Motorsport

Deutsches Nachwuchs-Duo im siebten Rallye-Himmel

24. Oktober 2016, 15:03 Uhr
Thomas Schneider
Es ist vollbracht: Mit dem souveränen Sieg in der Deutschen Rallye-Meisterschaft haben sich Fabian Kreim und Co-Pilot Frank Christian einen Lebenstraum erfüllt. 'Ich bin überglücklich, das ist ein unbeschreibliches Gefühl. Wir können den Erfolg noch gar nicht realisieren', sagt der 24 Jahre alte Skoda-Fahrer nach der Zielankunft der 3-Städte-Rallye. Der Weg zum Titel war lang und schon geht der Blick voraus.


Es ist vollbracht: Mit dem souveränen Sieg in der Deutschen Rallye-Meisterschaft (DRM) haben sich Fabian Kreim und Co-Pilot Frank Christian einen Lebenstraum erfüllt. "Ich bin überglücklich, das ist ein unbeschreibliches Gefühl. Wir können den Erfolg noch gar nicht realisieren", sagt der 24 Jahre alte Skoda-Fahrer nach der Zielankunft der 3-Städte-Rallye im niederbayerischen Kirchham. Der Weg zum Titel war lang und der Zweikampf mit dem Peugeot-Duo Christian Riedemann/Lara Vanneste bis zum letzten Lauf der Saison 2016 spannend.

Kreim gibt von Beginn an Vollgas und liegt nach den ersten beiden Wertungsprüfungen (WP) mit zwei Sekunden vorn. "Er war in WP1 und 2 schon etwas schneller als uns lieb war", sagt Andreas Leue, Teamleiter Motorsport und Tradition bei Skoda Auto Deutschland, beim Abschluss-Service des ersten Tages. "Uns reicht ja ein sechster Platz für die sechste deutsche Meisterschaft der Marke, selbst wenn Riedemann Erster wird. Aber ein richtiger Rennfahrer will eben immer gewinnen."

Sein Talent hat der Senkrechtstarter, der 2013 im Alter von 21 Jahren erstmals an einer Rallye teilgenommen hat, mehrfach eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Neben den acht Starts in der Deutschen Rallye-Meisterschaft (sechs Siege, ein zweiter Platz und ein Ausfall) hat das Duo Kreim/Christian auch in der Asien-Pazifik-Rallye-Meisterschaft (APRC) vier Rennen absolviert und vier zweite Plätze eingefahren. Diese Erfahrung ist für die weitere Entwicklung von Fabian Kreim elementar, denn dort wird anders als in der DRM meist auf Schotter gefahren.

"In der Rallye kannst du nicht wirklich im Simulator trainieren", sagt Raimund Baumschlager, Chef des Einsatzteams BRR, das das Duo schon die gesamte Saison und auch bei den internationalen Einsätzen begleitet. "Deswegen ist jede gefahrene Rallye Gold wert. Und Fabian hat sich enorm entwickelt."

Talent und Nervenstärke zeigt Kreim dann auch im weiteren Verlauf der 3-Städte-Rallye. Der Skoda Fabia R5 läuft rund, "nicht das geringste Problem", so Raimund Baumschlager. Und letztlich gewinnt Kreim auch das Saison-Finale mit 52 Sekunden Vorsprung vor Dominik Dinkel mit Beifahrerin Christina Kohl - ebenfalls in einem Fabia R5 - und dem Duo Ruben und Petra Zeltner in einem Porsche 911 GT3. Der einzige Konkurrent um die Meisterschaft, Christian Riedemann, war am Morgen des zweiten Tages mit Getriebeproblemen ausgefallen.

Baumschlager, selbst 13-maliger österreichischer Rallye-Champion, ist voll des Lobes: "Fabian bringt alle Anlagen für eine tolle Motorsport-Karriere mit, die eines Tages hoffentlich bis zum Weltmeister-Titel führen wird." Das ist das erklärte Ziel des Odenwälders Kreim. Frank Christian - obwohl erst 31 Jahre alt schon mit reichlich Rallye-Erfahrung - ist nicht "nur" Co-Pilot, sondern auch eine Art Mentor, ebenso wie Rallye-Haudegen Baumschlager. Und so muss er ihn schon einbremsen.

Grundvoraussetzung für das konstant hohe Niveau des Duos Kreim/Christian über die Saison hinweg waren auch der Speed und die Zuverlässigkeit des seit 2015 eingesetzten rund 280 PS starken Skoda Fabia R5, der schon bei der Vizemeisterschaft 2015 seine Konkurrenzfähigkeit bewiesen hat. Nach einem Jahr hat das "heiße Eisen" der Tschechen 30 Top-3-Platzierungen in der Rallye-Weltmeisterschaft und sechs nationale Titel in Tschechien, Österreich, Ungarn, zwei Mal in Belgien und jetzt auch in Deutschland auf dem Konto - eine beeindruckende Bilanz.

Doch Kreim/Christian bleibt keine Zeit zum Durchatmen. Nach einem Videodreh geht es zuerst zur Abstimmung in die Firma und dann ins Flugzeug nach Malaysia. Dort starten die beiden beim 5. Lauf der APRC, in der sie mit Titelchancen auf Rang zwei liegen und Frank Christian die Wertung der Co-Piloten anführt.

Und wie geht es weiter? "Ich würde schon gerne weiter international fahren", sagt Frank Christian, "mal schauen, was sich ergibt." Kreim - ganz anders als am Steuer - bremst hier fast schon etwas: "Klar sind die internationalen Auftritte toll, doch genauso gerne will ich wieder in der DRM antreten, um den Titel zu verteidigen."

Der nächste große Schritt nach seinem jetzigen "Gesellenstück" - wie es Teamchef Leue formuliert - wäre wohl die WRC2-Klasse im Rahmen der Weltmeisterschaft. Bei der Deutschland-Rallye in Trier stand 2016 bereits ein Gaststart auf dem Programm.

Hier ist das letzte Wort noch nicht gesprochen, sagt Leue: "Aber wir können jetzt schon sagen, dass Fabian und Frank wohl weiter zusammenfahren werden und Skoda auch 2017 in der DRM vertreten sein wird. Mehr kann ich vielleicht auf der Essen Motor Show Ende verraten, auf der wir mit Auto und Piloten vertreten sein werden."

Vielleicht gelingt es Fabian Kreim ja tatsächlich, die Krone im Rallye-Sport mal wieder nach Deutschland zu holen. Das hat bislang nur der legendäre Walter Röhrl geschafft.

Thomas Schneider

Der Artikel "Deutsches Nachwuchs-Duo im siebten Rallye-Himmel" wurde am 24.10.2016 in der Kategorie News von Thomas Schneider mit den Stichwörtern Motorsport, Rallye, News, veröffentlicht.

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