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BMW Art Cars: Schnelle Kunst

20. November 2015, 09:54 Uhr
Jan Menno Schmidt
Motorsport ist eine eher laute, schnelle und ruppige Angelegenheit und hat mit feinsinniger Kunst und hochtrabender Kultur auf den ersten Blick so viel zu tun, wie Gewichtheben mit Goldschmiedearbeit. Vor vier Jahrzehnten aber hatte Hervé Poulain die Idee, beides miteinander zu verbinden. Auf seine Initiative hin wurde der US-Künstler Alexander Calder damit beauftragt, sich an einem BMW 3.0 CSL künstlerisch zu verausgaben. Das BMW Art-Car-Project war geboren.

Motorsport ist eine eher laute, schnelle und ruppige Angelegenheit und hat mit feinsinniger Kunst und hochtrabender Kultur auf den ersten Blick so viel zu tun, wie Gewichtheben mit Goldschmiedearbeit. Vor vier Jahrzehnten aber hatte Hervé Poulain die Idee, beides miteinander zu verbinden. Der Franzose war nicht nur Rennfahrer, sondern auch Auktionator und auf seine Initiative hin, und unterstützt durch den damaligen BMW Motorsport-Chef Jochen Neerpasch, wurde der US-Künstler Alexander Calder damit beauftragt, sich an einem BMW 3.0 CSL künstlerisch zu verausgaben. Der Rennfahrer selbst pilotierte den rot-weiß-orange gestalteten Boliden kurz darauf mit der Startnummer 93 bei den 24 Stunden von Le Mans - das BMW Art-Car-Project war geboren.

Schon im Jahr darauf durfte der wohl auch einem nicht Kunst-interessierten Publikum deutlich bekanntere Frank Stella Hand anlegen. Ihm folgten weitere namhafte Künstler wie Roy Lichtenstein, Andy Warhol oder David Hockney. Im mehr oder weniger regelmäßigen Rhythmus entstanden bis 1999 insgesamt 15 Art Cars. Dann allerdings folgte eine längere Pause - schließlich wurden die automobilen Kunstwerke außer für vereinzelte Auftritte beim 24-Stunden-Rennen kaum genutzt.

"Der Aufwand für Öffentlichkeitsarbeit hielt sich in Grenzen", sagt der als Leiter des Kulturengagements bei BMW für die Art Cars verantwortliche Kunsthistoriker Thomas Girst. Mit Olafur Eliasson wurde 2007 die Tradition der bunt lackierten Flitzer wieder belebt, inzwischen werden die Art Cars auch vermehrt in den Fokus gerückt. "Einige wurden seitdem in der Werbung eingesetzt," so Girst. Außerdem gab es mittlerweile weltweit mehrere Ausstellungen und Museumsauftritte, bei denen die Schätzchen bestaunt werden konnten. So sind die Besonderheiten mal zu Gast in fernöstlichen Shanghai, im australischen Sydney oder im amerikanischen Los Angeles. Bei all ihrer Reiseaktivität kehren die Heimatverbundenen aber zwischendurch immer wieder nach München ins BMW Museum zurück.

Zum 40. Jahrestag schenkt sich BMW nun ein neues Art Car, das nunmehr achtzehnte. Oder besser gesagt, gleich zwei. Denn für das neue Projekt wählte eine Jury aus Museums-Direktoren und Kuratoren mit Cao Fei und John Baldeassari ein Künstler-Duo aus, von denen jeder je einen BMW M6 GT3 gestalten darf - diese Doppelgestaltung gab es bereits 1989 mit den Künstlern Michael Jagamara Nelson und Ken Done, die über einen M3 herfielen. Das 6er GT3-Coupé ist mit 430 kW/585 PS aus einem 4,4-Liter-V8-Motor die neue Speerspitze im Kundensport-Programm und wird ab 2016 auf der Rennstrecke zu erleben sein. Was die beiden Kreativen damit vorhaben, ist allerdings noch geheim, erst 2017 werden die bemaltem M6 debütieren. Man darf aber vermuten, dass es sich um mehr als nur ein wenig bunten Lack handeln wird.

Mit diesen beiden Künstlern wählte die Jury die jüngste und den ältesten Künstler, die je ein Art Car schaffen durften. Die 1978 geborene Chinesin Cao Fei ist bekannt dafür, Videokunst mit 3D-Animationen zu verknüpfen und der schon 84-jährige US-Amerikaner Baldessari zählt zu den bedeutenden Vertretern der Konzept- und Medienkunst. 1970 verbrannte er öffentlich seine bis dahin entstandenen Malereien und untersucht seither die Mechanismen der medialen Repräsentation. Er ist sich sicher: "Dies wird mein bisher schnellstes Kunstwerk werden" und betont, dass die Erschaffung von Kunst außerhalb der Museumsmauern allen Künstlern als Ziel dienen sollte.

Außerhalb des Museums werden die beiden Art-M6 wieder auf der Rennstrecke auftreten. Und BMW Motorsport-Direktor Jens Marquardt will damit aufs Treppchen: "Natürlich wollen wir mit den Art Cars um Siege kämpfen", bekennt er bei der Vorstellung der beiden Künstler und des Autos im New Yorker Guggenheim Museum, zu der sogar Vorstandsmitglied Ian Robertson angereist ist. Der Brite verantwortet die Bereiche Marketing und Vertrieb und ihm dürften die Art Cars als willkommene Werbeträger für die gesamte Marke dienen. "Wir wollten uns kulturell engagieren", so Robertson. "Die Werbung für andere BMW Modelle ist nur ein positiver Nebeneffekt und stand nie im Fokus", fährt der Brite fort - doch am Ende richte sich natürlich alles in einem Konzern auf den Verkauf aus.

Robertson betont außerdem, dass es zum 40. Geburtstag der BMW Art Car Collection - und zum 100. Geburtstag der Marke - an der Zeit sei, in die Zukunft zu schauen: "Die Fahrzeuge stehen für die Kombination von neuester Technologie mit inspirierender Kunst." Aber Moment mal - ein großvolumiger V8-Verbrenner ist die neueste Technologie? Warum hat man denn nicht BMWs Elektro-Flitzer i8 als neues Art Car ausgewählt? Ian Robertson geht damit konform, dass die Elektromobilität in Zukunft eine wichtige Rolle spielen wird. Allerdings sei das Autorennen ein wichtiger Bestandteil aller Art Cars. "Elektrische Rennen wie beispielsweise die Formel E sind noch nicht so populär" so der Vorstand, und böten nicht die große Bühne zur Präsentation der schönen Besonderheiten. Außerdem biete "der M6 eine wunderbare Leinwand für die Künstler" und der i8 sei ja auf jeden Fall schon ein Kunstwerk für sich.

Jan Menno Schmidt

Der Artikel "BMW Art Cars: Schnelle Kunst" wurde am 20.11.2015 in der Kategorie News von Jan Menno Schmidt mit den Stichwörtern Rennwagen, Motorsport, Lifestyle, News, veröffentlicht.

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