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IAA Nutzfahrzeuge 2016: Vorsicht Meinung

27. September 2016, 13:17 Uhr
Wolfgang Tschakert
In diesem Jahr ist Fortschritt gefragt. Man gibt sich jung, hemdsärmelig und natürlich aufgeschlossen auf der IAA Nutzfahrzeuge 2016. Viele Themen ranken sich um Digitalisierung, Konnektivität und Apps. Im Mittelpunkt stehen elektrische Antriebe und natürlich das autonome Fahren.

In diesem Jahr ist Fortschritt gefragt. Man gibt sich jung, hemdsärmelig und natürlich aufgeschlossen auf der IAA Nutzfahrzeuge 2016. Viele Themen ranken sich um Digitalisierung, Konnektivität und Apps. Im Mittelpunkt stehen elektrische Antriebe und natürlich das autonome Fahren.

So viele Premieren hat man auf der IAA Nutzfahrzeuge lange nicht erlebt. Wurden noch vor Jahren kleine Modifikationen zur Innovation erklärt, so sieht man sich heute mit umwälzenden Entwicklungen konfrontiert. Busse fahren elektrisch oder wenigstens teilautonom, mancher Truck wird von einer Rundum-Sensorik überwacht und Transporter dienen als Drohnen-Flugbasis.

Im Mittelpunkt des Innovations- und Messegeschehens steht natürlich der Daimler-Konzern. Der Hauptdarsteller hat sich mit drei Konzeptfahrzeugen der städtischen Logistik verschrieben. Ein elektrischer Lkw, und zwar ein schwerer Dreiachser, soll das Liefergeschäft übernehmen. Und der Future Bus fährt teilautonom, heute zwar nur auf separaten Busspuren, aber immerhin. Der nächste Knaller ist ein Transporter, der elektrisch fährt und sich die Hilfe von Ausliefer-Drohnen sichert.

Dahin geht die Reise, sagt man bei Daimler, zumindest das Marketing hat sich einen Award verdient. In einem Jahr, wo man kaum Produktneuheiten hat, lenken Technologieträger die Aufmerksamkeit auf die eigene Marke. Und kaum macht das Thema "Autonomes Fahren" die Runde, kommen auch schon Analysten und selbsternannte Experten um die Ecke. Sie verkünden das Ende des Fernfahrerberufes und singen das hohe Lied von Effizienz und Sicherheit im Güterverkehr.

Aber will der Kunde, was die Industrie heute präsentiert? Autonom fahrende Autos bejahen heute nur sieben Prozent der autofahrenden Bevölkerung - beim Thema Lkw sind es kaum mehr. Wer den Werdegang zahlreicher Lkw-Innovationen erlebt hat, bleibt skeptisch. ESP und viele Sicherheitssysteme haben sich erst durchgesetzt, nachdem der Gesetzgeber sie vorgeschrieben hat. Wird es auch beim autonomen Fahren soweit kommen?

Was der Kunde will, baut die schwedische Lkw-Tochter von VW. Scania zeigt die "Next Generation", das ertragreiche Unternehmen erneuert nach 20 Jahren Bauzeit seine Schwerfahrzeuge. Weil die Scania-Trucks bei Kunden und Fahrern Begehrlichkeiten wecken, bekommen sie als wichtigste Truck-Neuheit des Jahres den "Truck of the Year 2017" verliehen. Auf den ersten Blick zitieren die neuen Modelle die Optik der Vorgänger und lassen sie nicht alt aussehen. Das Interieur der Fernverkehrs-Lkw ist hochwertig und bietet mehr Platz und Annehmlichkeiten. Die technischen Highlights halten sich in Grenzen, so mögen es die Kunden - nur keine Risiken. Die neuen Scania-Trucks fahren übrigens hervorragend, wir hätten auch nichts anderes erwartet. Aber wenn es um Innovation geht, bleiben die Schweden Einiges schuldig.

Den vom Kunden geforderten Fortschritt kann man derzeit bei den Stadtbussen erleben. Megametropolen wie Paris oder auch Hamburg legen den Omnibusherstellern die Daumenschrauben an. Sie fordern elektrische Antriebe für Stadtomnibusse, ab 2020 kaufen sie keine Dieselbusse mehr. Höchste Eisenbahn für die großen Hersteller wie Mercedes-Benz oder MAN, die heute nur über eine Roadmap in Richtung Elektromobilität verfügen.

Wie die Zukunft aussieht, kann man beim polnischen Omnibushersteller Solaris sehen. Dort sind bereits Elektro-Stadtbusse zu kaufen, dort werden diese Busse bereits in Serie hergestellt. Und jetzt wurde der Solaris Urbino Electric mit dem "Bus of the Year 2017" geadelt - wir gratulieren herzlich. Fortschrittlich wie die Polen ist auch der Anbieter Volvo: Schon 2012 haben die schwedischen Strategen eine mutige Entscheidung getroffen. Seitdem wurden nur noch Hybridbusse und später elektrische Stadtbusse gebaut, die heute schon in Göteborg, Hamburg und anderen Städten fahren.

Im Kreis der ausgezeichneten Premierenprodukte darf der neue VW Crafter nicht fehlen. Der Großtransporter überzeugt als wichtigste Transporter-Neuheit des Jahres, deshalb wurde er mit dem "Van of the Year 2017" belohnt. Volkswagen Nutzfahrzeuge baut seinen großen Transporter wieder selbst, auf der IAA in Hannover feierte er seinen großen Auftritt. Er legt in seinen Grundmaßen etwas zu und gibt sich betont praktisch. Um dem Kunden weitgehend entgegen zu kommen, wird der 3,5-Tonner mit Front-, Heck- oder Allradantrieb geliefert. Der Zweiliter-TDI aus dem VW-Bulli sorgt für Dynamik nach Maß, bis zu 177 PS sind möglich.

Hier durfte auch ein elektrischer Antrieb nicht fehlen, VW zeigt eine ziemlich praxisnahe Studie. Als Reichweite wurden 200 Kilometer genannt, der 100 Kilowatt starke Crafter fährt auch nicht schneller als 80 km/h. Ziemlich schnell soll der Crafter sein, wenn seine Batterieeinheit an der Ladestation hängt. Die Akkus sind je nach Ladestrom schon nach 45 Minuten wieder handlungsfähig, zumindest zu 80 Prozent. Er soll auch schon bald in den Kundeneinsatz gehen, "bereits im Jahr 2017", sagt Eckhard Scholz, der Vorstandsvorsitzende von VW Nutzfahrzeuge muss es wissen.

Wolfgang Tschakert

Der Artikel "IAA Nutzfahrzeuge 2016: Vorsicht Meinung" wurde am 27.09.2016 in der Kategorie News von Wolfgang Tschakert mit den Stichwörtern Nutzfahrzeuge, Messe, Neuheit, News, veröffentlicht.

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