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Mit dem Kompakt-SUV durchs Geröll - Wie viel Offroad braucht der Mensch?

24. November 2015, 12:44 Uhr
Patrick Broich/SP-X
Obwohl die wenigsten SUV-Kunden wirklich ins Gelände möchten, machen die Hersteller sogar weichgespülte SUV ganz schön fit für das Fahren außerhalb asphaltierter Straßen. Land Rover beispielsweise bestritt seine letzte Experience Tour mit dem Discovery Sport, der weit vom klassischen Geländewagen entfernt ist. Wir erklären, worauf es beim Fahren über Stock und Stein wirklich ankommt.

Zwischen den Fans der 4x4-Fraktion kommt es immer wieder zu Diskussionen darüber, wie denn ein echter Geländewagen auszusehen habe. Früher musste der reinrassige Kraxler unbedingt eine stabile Rahmenkonstruktion aufweisen, doch inzwischen tun es auch selbsttragende Karossen. Eine hohe Verschränkungsfähigkeit ist natürlich Bedingung dafür, die fiesesten Fels- und Steinpassagen zu überwinden, und das Fehlen einer Geländeuntersetzung ist ohne Zweifel indiskutabel. Hinzu kommen mechanische Sperren - möglichst drei an der Zahl. Doch für welche Hindernisse benötigt man welche Technik?

Für handfeste Abenteuer jedenfalls braucht man kein Urgestein à la G-Klasse, Defender, Land Cruiser oder Wrangler. Zwar verfügen diese Kandidaten über das typische Rüstzeug wie Sperren und Reduktion - doch auch mit leichteren, elektronischen Vortriebssystemen kann man Hindernisse überwinden, vor denen konventionelle PKW kapitulieren müssten. Zu Land Rovers Experience Tour 2015 beispielsweise ist der Discovery Sport angetreten - mitnichten ein hartgesottener Geländewagen, sondern vielmehr ein schickes SUV, das nicht wenige Kunden für die Shopping-Tour in der City einsetzen dürften. Und die Routen dieser Abenteuer-Touren sind nicht gerade bekannt dafür, entspannende Spazierfahrten zu sein.

Mechanische Sperren sorgen mit Hilfe von Kupplungen an Vorderachs-, Mittel- und Hinterachsdifferenzial dafür, dass auch dann noch Vortrieb stattfindet, wenn im Extremfall drei von vier Antriebsrädern keine Traktion mehr haben. In diesem Fall muss es das eine Rad richten, das noch auf festem Untergrund steht. Bei offenen Differenzialen würde sich das Zahnrad auf der Seite des traktionslosen Reifens quasi am blockierten Kegelrad abwälzen - mit der Konsequenz, dass das Antriebsrad durchdrehte. Bei leichteren SUV ohne aufwendige Mechatronik greift häufig die Elektronik mit einem beherzten Bremseingriff ein: Das durchdrehende Rad wird festgebremst, dann erhält jenes mit Gripp wieder Antriebsmoment - funktioniert ähnlich und ist einfacher im Aufbau.

In Sachen Reduktion geht es allerdings ohne Mechanik nicht - mit extrem kurzer Übersetzung können leistungsfähige Offroader Steigungen überwinden, vor denen SUV ohne entsprechenden Getriebe-Split passen müssten.

Doch entscheidend für gutes Durchkommen sind abgesehen von den Antriebstechniken auch Dinge wie Bodenfreiheit, Böschungswinkel und Wattiefe. Und in diesen Punkten ist ein Softgeländewagen vom Schlage eines Discovery Sport gar nicht schlecht unterwegs. Mit einer Bodenfreiheit von 21,2 Zentimetern übertrumpft er sogar eine Mercedes G-Klasse (21 cm) und ist auch einem 4x4-Profi wie dem Toyota Land Cruiser (21,5 cm) dicht auf den Fersen. Beim Böschungswinkel ist der Disco Sport aber im Nachteil - während dieser hier 25 Grad beträgt, schaffen G-Klasse, Land Cruiser und auch Range Rover deutlich über 30 Grad, der Wrangler sogar fast 40 Grad. Das bedeutet übersetzt: Sie können deutlich höhere Hindernisse vom ebenen Boden aus anfahren, ohne mit dem Vorderwagen aufzuliegen. Bei der Wattiefe (60 cm) wiederum liegt der Discovery Sport mit der G-Klasse auf einer Linie.

Doch was nützt der leistungsfähigste Antriebsstrang, wenn man ungeeignete Reifen aufzieht. Wer also mit seinem G 63 AMG in den Matsch fährt, muss sich nicht wundern, schon frühzeitig stecken zu bleiben. Grobstollige Pneus haben der Land Rover Experience Flotte dabei geholfen, manche schwere Passage zu überwinden. Geröll-, Matsch- und Sandabschnitte gehörten zu den härtesten Prüfungen im australischen Outback. Hinzu kamen auch mal ein paar Verschränkungen. Ein konventioneller PKW selbst mit Allrad wäre an einigen Stellen liegengeblieben - schon alleine die erforderliche Bodenfreiheit hätte das Unterfangen verhindert. Mit ordentlichen Reifen, einem guten Allradsystem und entsprechend hoch liegendem Chassis kommt man auch als kompakt-SUV durch abenteuerträchtige Gefilde. Und wenn man mal auf extreme Steigungen oder Verschränkungen trifft, die wirklich nur urige Geländewagen meistern können, handelt es sich fast immer um Offroad-Parks. Über 95 Prozent der SUV-Besitzer und - Käufer fahren übrigens niemals ins Gelände. Dem SUV-Boom tut das hingegen keinen Abbruch.

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