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Panorama: Mit dem neuen BMW Siebener in Manhattan - Big im Business

28. August 2015, 09:34 Uhr
Benjamin Bessinger/SP-X
Die Zulassungen in Deutschland sind wichtig fürs Prestige. Aber den dicken Profit macht BMW mit dem neuen Siebener zum Beispiel in Amerika. Nicht umsonst geht jede fünfte Luxuslimousine aus München über den Atlantik. Besonders Big im Business sind die Bayern in New York, weil der Siebener dort besonders gut hin passt.

Den 24. Oktober hat sich Paul Simon im Kalender rot angestrichen. Schließlich könnte das für den Verkaufschef von BMW of Manhattan der wichtigste Tag im Jahr werden. Denn am 24. Oktober bringen die Bayern nicht nur in Deutschland, sondern auch in Amerika den neuen Siebener auf den Markt. Und kaum irgendwo in den USA steht die große Limousine aus Germany so hoch im Kurs wie in den Straßen von Manhattan. ,,Vor allem die  Broker und Banker unten an der Wallstreet lieben dieses Auto", sagt Simon, der im Jahr rund 120 bis 150 Sieber verkauft und in den Wochen, in denen die Investmenthäuser ihre Boni ausschütten, oft auch mal drei, vier Verträge am Tag nach München meldet.

Der smarte Manager mit dem riesigen Showroom an der Ecke 57th Street und 11th Avenue ist guter Dinge, dass das Geschäft mit dem neuen Modell bald noch besser wird. Nicht umsonst hat er schon Dutzende Vorbestellungen in den Büchern. Das hofft auch Vertriebschef Ian Robertson in München, der schon jetzt jeden fünften Siebener über den Atlantik schifft und diesen Anteil nicht zuletzt angesichts des stotternden Wachstumsmotors in China gerne weiter erhöhen möchte.

Die Chancen dafür sind ganz gut, sagt Trudy Hardy. Und sie muss es wissen: Die Vertriebsexpertin hat für BMW in Amerika den ganzen Sommer über rund 140 so genannte ,,Closed Room"-Events organisiert, bei denen die lokalen Meinungsführer in intimen Runden schon einmal Probesitzen durften. In Luxusvillen in Los Angeles, auf Ranches in Texas in Golf Clubs in Florida oder in einem Showroom an der Wallstreet - überall im Land hat Trudy streng geheime Treffen abgehalten und den Siebener zum ,,Talk of the Town"  gemacht. Mit Erfolg: Allein von den 6.500 Teilnehmern haben über 1.000 ihr Auto schon bestellt.

Dass der Sieber in einer Stadt wie New York gute Karten hat, spürt man bei der Jungfernfahrt mit dem neuen Flaggschiff der Bayern auf jedem Meter. Nicht nur, weil ein entschlossenes, bisweilen aggressives, modernes und mondänes Auto einfach nach Manhattan passt, weil es mit seinem ganzen Chromornat von außen funkelt wie das Chrysler Building in der Abendsonne und weil die Ambientebeleuchtung mit 14.000 Effektpunkten im Panoramadach, LED-Leisten in den Zierkonsolen und einer Asphalt-Illumination wie ein roter Teppich aus Licht auf Knopfdruck so bunt und schillert wie das Lichtermeer am Times Square. Sondern auch, weil der Siebener eine Oase der Ruhe ist im Getümmel der Großstadt: Man muss sich nur in die Executive Lounge-Sitze fallen lassen, schon ist die Welt da draußen ganz weit weg. Dann noch die Vorhänge geschlossen, eines der rund ein Dutzend Massageprogramme gestartet und den Parfümsender aktiviert - und der Dauerstau auf der Park Avenue tut gar nicht mehr weh.

Dieses Gefühl, mittendrin und doch in seiner eigenen Welt zu sein, das kommt bei den Kunden an, weiß Simon. Von außen mag der Siebener kein großer Aufreger sein, räumt auch der Verkaufschef ein. Aber innen macht die Limousine einen riesigen Sprung: Lack und Leder sind vom feinsten, der Komfort für die Hinterbänkler ist größer als je zuvor in einem BMW und ohne jede barocke Opulenz bietet der Siebener nun ein Ambiente, wie man es bislang allenfalls bei Bentley oder Rolls-Royce erwartet hätte - oder eben bei der S-Klasse. ,,Da hatten wir einen gewissen Nachholbedarf", räumt Simon ein. ,,Aber jetzt gibt es keinen Grund mehr, einen Mercedes zu kaufen", sagt der Statthalter in den Straßen von Manhattan über seinen wichtigsten Wettbewerber.

Aber es gibt viele neue Gründe, den Siebener zu kaufen. Das neuartige Bediensystem zum Beispiel mit dem großen Touchscreen vorn, dem eigenen Tabletcomputer hinten und der Gestensteuerung vor der Mittelkonsole. Oder der neue Displayschlüssel mit seinem eigenen Touchscreen, der so groß und so wertig ist wie ein Smartphone. Wenn der auf dem Tisch liegt, können die Kollegen ihre neuesten Gadgets grad in der Tasche lassen. Zwei elementare Innovationen allerdings kann Simon anders als die Kollegen im Rest der Welt seinen Kunden für den Siebener nicht anbieten: Weder das Laserlicht noch die Fernsteuerung für das Parken sind in Amerika bislang erlaubt.

Dafür lockt er die Kunden mit dem ,,Autobahn Package", in dem die US-Organisation Assistenzsysteme die wichtigsten Assistenz- und Fahrdynamik-Systeme gebündelt hat. Schon der Name dieses Optionspaketes macht deutlich, wie BMW den Siebener in Amerika positioniert. Auch das Flaggschiff gibt ganz selbstverständlich die ,,Ultimate Drinig Machine" und ist bei allem Chaffeurskomfort in erster Linie ein Auto für Selbstfahrer. Das ist der zentrale Grund, weshalb sich die Kunden hier gegen eine S-Klasse oder einen A8 und für einen Siebener entscheiden, sagt Simon. Und es ist der Grund, weshalb nur 20 und nicht 40 oder 50 Prozent das Steuer aus der Hand geben - selbst in Manhattan.

Beim neuen Siebener werden sie es vielleicht künftig sogar noch fester halten. Denn auch wenn der Ruf der Rückbank in keinem anderen BMW lauter ist als in der Limousine, bietet der Luxusliner jede Menge Fahrspaß. 130 Kilo Karbondiät, Hinterachslenkung, Allradantrieb und dazu ein famoser V8 mit 450 PS und 650 Nm - wer da nicht gerne selbst fährt, dem ist auch nicht mehr zu helfen. Nicht umsonst ist der neue Siebener so handlich und agil, dass die Amerikaner kurzerhand die Standardversion gestrichen haben und nur noch den Li verkaufen.

Luxuriöser und trotzdem dynamischer - diese Kombination lässt die Wölfe von der Walstreet hellhörig werden. Aber das der Siebener auch bis zu 20 Prozent sparsamer wurde, das ist in der Kommunikation kaum der Rede wert. In einer Stadt, in der das Parken mehr kostet als das Tanken, ist den Menschen der Verbrauch herzlich egal. Erst recht, wenn es die Gallone Sprit gerade für unter 2,50 Dollar gibt, zuckt Simon mit den Schultern. Kein Wunder, dass auf 50 V8-Modelle bei ihm bislang nur ein Sechszylinder kam.

Mit dem neuen, 326 PS starken 740i muss er seinen Kunden also nicht kommen, genauso wenig wie mit den beiden Diesel im 730d mit 265 PS oder im 740d mit 320 PS, die in Deutschland das Gros der Zulassungen ausmachen. Und auch in den für 2016 versprochenen Plug-In-Hybriden setzt er keine großen Erwartungen: So gespenstisch leise, wie der 750i durch die Rushhour rollt, kann der e-Mode kaum mehr ein Fortschritt sein. Dass die Broker und Banker daheim tatsächlich Strippen ziehen, mag er sich kaum vorstellen und in den meisten New Yorker Parkhäusern  fehlen schlicht die Ladesäulen. Dann schon eher was mit mehr Leistung, sagt Simon und denkt dabei weniger an den V12, der selbst in New York nur eine Nebenrolle spielt, als an den Alpina B7, der in Amerika traditionell über das normale BMW-Netz vertrieben wird und bei Simons Kunden besonders hoch im Kurs steht. Genauso übrigens wie die Individual-Modelle. ,,Denn die New Yorker lieben alles, was gut und teuer ist und zeigen das auch gerne", freut sich der Verkaufschef.

Was ihm zu seinem Glück jetzt noch fehlt, ist ein Auto. Denn auch wenn der gemeine Siebener-Kunde bei ihm in der Regel nicht einmal eine Probefahrt macht - wie auch, wenn die Mittagspause keine halbe Stunde währt und man in der Stadt doch nur um Stau steht? -  auch dann muss man einmal im neuen Siebener gesessen haben, damit Begehrlichkeit entsteht.

Aber noch können Simon und seine 200 Kollegen im Verkauf ein bisschen durchschnaufen. Die wirklich wichtigen Interessenten waren im ,,Closed Room", prominente Stammkunden wie Yoko Ono, Kevin Beacon oder Tom Cruise kennen das neue Auto längst und alle anderen sind gerade ohnehin nicht in der Stadt: New Yorker, die sich zu Preisen von 81.300 Dollar aufwärts einen Siebener leisten können, flüchten im Sommer aus den Straßen von Manhattan. ,,Wer Geld hat, der ist jetzt draußen auf Long Island oder in den Hamptons und überlasst Manhattan den Touristen", sagt Simon. Aber bald ist die Schonzeit vorbei und zum Ende des Sommers kommen die Locals vom Land zurück: Pünktlich zum 24. Oktober.

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