oder TV-Programme sind dort abrufbar, das Navigationssystem kann angezapft werden oder der Zugriff auf Angebote des Google PlayStore ist möglich. Genug Optionen, die den Kaufpreis ruckartig nach oben beschleunigen. Aber das muss ein prall gefülltes Konto im sechsstelligen Bereich einfach aushalten.

Klaus Brieter/mid

Technische Daten Porsche Panamera 4 E-Hybrid:
Fünftürige, fünfsitzige Limousine der Oberklasse, Länge/Breite/Höhe/Radstand in Meter: 5,05/1,42/1,94/2,95, Leergewicht: 2.170 kg, Zuladung: 540 kg, Tankinhalt: 80 l, Kofferraumvolumen: 405 - 1.215 l.
Antrieb: Sechszylinder-Biturbo-Benziner, Hubraum 2.894 ccm, Leistung: 243kW/330 PS bei 5.250-6.500/min, max. Drehmoment: 450 Nm ab 1.750/min. Elektromotor: Permanenterregte Synchronmaschine mit Außenläufer, Leistung: 100 kW/136 PS bei 2.800/min, max. Drehmoment: 400 Nm bei 100-2.300/min, max. System-Leistung: 340 kW/462 PS, max. System-Drehmoment: 700 Nm bei 1.100-4.500/min. Plug-In System: Lithium-Ionen-Batterie mit Temperatur-Steuerung, Energie-Inhalt: 14 kWh, Nennspannung: 382 V, Ladegerät: Onboard-Lader mit 3,6 kW (optional: 7,2 kW). Beschleunigung: 0-100 km/h: 4,6 s, Höchstgeschwindigkeit: 278 km/h (elektrisch: 140 km/h), 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, Allradantrieb, Normverbrauch: 2,5 l Super Plus/100km, Stromverbrauch: 15,9 kWh/100 km, CO2-Ausstoß: 56 g/km, Effizienzklasse A+, Preis: 107.553 Euro.

Der Artikel "Porsche Panamera 4 E-Hybrid: Die Hybridisierung des Gewissens" wurde am 23.01.2017 in der Kategorie Fahrbericht von Klaus Brieter mit den Stichwörtern Auto, Oberklasse, Fahrbericht, Hybrid-Fahrzeug, Luxus, Test-Bericht, Pressevorstellung, Test, Bericht, Kurztest, Vorstellung veröffentlicht.

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