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Schlauchlose Fahrradreifen: Das Ende vom Sommerloch

27. Juli 2016, 17:19 Uhr
Michael Kirchberger
Schläuche gehörten bislang zum Fahrrad, wie Lenker, Sattel oder Kettenöl. Auch das Flicken hat jeder gelernt, der schon mal kilometerweit nach Hause schieben musste. Doch das alles ist im Begriff, sich grundlegend zu ändern: 'Tubeless' heißt die Technologie, die komplett auf den Schlauch im Reifen verzichtet.


Schläuche gehörten bislang zum Fahrrad, wie Lenker, Sattel oder Kettenöl. Auch das Flicken hat jeder gelernt, der schon mal kilometerweit nach Hause schieben musste. Doch das alles ist im Begriff, sich grundlegend zu ändern: "Tubeless" heißt die Technologie, die komplett auf den Schlauch im Reifen (englisch "inner tube") verzichtet. Am Mountainbike längst etabliert, springt der Funke nun aufs Rennrad über und könnte bald auch am Alltagsrad für Leichtlauf und Pannenschutz sorgen.

Tubeless-Reifen können mit geringerem Druck gefahren werden, da die Gefahr eines Durchschlags mit anschließendem Plattfuß deutlich geringer ist", sagt Stefan Scheitz, der Schlauchlosfelgen und Zubehör vertreibt. Von einem Durchschlag sprechen Biker, wenn der Reifen beim Überfahren eines Hindernisses durch zu geringen Luftdruck kurzfristig so stark komprimiert wird, dass die Reifenflanken zwischen Untergrund und Felgenkante eingeklemmt werden. Oft wird dabei der Schlauch beschädigt, erkennbar an zwei symmetrisch angeordneten Löchern ("Snakebite"). "Weniger Luftdruck im Reifen bringt spürbare Vorteile im Komfort, aber auch deutlich mehr Traktion und Kontrolle auf schlechten Strecken, weswegen sich Tubeless beim Mountainbike bereits auf breiter Front durchgesetzt hat", so Scheitz.

"Die größere Pannensicherheit ist sicher einer der großen Vorteile von Tubeless-Systemen", erklärt Markus Hachmeyer vom Reifenhersteller Schwalbe. "Zwar kann auch ein Schlauchlosreifen punktiert werden, doch eine Dichtflüssigkeit die zum System dazugehört, dichtet Löcher bis zu einer bestimmten Größe binnen Zehntelsekunden wieder ab." Und wenn die Luft doch entweicht, dann nicht schlagartig wie bei einem geplatzten Schlauch, sondern langsam. "Handelt es sich um einen größeren Riss, geht man wie bei einem normalen Reifen vor: einfach den Tubeless-Ventileinsatz rausschrauben und einen Schlauch einziehen."

Doch im Grunde sei der Pannenschutz nur ein Nebeneffekt, so der Reifenexperte: "Durch den Verzicht auf den Schlauch ist beim Rennrad der Rollwiderstand äußerst gering, sogar noch niedriger als bei superleichten Wettkampfreifen, während sich beim Mountainbike durch einen niedrigeren Reifendruck der Grip verbessern lässt."

Während Mountainbike-Reifen wegen des ruppigen Untergrundes öfter mal einen Defekt erleiden, müssen Rennradfahrer seltener zum Ersatzschlauch greifen. Dennoch wird in diesem Segment ebenfalls zunehmend auf den Schlauch verzichtet, wie Hachmeyer berichtet: "Auch auf der Straße bietet Tubeless-Bereifung klare Vorteile hinsichtlich Schnelligkeit, Komfort, Grip und Pannensicherheit. Letzteres gab übrigens erst den Anlass für die Adaption der Technik auf die Straßenbereifung."

Gerade bei langen Abfahrten im Gebirge habe es laut Hachmeyer in den vergangenen Jahren vermehrt Reifenplatzer gegeben. Das Problem: Die modernen, leichten Carbonfelgen weisen eine schlechtere Wärmeabfuhr auf als Aluminiumfelgen. Wenn ein vorsichtiger Abfahrer dann die Bremse schleifen lässt, kann die entstehende Reibungshitze nicht nur die Felge beschädigen, sondern auch den Schlauch zum Platzen bringen.

Die Montage des Reifens unterscheidet sich kaum von der gewöhnlicher Reifen: "Der Tubeless-Reifen muss luftdicht auf der Felge sitzen, also recht stramm. Bei der Montage kommt daher eine Spezialflüssigkeit zum Einsatz, die den Pneu übers Felgenhorn gleiten lässt", erklärt Hachmeyer. Nachdem man den Reifen ein erstes Mal aufgepumpt hat, so dass er fest in der Felge einrastet, wird die Luft wieder abgelassen und übers Ventil etwas Dichtmilch in den Reifen gegeben. Danach kann man ihn bis zum gewünschten Druck mit Luft befüllen. Das Aufpumpen gestaltet sich unter Umständen etwas schwieriger und erfordert das richtige Equipment. Am besten geht das mit einem Kompressor oder aber mit einer Standpumpe.

Der Artikel "Schlauchlose Fahrradreifen: Das Ende vom Sommerloch" wurde am 27.07.2016 in der Kategorie News von Michael Kirchberger mit den Stichwörtern Fahrrad, Reifen, Technik, News, veröffentlicht.

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