Fahrbericht

XSR 700: Yamaha hat ein neues, altes Eisen

18. August 2016, 11:13 Uhr
Mirko Stepan
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Ducati und Moto Guzzi haben eine, Triumph hat schon länger eine, und jetzt hat auch Yamaha wieder eine, wenn auch unter anderem Namen. Gemeint ist eine 'Scrambler', eine Straßen-Maschine mit ein bisschen Retro-Offroad-Look, der die Lust auf Abenteuer zum Ausdruck bringen soll.


Ducati und Moto Guzzi haben eine, Triumph hat schon länger eine, und jetzt hat auch Yamaha wieder eine, wenn auch unter anderem Namen. Gemeint ist eine "Scrambler", eine Straßen-Maschine mit ein bisschen Retro-Offroad-Look, der die Lust auf Abenteuer zum Ausdruck bringen soll. Scrambler (Kletterer) waren vor allem in den 1960er-Jahren "in", als es noch keine Enduros oder Moto-Cross-Motorräder gab. Sie waren deren Vorläufer - meist Straßenmaschinen mit grobstolligen Reifen und ohne oder mit höhergelegten Schutzblechen.


Ihre Retro-Scrambler-Variante haben die Japaner ganz schlicht XSR 700 genannt. Sie basiert auf der 2013 vorgestellten MT-07. Mit der teilt sich die XSR 700 den Zweizylinder-Reihenmotor mit 689 Kubikzentimeter Hubraum, 55 kW/75 PS und 68 Newtonmeter Drehmoment. Bei einem Gewicht von gerade einmal 186 Kilo (fahrfertig) ist die Leistung völlig ausreichend, um mit der Yamaha agil unterwegs zu sein. 200 km/h schafft das Retro-Bike, aber dieser Wert wird für die meisten Fahrer ein theoretischer bleiben. Denn mit der XSR 700 will man gemütlich durch die Gegend cruisen. Dann ist es allerdings gut zu wissen, dass man auch schneller könnte. Alles Kopfsache.

Rund sechs Liter Spritverbrauch je 100 Kilometer im Alltagseinsatz (4,3 Liter laut Hersteller) gehen in Ordnung, und bei einem Tankinhalt von 14 Litern sind Ausfahrten mit knapp über 200 Kilometer Länge ohne Tankstopp drin. So lässt sich das Motorrad in vollen Zügen genießen zumal neben der recht aufrechten Sitzposition und dem geringen Eigengewicht die sehr direkte Gasannahme den agilen Eindruck des Bikes noch verstärkt. Dazu kommt ein angenehm weich gefedertes Fahrwerk, das mehr auf Komfort als auf Sport ausgelegt ist, was aber keine schlechte Eigenschaft der Maschine ist. Die Yamaha schluckt Querrillen gut weg, ohne dabei unruhig zu werden. Die Traditionsmarke zeigt mit der XSR 700: Retro hat nichts mit altmodisch zu tun, im Gegenteil.

Wie sich ein paar Jahrzehnte überbrücken lassen, zeigt Yamaha beispielsweise mit dem Rundinstrument, das zwar wie ein klassischer Tacho aussieht, allerdings voll digital ist. Gut: die Ablesbarkeit. Ähnlich verfahren die Japaner mit dem Rücklicht - auch das kommt auf den ersten Blick als ganz schlichte runde Lampe daher, ist aber mit LED-Technik auf dem neuesten Stand. Das wird nicht jeden Motorradfahrer ansprechen, aber bei dem aktuellen Hype um Vintage- und Retro-Bikes sicher seine Fans finden.

Dafür sorgen auch die Individualisierungs-Möglichkeiten, die Yamaha gleich mit im Angebot hat. Die Zeiten, als sich Schrauber in der heimischen Garage - bevorzugt im Winter, wenn die Saison vorbei war - die Nächte um die Ohren schlugen und den Allerwertesten abfroren, sollen also vorbei sein. Wer ein "Einzelstück" fahren möchte, bestellt bei Yamaha den Solositz für 199,95 Euro oder den Handschutz für den Lenker (219,95) Euro gleich mit. Dazu noch eine Pack- und eine Werkzeugtasche im "Vintage Leder Look", so heißt das bei Yamaha. Fertig ist die individuelle Optik der XSR 700, wobei die Liste der Zubehörteile hiermit noch lange nicht ausgeschöpft ist.

So lässt sich der moderate Grundpreis 7.495 Euro locker in die Höhe treiben. Aber: Die Konkurrenz aus England und Italien ist von Hause aus deutlich teurer, so dass ein bisschen Spielraum da ist. Und ganz ehrlich: ein Bike, das nicht einfach nur von der Stange ist, hat schon was - auch wenn der eigene Schraubenschlüssel den Werkzeugkasten nie verlassen hat.

Mirko Stepan/mid

Technische Daten Yamaha XSR 700:
Straßenmotorrad mit flüssigkeitsgekühltem Reihen-Zweiylinder, Hubraum: 689 ccm, Bohrung x Hub: 80 x 68,6 mm, max. Leistung: 55 kW/75 PS bei 9.000/min, max. Drehmoment: 68 Nm bei 6.500/min, elektronische Kraftstoffeinspritzung, 6-Gang-Getriebe. Fahrwerk: Brückenrohrrahmen, Teleskopgabel vorn und über Hebelsystem unten angelenkte Schwinge hinten mit jeweils 130 mm Federweg, 282-mm-Doppelscheibenbremse vorn, 245-mm-Scheibenbremse hinten, ABS, Reifen vorne: 120/70 ZR 17M/C, hinten: 180/55 ZR 17M/C; Maße: Länge: 2,08 m, Radstand: 1,41 m, Sitzhöhe: 0,82 m, Gewicht fahrfertig: 186 kg, Tankinhalt: 14 l.

Der Artikel "XSR 700: Yamaha hat ein neues, altes Eisen" wurde am 18.08.2016 in der Kategorie Fahrbericht von Mirko Stepan mit den Stichwörtern Motorrad, Fahrbericht, Neuheit, Test-Bericht, Pressevorstellung, Test, Bericht, Kurztest, Vorstellung veröffentlicht.

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