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Sonst noch was? - Man muss nur dran glauben

30. August 2015, 10:35 Uhr
Günter Weigel/SP-X
Jetzt hilft nur noch beten: Diesen Stoßseufzer nehmen manche Menschen durchaus sehr ernst. Wir haben unseren Zweifel, ob dies als Problemlösung tatsächlich funktioniert. Zweifel haben wir nicht daran, dass es mal häufiger Hirn vom Himmel regnen dürfte. Vor allem in den USA und in Köln.

Dieser Tage hat der rheinland-pfälzische Rechnungshof seine Landesregierung wenig dezent darauf hingewiesen, dass der Etat für Straßensanierung bei weitem nicht ausreichend sei und man auf Verschleiß fahre. Nämliches wird auch dem Bund immer wieder von den verschiedensten Stellen vorgeworfen und ist im Übrigen an vielen maladen Land- und Bundesstraßen für uns durchaus nachvollziehbar. Das übliche Heilmittel sind vermehrte kleine Reparaturen und, als Ultima Ratio, dann doch irgendwann eine ernsthafte Erhöhung der Etats, auf das erneuert werden kann.

Eine ganz andere Idee hat Tony Yarber. Der ist Bürgermeister von Jackson in Mississippi und twitterte mitten im heißen August der Südstaaten: Er sei fest davon überzeugt, dass man Schlaglöcher wegbeten könne. Moses hätte schließlich auch das rote Meer geteilt. Man müsse nur fest genug daran glauben. Es scheint da unten ziemlich heiß zu sein und wir sind uns nicht sicher, ob Mister Yarber immer den nötigen Sonnenschutz in Form eines breitkrempigen Huts aufhatte. Jedenfalls hegen wir doch den einen oder anderen Zweifel, ob das mit dem Beten wirklich nützlich sein kann, insbesondere wenn es um die Beseitigung  von Straßenschäden geht. Wir würden einer Vorführung, gerne via Live-Stream - der schädlichen Hitze wegen - aber durchaus zuschauen und geloben im Erfolgsfall, die frohe Kunde alsdann zu verbreiten.

So wie wir auch kundtun, dass, so man denn Umfragen glauben mag, die Autoindustrie eventuell auf das falsche Pferd setzt, wenn sie Internet und Auto zu sehr verknüpft. Jedenfalls hat die amerikanische Unternehmensberatung und Verbraucherschutz-Organisation J.D. Power in einer Befragung von immerhin 4.200 Autokäufern in den ersten drei Monaten nach Erwerb ihres neuen Gefährts herausgefunden, dass immerhin ein Fünftel der Käufer neue Serviceangebote oder Assistenten noch nicht einmal ausprobiert hatten. ,,Noch nie benutzt" lautet bei gut einem Drittel die Antwort auf Funktionen wie automatisches Einparken, Fahrzeug-Apps und sogar Head-up-Display. Auf Apple Carplay und Android Auto würden 20 Prozent beim nächsten Mal gleich verzichten; unter den zwischen 1977 und 1994 Geborenen negierten die neuen Features gar 23 Prozent. Als Begründung lieferten die Befragten die schlichte Erkenntnis, man finde es nicht nützlich.

In die Abteilung neumodischer Kram mit Nebenwirkungen fällt anscheinend in den USA auch das schlüssellose Fahren und der Start des Motors per Knopfdruck. Eigentlich soll dieses Feature das Autofahren leichter machen, weil man den Autoschlüssel in der Tasche lassen und trotzdem fahren kann. Man kann auch aussteigen, ohne das Auto auszumachen, obwohl das nicht sinnvoll ist. Das läuft dann eben weiter bis der Tank leer ist. Nur hat das anscheinend etlichen Fahrern in den USA niemand gesagt, was tragischerweise zu 13 Todesfällen wegen Kohlenmonoxid-Vergiftung in geschlossenen Garagen geführt haben soll, was hierzulande nicht einmal der ökologisch ausgerichtete VCD glaubt. Diesbezüglich könnte Bürgermeister Yarber seine Gebete erweitern, auf dass mehr Hirn vom Himmel falle. Daran scheint es doch häufiger zu mangeln, was dann mitunter zu abenteuerlichen Klagen führt und zwar stets in den USA, wie wir uns zu erinnern glauben.

Sicher bestätigen können wir aus eigener Anschauung, dass Köln zu Recht Deutschlands Stauhauptstadt geworden ist und diesbezüglichen Titelverteidiger Stuttgart auf Rang zwei verwiesen hat. Seltsamerweise geht diese Auszeichnung des Stillstandes damit einher, dass im Riesendorf am Rhein, einer Untersuchung der Unfallforscher der Versicherungen zu Folge, am meisten gegen Tempolimits verstoßen wird. Im Schnitt kam alle zwei Minuten ein Kölner mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit an einem Messpunkt vorbei. In Berlin war es zum Beispiel nur alle zwölf Minuten einer. Ob die neuerdings auffälligen Stadtrennen - gerne mit Carsharing-Autos - daran besonderen Anteil haben, wissen wir nicht, glauben aber, dass diesbezüglich die Lösung mit dem Hirn vom Himmel auch helfen könne. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.

Der Artikel "Sonst noch was? - Man muss nur dran glauben" wurde am 30.08.2015 in der Kategorie News von Günter Weigel/SP-X mit den Stichwörtern Sonst noch was?, News, veröffentlicht.

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