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Oldtimer im Jahr 2045 - Können heutige Autos Klassiker werden?

12. Oktober 2015, 17:13 Uhr
Hanne Lübbehüsen/SP-X
Welche Autos sind in 30 Jahren Klassiker? Diese Frage kann heute niemand abschließend beantworten. Fest steht aber: Es werden nur wenige Fahrzeuge überleben und das liegt nicht nur an der Elektronik.

Wer heute ein Auto aus dem 70er Jahren sein eigen nennt, der muss in den meisten Fällen den Vorbesitzern dankbar sein. Hätten sie nicht in den vergangenen 40 Jahren dafür gesorgt, dass das Fahrzeug trocken steht oder aufwendig gegen Rost geschützt wird, wäre der heutige Klassiker wie so viele Autos der Ära aufgrund der schlechten Stahlqualität einfach weggerostet. Heute könnte man so viel Weitblick haben und für künftige Generationen von Autoliebhabern das Gleiche tun. Aber geht das überhaupt? Der Autoclub AvD meint: nur bedingt.

Seit den 1980er Jahren hat sich die Bauweise von Automobilen völlig geändert. Während bei dem alten Blech nach einem Unfall oder bei einem Korrosionsschaden noch gedengelt, ausgebeult, gestückelt und geschweißt werden kann, ist das bei neuen Modellen meistens nicht möglich.

So bestehen moderne Karosserien beispielsweise aus einem Verbund aus Materialien mit unterschiedlichsten Eigenschaften, erklärt der AvD: elastische und hochfeste Stähle, teilweise in Verbindung mit Aluminiumteilen, Kunststoffen oder auch Kohlefaser. Karosserien werden geschweißt, gelötet, genietet, geklebt, verklammert - also so gefertigt, dass für die Reparatur Spezialverfahren und Werkzeuge notwendig sind.

Unfallreparaturen können so nur noch durch Tausch mit Originalteilen erfolgen. Wenn etwa im Türschweller aus Stahl ein Aluminiumstrang liegt, kann der nicht einfach gerichtet werden, wenn die Festigkeit erhalten bleiben soll. Sobald die passenden Ersatzteile nicht mehr erhältlich sind, ist die sachgerechte Reparatur nicht mehr möglich, warnt der Autoclub.

Die Ersatzteilversorgung sehen die Experten als generelles Problem: Denn oftmals könne in neuen Fahrzeugen nicht repariert, sondern nur als Ganzes getauscht werden. Als Beispiel nennt der Club Instrumententafeln, Lichtsysteme oder auch eine Tür: So bestehe das Portal eines Smart ebenso wie das von BMW i8 oder Audi TT aus einem Verbund gestanzter, geprägter, gezogener Aluminium, Kunststoff- und Stahlteile, die nur ersetzt, nicht aber repariert werden können. Diese Problematik betrifft auch Kunststoffteile wie Stoßfänger oder Verkleidung, die ihre Weichmacher verlieren, spröde und brüchig werden. 

Ebenso wie Ersatzteile werden auch elektronische Lösungen für ältere Fahrzeuge nur dann verfügbar sein, wenn das Fahrzeug attraktiv und mit gewinnversprechenden Stückzahlen verbreitet ist, glauben die Experten des AvD. Das könnte ihrer Meinung nach ein Todesurteil für Alltagsautos ohne Sammlerwert bedeuten, weil nicht nur die individuellen Elektronikbausteine nicht mehr verfügbar sind, sondern auch die genannten Quellcodes nirgendwo hinterlegt werden. So wäre eine Reparatur elektronischer Komponenten nahezu unmöglich.

Das Fazit der Experten: Wer seinen Klassiker mit in die Zukunft nehmen will, sollte sich also zum Beispiel beizeiten Ersatz-Steuerelektronik und Komponenten wie Schließanlage und Bordmanagement (Klima, Entertainment) zur Seite legen. Zudem sollte das Fahrzeug am besten ab der Erstzulassung umfassenden Korrosionsschutz, auch für die Hohlräume, erhalten. Ob dann in 30 Jahren noch Ersatzteile auch für den VW Scirocco oder nur für den Aston Martin DB9 erhältlich sind, das bleibt abzuwarten.

Der Artikel "Oldtimer im Jahr 2045 - Können heutige Autos Klassiker werden?" wurde am 12.10.2015 in der Kategorie News von Hanne Lübbehüsen/SP-X mit den Stichwörtern Oldtimer im Jahr 2045, News, veröffentlicht.

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