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Junge Gebrauchtwagen sind "heiße Ware"

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24. Juni 2016, 16:41 Uhr

Lars Wallerang

Neuwertige Gebrauchtwagen im Alter von maximal zwei Jahren sind stark nachgefragt. Laut der Studie von Dekra und dem Institut für Automobilwirtschaft wechseln pro Jahr mehr als eine Million junge Gebrauchte den Besitzer.

Neuwertige Gebrauchtwagen im Alter von maximal zwei Jahren sind stark nachgefragt. Laut der Studie von Dekra und dem Institut für Automobilwirtschaft (ifa) wechseln pro Jahr mehr als eine Million junge Gebrauchte den Besitzer. Nach Zahlen des Kraftfahrzeug-Bundesamtes (KBA) verzeichnet dieses Segment einen Anteilszuwachs, sagt Willi Diez, Professor am ifa und Verfasser der Studie "Junge Gebrauchtwagen - die Factory Outlets der Automobilbranche?"

Auf die Frage im Titel geht Diez bei der Präsentation der Studie im Museum Zeche Zollverein Essen gesondert ein: Die Käufer junger Gebrauchter seien keine gewöhnlichen Schnäppchenjäger, sondern kritische Kunden, die Premium-Marken nachfragen würden, aber nicht den vollen Neuwagenpreis bezahlen wollten. "In der Garage des Outlets Metzingen sehe ich immer teure Autos", berichtet Diez. So wie die Bekleidungs-Kunden in Outlets, die den Boss-Anzug oder die Prada-Turnschuhe tragen, aber nur die Hälfte des Geldes dafür hinblättern mögen, seien die anspruchsvollen Gebrauchtwagen-Kunden auf der Suche nach einem aktuellen Audi A6 oder 5er-BMW zum reduzierten Preis.

Das Geschäft mit den jungen Gebrauchtwagen ist allerdings kein Selbstläufer, räumt Diez ein. Der erfolgreiche Handel mit solchen Fahrzeugen setze hohe Professionalität voraus. Wichtig fürs Geldverdienen ist ein hohes Absatzvolumen bei geringen Standzeiten, sagt Diez. Dem Händler müsse auch klar sein, dass er mit den jungen Gebrauchten in direkter Konkurrenz steht mit Neuwagen. Soll heißen: Sobald der Hersteller eine Rabattaktion startet, hat der Händler für seinen jungen Gebrauchten einen schlechten Preis.

Zwischen 2010 und 2015 ist das Segment der jungen Gebrauchtwagen laut ifa-Zahlen um 22,8 Prozent auf 1,25 Millionen Einheiten gestiegen. Das Wachstum lag damit über dem des gesamten Gebrauchtwagenmarktes, der im gleichen Zeitraum nur um 14,0 Prozent zugelegt hat. Dementsprechend ist der Anteil der jungen Gebrauchtwagen am Gesamtmarkt von 15,9 auf 17,1 Prozent gestiegen.

Grund für das schnelle Wachstum bei jungen Gebrauchtwagen sind nach den Analysen sowohl die steigende Nachfrage durch preissensible Käufer, die dem Neuwagenmarkt den Rücken gekehrt hätten, als auch das wachsende Angebot. Vor allem die stark gestiegenen Eigenzulassungen von Herstellern und Händlern haben zu einer steigenden Zahl junger Gebrauchtwagen im Markt geführt.

Doch der Trend muss sich nicht fortsetzen: Nach Einschätzung der Dekra wird sich der Zuwachs bei den Eigenzulassungen in den nächsten Jahren verlangsamen, da Hersteller und Händler aufgrund eines möglichen Überangebotes sonst mit steigenden Restwertrisiken rechnen müssen. "Wenn die Eigenzulassungen dauerhaft über 30 Prozent, teilweise sogar über 40 Prozent liegen, kann das für die Restwerte kritisch werden, wenn die Fahrzeuge nicht mehr schnell in den Markt abfließen", erläutert Diez. Für 2020 rechne man mit einem Marktvolumen von jungen Gebrauchtwagen von rund 1,1 Millionen Fahrzeugen.

Doch das Geschäft bleibt trotz Gewinnchancen kompliziert: Aufgrund der großen und speziellen Herausforderungen, empfiehlt die Studie, diesen Gebrauchtwagen-Bereich als eigenes Profit-Center im Händlerbetrieb zu organisieren. So erforderten sowohl der Einkauf, als auch die Vermarktung andere und vor allem schnellere Prozesse als der Verkauf von älteren Gebrauchtfahrzeugen. Fazit: Junge Gebrauchtwagen sind eine besonders "heiße Ware", an der sich schon viele Händler die Finger verbrannt haben.

Lars Wallerang

Der Artikel "Junge Gebrauchtwagen sind "heiße Ware"" wurde am 24.06.2016 in der Kategorie News von Lars Wallerang mit den Stichwörtern Gebrauchtwagen, Statistik, News, veröffentlicht.